
wegen der Ebene und des mangelnden anstehenden Ge-
steins wenig Belehrendes darbietet. Was wir am Wege
sahen, war nur Eiche und Buche. Auffallend waren mir
mehrere 20jahrige Eichenstamme auf Kalkboden, welche
so weifse Rinde hatten, dafs ich sie anfangs fiir Birken
hielt, und erst, nachdem ich wiederholt andere gesehen
hatte, ihre wahre Natur erkannte.
Den Nachmittag benutzten wir, um von Detmold aus
die historisch-wichtigen Orte dieser Gegend zu besuchen,
und auch schon einen Begriff vom Teutoburger oder
Lippe’schen Walde, diesem hochsten und nordlichsten
Auslaufer des Egge-Gebirges, zu bekommen. Ein Fiih-
rer brachte uns durch einen der angenehmsten Theile
der freundlichen Stadt und der besonders durch schone
Baume ausgezeichneten Umgegend gleich zu einem Arme
des diisteren Waldgebirges. Der schon merklich herbst-
liche Tag, die Stille des Waldes, die dunkele Stellung
der Buche und ihre duster bemoosten Stamme, so wie
der ungeheure, jetzt noch 5' hohe Steinwall, welcher
einen etwa 200 Schritte im Durchmesser haltenden ver-
tieften Ort einschliefst und fiir den Ueberrest eines fe-
sten Romerlagers gehalten wird, bereiteten das Gemiith
wiirdig zu den Betrachtungen vor, welche sich dem
Wanderer auf der Spitze des Berges, der Grotenburg,
aufdrangen. Yon Eichen ist hier freilich wenig zu sehen,
und wenn die Historiographen behaupten, dafs der
Sturm wahrend der Hermannsschlacht in den Wipfeln
der Eichen gebraust haben soli, so ist dies entweder ein
Irrthum, oder es war damals anders im Walde. Dafs
sich die Natur des Waldes in Deutschland an vielen Or-
ten gar sehr geandert hat, dafs namentlich die Eichen
immer mehr im Verschwinden sind, werden wir noch
ofter zu sehen Gelegenheit haben.
Wir fanden auf der Grotenburg eine Menge Men-
schen, unter Leitung eines jungen Baumeisters, mit den
Arbeiten zum Hermann ’s -Denkmal *) beschaftigt, welche
am 25. August d. J. mit der Legung des ersten Stei-
nes begannen. Da der (Quader?) Sandstein hier gerade
ziemlich murbe war und ein Nachsinken befiirchten las-
sen mufste, so hat man eine kreisrunde Stelle von 68'
Durchmesser 6' tief ausgehauen, und war beschaftigt diese
mit Quadern und Platten eines festeren Sandsteins aus-
zumauern. Im Mittelpunkte bleibt eine in die Tiefe
fiihrende Oeffnung fiir den Blitzableiter, aus welcher wir
die Beschaffenheit des Untergrundes kennen lernten. Auf
diesem festen Unterbau soil sich eine, aus demselben
Sandstein gearbeitete, Rotunde von 58' Durchmesser und
6 8 ' Hohe erheben, welche den 4' hohen Kupfersockel
mit der 40' hohen Figur des Arminius tragen wird. Der
Cherusker-Fiirst wird mit ausgestrecktem Arme das weit-.
hin blitzende Schwert gen Himmel halten. Die Modelle
von Herrn von Bandel aus Anspach sind schon zu
sehen. Yon Kiinstlern wird ihnen auch Lob ertheilt.
*) Am Ende des Jahres 1841, da ich dies wieder lese,
ist das Denkmal noch nicht vollendet. Man ist sogar iiber
manche Einzelnheiten desselben noch nicht einig, so wurde
z. B. noch kiirzlich der Vorschlag gemacht, die Rheinlande
mochten, da immer noch nicht die Mittel zur Ausfiihrung des
Denkmals zusammen sind, das grofse blitzende Schwert zur
Statue liefern, und die Westphalen den Schild, eine Idee, die
gewifs Anklang finden wird. Die Einweihung des Grund-
steins ist unlangst mit grofser Feierlichkeit begangen worden.
Seitdem werden die Sammlungen zur fernereil Fort-
setzung der Arbeiten auch wieder ernsthafter betrieben. Id
Baiern sind sogar die Gensdarmen, welche am Meisten auf
dem Lande herumkommen, autorisirt, Gaben anzunehmen. Bei
uns wurden gewifs auch mehr Beitrage fiir das acht nationale
und so hochst wichtige Unternehmen eingehen, wenn es ofter
angeregt wiirde; Viele wissen aber gar nichts dayon, und
ob, wo oder wie ein solches im Werke ist.