
wo nicht die wenigen nackten Klippen den Anbau ganzlich
verbieten. Es wiirde hier vielleicht auch Versum-
pfung entstehen, wenn das Gestein irgendwo ein Plateau
bildete. Dies ist mir aber nirgends bekannt ge-
worden. Die Berge sind iiberall steil und gewolbt, otters
sehr scharfe Kamme bildend. Die Wasser -Anzie-
hung des Hornblende - Gesteins zeigt sich bei diesem
Gabbro in der Menge von Quellen. welche aus demselben
entspringen.
Der Zweck meiner Reise iiber Volpersdorf war, den
Herrn Oberforster Zebe, dem ich viele schone Nach-
richten iiber Forstinsekten verdanke, personlich kennen
zu lernen. Fortuna hatte mir dies aber nicht so ganz
leicht machen wollen, denn es gab vorher noch ein klei-
ncs Abenteuer zu bestehen. Schon als ich von dem
eine Stunde entfernten Dorfe, wo ich meine Sachen hatte
ablegen lassen, nach der einsamen Oberforsterei abgegan-
gen war, ling der Himmel an seine linstern Mienen, mit
denen er mich bereits von Mittag an beunruhigte, in
Thranen aufzulosen. Ich langte ziemlich nafs im Hause
der Oberforsterei an, und — traf Niemand zu Hause.
Es war am Sonntage, und auch das Gesinde, bis auf ein
Dienstmadchen, war ausgegangen; mir blieb daher nur
die Wahl zwischen Weiterreisen und geduldig Warten.
Beides hatte seine Schattenseiten. Um weiter zu rei-
sen, waren Pferde nothig, und die konnten auch nicht
in der ersten Stunde geschafft werden. Der Wunsch,
meine Geduld einmal zu versuchen, und auch der neuen
Bekanntschaft, die ich lange schon gewiinscht hatte,
nicht verlustig zu gehen, siegte daher. Da der Herr
Oberforster schon an die Moglichkeit gedacht. hatte, dafs
ich ankommen konnte ohne ihn zu finden, so hatte er
den Herrn Amtmann ersucht, dafs er fur meine Kurz-
weil sorgen mochte. Jedoch zog ich es heute vor, lie-
ber trocken oder wenigstens halbtrocken mich zu langweilen,
als ganz nafs — denn das ware ich sonder Zwei-
fel auf dem langen Wege nach dem Dorfe geworden —
in der interessantesten Gesellschaft zu verweilen. Ue-
berdies versicherte der weibliche Merkur, welcher sich
jetzt auf den Weg nach Neurode machte, wohin der
Herr Oberforster in Geschaften gefahren war, dafs sie
die Herrschaft noch vor’m Dunkeln zuriickholen wiirde.
Das schien mir freilich gleich etwas problematisch, denn
es war schon 5 Uhr vorbei, was bekanntlich bei dieser
Jahreszeit und bei solchem Wetter nicht mehr friih
heifst, und ich hatte ja die Entfernung von Neurode,
durch welches ich Mittags gekommen war, auch kennen
gelernt. Ich dachte aber: Du kannst es im Trock-
nen mit ansehen. Aber eben das war mir nicht einge-
fallen, dafs es mit dem Sehen nun bald zu Ende gehen
wiirde. Es war rabenschwarze Nacht geworden, und
ich hatte natiirlich kein Licht; denn meine Vice-Wir-
thin hatte es ja fiir unmoglich gehalten, dafs der Herr
Oberforster mit seinen raschen Pferden nicht vor Nacht
zuriickkehren sollte. Ich weifs nicht, ob einer oder
eine meiner lieben Leser oder Leserinnen schon in einer
ahnlichen Lage sich befand. Mir war es ganz eigen zu
Muthe, und ich mufste mich manches Mai erst wirklich
besinnen, ob ich auch wachte )— mag auch wohl seyn,
dafs ich durch die Miidigkeit des Tagemarsches eingela-
den und unter Begiinstigung der Dunkelheit wirklich
dann und wann etwas nickte. Man denke sich eine
einsame Gebirgsgegend, die ich eben so wenig wie das
Haus und seine nachste Umgebung Zeit gehabt hatte,
ordcntlich bei Lichte kennen zu lernen. Denken Sie
sich die heilige Stille, die nur durch das ferne Bellen
der Dorfhunde und durch das Peitschen des Regens gegen
die Fenster dann und wann unterbrochen wurde,
und dann Ihren Reisenden in der Belle Etage sitzend,
wo er kaum die Thure der Stube, viel w’eniger die