
Verjiingung der Eiche erfolgt oft auf dieselbe Weise, in-
dem schon 6 jahriger Stockausschlag, besonders von recht
alten kraftigen Stocken, daumendicke Eicheln tragt. Viel
sicherer und leichter gelangt man hier aber zur Eichen-
Verjiingung auf eine, gewifs noch wenig bekannte Weise.
Ja, es wird sogar noch ziemlich allgemein an der Mog-
lichkeit einer solcherYerjiingung gezweifelt. Es we r den
natii cl iche Senker oder Ableger von Lo-
den im 3ten J ahre gebi ldet . Die beiden ersten
Jahresschiisse legt man in die Erde, macht einen schwa-
chen Kerb, so dafs es nicht splittert, und bringt dann
den dritten Trieb in die Hohe; um ihn zu halten, wird
von beiden Seiten ein Rasenstiiclc dagegen gelegt. Nach
4 Jahren kann schon die Yerbindung mit dem Mutter-
stock abgestofsen werden; denn die junge Pflanze ist
vollstandig bewurzelt. Auf einem weniger kraftigen Boden
wiirde diese Operation schwerlich gelingen! So bil-
det z. B. auch die Buche nicht immer Senker; denn auf
Siidhangen, wo die niedergelegten Zweige leicht trocknen,
bewurzcln sie sich nicht. Herr Oberforster Vorlan-
der soli auch noch Ycrsuche eingeleitet haben, durch
unterdriickte Eichenstammchen, die aius Schonungen ge-
nommen wurden, die vorhandenen Liicken auszufiillen,
indem er darauf rechnet, dafs das an solchen 5tamm-
chen besonders stark entwickelte Wurzelsystem sich vor-
ziiglich gut fiir den Niederwald eignet. Es ist ein ganz
richtiges Prinzip, wenn man durch haufiges Yerpflanzen
die Wurzelseiten auszubilden sucht.
Um recht kraftige Ausschlage zu erlangen, haut man
die Eichen aus der Erde heraus, und zwingt dadurch
die starken und sehr oberflachlich liegenden Wur-
zeln Loden zu treiben. Es ist dies also eine Art von
Wurzelbrut, die aber erst nach dem Hiebe erfolgt (wahrend
eigentliche Wurzelbrut gewohnlich schon wa h rend
des Lebens des Stammes treibt), und gewifs
auch nicht zu den gewolmlichen Erscheinungen gehort.
Viele Forst - Schriftsteller schreiben ja vor, die Eiche
nicht zu tief zu hauen, weil unter der Erde gar kein
Aussclilag erfolge. Diese Loden erlangen oft schon in
16 Jahren eine Hohe von 30 — 40' und fast Schenkel-
dicke! Im vierten Jahre sind sie meistens schon dem
Maule des Viehes entwachsen, und dann wird dies auch
wieder zugelassen. In einigen Jahren tritt aber gewohnlich
schon der vollstandige Schlufs des Holzes ein und
der Graswuchs lafst nach.
Die Gelegenheit, solche Hauberge in den verschie-
densten Zustanden zu sehen, wiederholle sich heute
noch recht oft. Ganz eigenthumlich machen sich die
noch mit Frucht bestandenen in weiter Feme. Die
Kornstreifen ziehen sich wie weifse breite und schmale
Bandstreifen an den Bergen hin. Die breiten gehoren
den Wohlbabendern, die schmalen den Aermern.
Der grofse Weg, welchen wir heute noch machten,
der uns durch die Reviere Liitzel, Heinchen, Keppel
fiihrte, war in anderer Hinsicht noch belehrender. Wir
sahen die Buche im Hochwalde in den verschiedenen
Perioden der Verjiingung, wir sahen Fichtenanlagen,
kleine Horste von Kiefern, Lerchen, Torfstiche u. dergl.
Es ist doch ein hoehst erfreuliches Gefiihl, wenn man
sich so unzweideutig von den Vortheilen einer geregel-
ten Waldwirthschaft iiberzeugt, im Gegensatz gegen das
willkiihrliche und planlose Treiben, welches in den vor-
hergegangenen Tagen nur zu oft da gewesen war. Am
meisten Bewunderung flofst einem die Buchenzucht auf
so ansehnlichen Hohen *), wie man sie hier haufig hat,
*) Am Rhein habe ich die Buche nicht holier gesehen,
sie geht aber im Hundsriick, im Reviere Tronecken, wie ich
von Herrn Polch, einem meiner jetzigen Zuhorer, der dort
auf dem Reviere war, hore, noch holier. An dem hochsten