
ganz besonders die ausgedehnte bruchige Iserwiese. Die
Nord- und Ostwinde sind fast gar nicht durch vorlie-
gende Berge abgehalten, nur nach Westen finden sich
solche. Der freie Platz und die Forsterei werden als
Wiesenland vom Forster benutzt, und jahrlich anima-
lisch gediingt.
Mittwocli friih begrfifste uns das schonste heiter-
ste Wetter. Es entstand in mir ein schwerer Kampf;
denn wir hatten noch die Besichtigung von Flinsberg
und Greifenstein, wo uns der Herr Kameral-Director er*
wartete, vor, auf der andern Seiie aber entstand in mir
das Bedenken: ob ich wohl bis Frcitag, dem schon zu
meiner Riickreise in die Heimath festgesetzten Termine,
mit den zahlreichen noch abzumachenden hauslichen Arbeit
en fertig werden wiirde. Die letztere Riicksicht
siegte, und wir gaben einen Theil der Reise auf, indem
ich mich damit trostete, dafs jene Gegenden doch ei-
gentlich nicht mehr zum Riesengebirge gehoren, und
wohl noch ein anderes Mai besucht werden konnten.
Wir entschuldigten uns in einem Schreiben bei dem
Herrn Director, und traien, nachdem wir noch bis zur
Iserwiese gegangen waren, den Riickweg an. Auf dem
kurzen Wege zur Iserwiese kommt man iiber die, nur
aus wenigen Hausern beslehende Glashiitte Carlsthal.
Ein ]unger Cliemiker, Herr Pohi , welcher ihr vorsteht,
hat ihr einen Ruf verschafft; ich konnte mich indessen
nicht aufhalten, um hier von der Fabrikation und den
schonen Farben etwas zu sehen.
Die Iserwiese hat grofse Aehnlichkeit mit den See-
feldern in der Grafschaft Glatz, liegt auch ungefahr in
derselben Hohe — 2400 F. — Sie hat aber einen rau-
heren Charakter, weil sie von alien Seiten offen ist, nur
mit Ausnalime der westlichen. Hier wird sie durch
eine hohe und steile Bergleline begrenzt, an deren Fufs
die Iser mit reifsender Schnelligkeit fiber Steine und
Felsstficke stromt. Daher kommt es, dafs man hier
nichts mehr von allem Dem findet, was dort noch
wachst. Weder von Hafer, noch von andern Culturge-
wachsen sieht man hier etwas. Kein Obstbaum gedeiht
hier, dessen ich doch selbst noch in dem, fiber den See-
feldern liegenden Grundwald erwahnte. Eben so wenig
sieht man hier eine Spur von unserer gemeinen Kiefer,
welche sich merkwfirdigerweise bis zu den Seefeldern
hinaufgestohlen hat. Daher kommt es auch wohl, dafs
hier das Knieholz *) einen Habitus hat, als wenn es
oben auf dem Kamme des Riesengebirges stiinde, wahrend.
es auf den Seefeldern und ahnlichen geschfitzten
Punkten sich zu so bedeutender Hohe erhebt, dafs man
eine eigene Species (P . uliginosa) daraus hat machen
wollen (s. Ilte Reise pag. 298. und 304.). Indessen
kommen doch auch schon auf der Iserwiese Exemplare
vor, die sich ungewohnlich stark erheben (bis 8 — 10
Fufs), und denen beim Hintersten Glaser ahneln. Es
ist mir aufgefallen, dafs das Knieholz keine so gesunde
Farbe hat, wie auf den hochsten Punkten des Kammes:
die Nadeln sind weniger saftig und frisch, die Aeste
*) Das Kniebolz steigt hier so weit herab, wie nirgends
im Riesengebirge, erreicht auch vielleicht die niedrigsle Hohe,
die es iiberhaupt nur an den Orten, wo es entdeckt ist, ein-
nirarat. Nach den Mittheilungen des Herrn Forstmeisters
Perschke liegt eine gute Stunde von den Kammhausern
des Flinsberger Reviers (2897 F. hoch, Graf von Sehwe i -
nitz), und wenigstens 600 F. tiefer als diese, in siidwestli-
cher Richtung eine Sumpfflache von 80—100 Morg. Grofse
an der Iser; hier wachst noch Knieholz, also hochstens bei
2300 F. Meereshohe. W immer giebt das Vorkommen auf
der Iserwiese nach Lutz 2350 F. an.