
beim Weggehen, dafs die einzelnen Tropfen sich in sanf-
ten Regen verwandelt hatten. Dieser wurde immer
starker, und als wir in Pleischwitz ankamen, waren wir
schon ziemlich nafs, nahmen aber, um mit den nassen
Kleidern in Bewegung zu bleiben, das freundliche Aner-
bieten des Herrn Oberamtmannes, uns fahren lassen zu
wollen, nicht an. Es regnete immer starker und starker,
und bald fanden wir Ursache zu bereuen, dafs wir
das Fuhrwerk nicht angenommen hatten; der Regen
flofs zuletzt in Stromen, und wurde von dem starken
Sturmwinde selbst durch meinen Makintosh gepeitscht,
der bald anfing inwendig feucht zu werden und meinen
Rock allmalig zu durchweichen. Der fette Lehmboden
wurde immer weicher und weicher, der Schritt wankte
haufig, und nur der kraftige Stock bewahrte uns vor
ofterm Hinfallen.
Da war nun an grofse Untersuchungen und Beobach-
tungen nicht mehr zu denken. Wir hatten genug zu
thun auf unsern Weg zu sehen und Hals und Kopf vor
dem heftig eindringenden Regen durch Tiicher und
Miitzenklappen zu verwahren. Nur die Gegenstande,
welche dicht neben dem Wege waren, traten noch deut-
lich hervor. Dazu gehorte denn auch die alte Eiche
hinter Pleischwitz, derentwegen ich eigentlich den grofsen
Umweg gemacht hatte. Sie steht einige 100 Schritte
hinter dem Dorfe auf freiem Felde, und war vor Zeiten
gewifs in Gesellschaft zahlreicher Genossen, die aber
alle vor ihr dahinstarben. Gopper t , welcher vor Kur-
zem auch hier war, hat sie auf 2000 Jahre geschatzt! *)
*) Dies Facit ist gar nicht so unglaublich. In der Nahe
meines Wohnortes, Neustadt-Eberswalde, steht rechts hart
am Wege, welcher von der Stadtseite her nach dem Schiiz-
zenhause hinauffiihrt, etwa 9 0 - 1 0 0 Schritte unterhalb des
letztern, da wo alle humosen und lehmigen Theile vori dem
Leider war sie ihrer Hauptzierde, des starksten Astes,
schon seit einigen Jahren beraubt, worden. Aus diesem
Aste allein wurden, aufser 2 Fudern Abraum,
9 Klaftern Holz geschlagen, und das Ende hielt dann
doch noch 3 Klotzer, welche auch auf 3 Klaftern ange-
schlagen werden konnten!! Die beiden noch vorhande-
nen Aeste enthalten wenigstens eben so viel. Ware der
ganze Stamm noch fest, so konnte man diesen auch auf
10 —15 Klaftern anschlagen. Es hat also gewifs eine
Zeit gegeben, zu welcher der Stamm voile 30 Klaftern
enthalten hat. *)
Berge her zusammengespiilt werden, eine Buche, eine der
grofsten welche ich je sah; nach den eben mit meinem Collegen
Schne ide r vorgenommenen Messungen hat sie 173" Ura-
fang, also nahe an 5' Durchmesser, und zwar 5' iiber dem
untersten, d. h. am Berge stehenden Theile des Stammes ge-
messen. Wir kerbten die (f" dicke) Rinde und die aufser-
sten 20 Jahresringe ein, welche letztern grade 1" mafsen.
Wenn wir die Jahresringe durch und durch von gleicher
Starke annelimen, so wiirde, da der Halbmesser ohne Rinde
2 6 betragt, eine Zahl von 535 Jahresringen lierauskommen.
Unter den innern Ringen sind aber gewifs viele starker, und
wir konnen darauf die 35 plus den noch unterhalb der Stelle,
wo das Mefsband angelegt wurde, befindlichen rechnen; dann
blieben noch 500. Das Stammende ist ganz hohl, und auch
bis zur abgebrochenen (etwa 60' hohen) Spitze sind iiber-
all anbriichige Stellen. Dennoch hat der Baum eine hub-
sche Krone, und besonders nach der vom Berge abgekehrten
Seite stehen lange und gesunde Aeste, die wohl noch einige
Generationen begraben sehen werden.
*) Eine bedeutende Hohe hat diese Eiche nicht; der ab-
gebrochene Ast soil bis 70' hoch gewesen seyn. Eichen von
so bedeutender Hohe , wie sie z. B. in dem tiefgriindigern
Gebirgsboden vorkommen, sieht man iiberhaupt in den Oder-
waldern nicht, wahrscheinlich weil der flache Wasserspiegel
dem Eindringen der Wurzeln Schwierigkeiten entgegengesetzt.