
machen ihn ebenfalls zu einem der sehenswiirdigsten
Punkte im Gebirge. Die ganze Stadt Berlin hatte darin
Platz, wenn man die Hauser neben einander setzen und
an den Bergwanden und im Grunde vertlieilen konnte.
Die Felswande diirften an dem breitesten Theile des
Grundes wohl iiber 1000 Schritte von einander abste-
hen. Nach unten nahern sie sich aber einander so, dafs
das Thai an vielen Stellen kaum 20—50 Schritte breit
ist. In dem nordwestlichen Einschnitte stiirzt die kleine
Lomnitz mit zahlreichen Cascaden herab, und nimmt in
der Tiefe ein malerisches Bette zwischen Felsstiicken
und schonen Baumgruppen ein, auch bier viele kleine
Wasserfalle, oft mehrere neben und iibereinander bil-
dend. Der Wanderer mufs bald auf das rechte, bald
auf das linke Ufer liiniiber, je nachdem ihn die rechts
oder links vortretenden Felswande einzwangen.
Da, wo wir in den Melzergrund hinabstiegen, war
die iippigste Vegetation und eine reiche Flor. In we-
nigen andern Gegenden des Gebirges habe ich es so
wieder gefunden. Bei langerem Aufenthalte und miih-
samerem Herumsuclien liefse sich gewifs hier noch Neues
genug finden. Sollte hier nicht auch Py ru s A r ia , welche
im nahen Elb- und Riesengrunde wachst, irgendwo
stehen? Er soil hier nur immer als Strauch von 3 4
Fufs Ilolie vorkommen (Wimmer). Von ausgezeich-
neten Gebirgspflanzen fanden wir: Gentiana asclepiadea,
Cacalia albifrons, Prenanthes purpurea\ Uvularia am-
plexifolia, Actaea spicata, mehrere blaue Aconita, Pri-
mula minima, Ranunculus aconUifolius, Conyza squar-
rosa. Sie standen am Reichlichsten unter dem Schutze
des Knieholzes und einzelner Felsblocke. Die gewiihn-
lichsten Gewaehsc, welche hier herrschen, sind: Aira
cespitosa, Avena Jlexuosa, Hypericum quadrangulare,
Rubus Idaeus. Weiter unten am Hange, und an verschiedenen
Stellen neben der Lomnitz wachst Daphna
Mezereum, Epilobium alpinum, Veronica montana und
Corallorrhiza innata, welche als Seltenheiten hier vorkommen
sollen, fanden wir nicht. Das Knieholz geht
bis in den Grund hinab, und erstreckt sich auf der Sohle
desselben noch ein gutes Ende an den feuchten, stei-
nichten Ufern der Lomnitz hin. Dieser Thalgrund wird
nach Hrn. Forstmeisler P e rs c h k e , mit Riicksicht auf
die benachbarten gemessenen Hohen, immer noch nahe
an 3680 Fufs Meereshohe haben. Es ist dies also vielleicht
der niedrigste Punkt, bis zu welchem das Knieholz
am Hochgebirge herabsteigt. Das letzte ist mit
Birken untermischt. Anfanglich liegen diese noch kriip-
pelhaft an der Erde. Weiterhin erheben sie sich aber
allmalig und bilden recht malerische Stamme. Weiter
unten finden sich nach und nach auch Ahorne ein,
anfanglich nur von 20 — 25 F., spater stattliche Baume
von 40 — 50 Fufs Hohe, und zuletzt die schone Buche.
Je mehr nun das Thai sich verengt und sich senkt,
desto kraftiger wird das Holz. Ich habe schon bei der
Gelegenheit, als ich die schone Zirbelnufskiefer im Sclilofs-
garten von Warmbrunn beschrieb, erwahnt, dafs sich
dieser interessante Baum im Riesengebirge leicht wiirde
einbiirgern lassen, und dafs der Melzergrund sich am
Besten zu den Versuchen eignen wiirde. Es giebt hier
so viele Stellen, welche mannigfaltige klimatische Ver-
haltnisse, sonnige und schattige Expositionen, trocknere
und frischere, flach- und tiefgrtindige und dergl. dar-
bieten, dafs, wenn der Versuch auf m eh re ren zu-
gleich unternommen wiirde, gewifs der eine oder andere
gelingen mufste. Die Hauptsaehe ist, dafs hier die
Vegetation iiberall sehr spat erwacht, dann aber auch
ohne Storung vollendet wird.
Es wurde uns heute sehr spat, und ich konnte wenig
von den hiibschen Bestanden auf dem Wege nach
Wolfshau sehen. Bei der mehr nordlichen Wendung der
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