
Bildung vertriige. Man findet namlich, dafs die linke
Halfte eines grofsen Blockes in drei parallele Banke ge-
theilt ist, wahrend die rechte Seite nur einen Rifs hat,
der sich zwischen die beiden der linken Halfte hinein-
schiebt, und daher im Profil Zickzack-Figuren zeigt.
Doch komme ich noch ofter auf die zerstreuten Fels-
trummer, die ich schon heute an verschiedenen Kuppen
mit dem Fernrohre sah, zuriick. HofFentlich werden wir
bald neue Aufschliisse iiber noch ganz unbekannle Be-
zieliungen des Riesengebirgs-Granits und seine merkwiir-
digen Gangmassen durch Herrn Professor G. Rose erhalten,
welcher im nachsten Jahre die Untersuchungen
da, wo er sie diesen Herbst abbricht, fortzusetzen ge-
denkt. Es traf sich so gliicklich, dafs wir eine Excursion
mit ihm zusammen machen konnten.
Die ungewohnlich starke Verwitterung dieses Gra-
nits, deren ich schon vorher gedachte, mufs ich noch
ausfiihrlicher beschreiben. Sie ist nicht allein in dem
ziemlich feinen Korn des Gesteins begriindet; denn dies
finden wir auch anderswo, ohne dafs der Granit dadurch
seine Festigkeit einbiifste; vielmehr diirfte der Grund
derselben in der chemischen Beschaffenheit der Gemeng-
theile, vielleicht auch in den ersten Bildungs-Momenten
liegen. Ich meine, dafs beim Erkalten des Gesteines
Einfliisse obwalteten, denen zufolge die Masse iliren fe-
sten Zusammenhang grofstentheils einbiifste, und dadurch
der Luft und dem Wasser zuganglicher wurde. Herr
Professor G. Rose, den ich dariiber noch sprach, sucht
auch einen Grund in der grofsen Menge des Albits,
welche hier im Granit vorkommt. Genug, der hiesige
Granit besteht in der Oberflache mehr aus aufgelostem,
als aus festem Gesteine. Man findet, wie schon erwahnt,
diese Aufldsung haufig bis auf mehrere Klafter tief rei-
chend, wie man das sehr schon hinter den unmittelbar
an grofse verwitterte Felswande sich lehnenden Hausern
von Hennsdorf sehen kann, zum Beweise, dafs sie nicht
allein von oben allmalig eingedrungen seyn kann, sondern
schon von innen vorbereitet seyn mufste. Die Auf-
losung eines Gesteins, wie z. B. des Basaltes, welche nur
allein von den Atmospharilien bewirkt wird, ohne dafs
eine mechanische Disposition da ist, verlialt sich ganz
anders; sie riickt nur sehr langsam vor, und kann nicht
eher weiter in das feste Gestein eindringen, bis nicht
der Verwi t terungs -Mantel , der selten mehr als einige
Linien Dicke hat, abgeworfen ist. Nie sieht man
die Verwitterung iiber diesen Mantel hinausgehen.
Diese interessante Verwitterung des Granites bieiet
sich am Schonsten dar in Holilwegen, oder an Berg-
stiirzen, wie eben z. B. hinter den Hausern von Herms-
dorf, wo grus - und sandahnliche Massen herausge-
holt werden. Man findet hier mit jedem Schritte andere
Erscheinungen. Bald ist das Gestein schon in einen
feinkornigen Grus oder Grand iibergegangen, der
unmittelbar zu einem gedeihlichen Pilanzenboden dienen
konnte, offers aber auch zu grob, fest und kiesig ist,
als dafs er einen guten Boden giibe; bald zeigt es noch
einigen Zusammenhalt, so dafs man es erst mit dem
Stocke zerstofsen und in groberen Grand verwandeln
mufs; bald findet man inmitten der ganz aufgelosten
Massen Schniire von Feldspath-Krystallen, welche zwar
zersprungen sind, aber doch noch Zusammenhang genug
haben und schon von Weitem erkannt werden konnen.
Ich sah sie meistens an der Absturzflaclie von oben nach
unten sich ziehem Dafs diese Feldspath-Krystalle iiber-
haupt mehr Festigkeit besitzen, als die Granitmasse, in
welcher sie stecken, erwahnte ich schon friiher. Es
findet daher hier gerade das umgekehrte Verhaltnifs^
statt, als bei uns in der Ebene und an den meisten an-
stehenden Graniten Deutschlands. Bei diesen wittert
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