
„das Hiddeser Beent44. So geht der Sand bis hinter
Eichenkrug fort, und dem zu Fufse Reisenden, selbst
wenn er in der Mark zu Hause ist, wird der liebe Lands-
mann doch bald recht lastig. Einige Aufheiterung ge-
walirt einem noch die Aussicht rechts auf die ferne Kette
der Wescrgebirge, welche ziemlich parallel mit dem Teutoburger
Walde lauft. Die ganze Gegehd ist sehr be-
baut, und die ubcrall aus dem schonen Grim freundlich
liervorguckenden rothen Dacher geben der Landschaft
ein sehr liebliches Ansehen. Auch fanden wir ganz
in der Nalie Beschaftigung genug, indem wir bald die
Gewachse untersuchten, welche in den lebendigen Hek-
ken am Wege yorkommen, bald in einigen liegenden
oder abgestandenen Holzern das Vorkommen von Forstinsekten
in diesen Gegenden zu beobachten Gelegenheit
11 ah men. Ilylesimis piniperda ist hier uberall schon ge-
mein, so einzeln die Kiefer auch vorkommt, und so jung
die kleinen Horste auch meist noch sind. Bostrichus
villosus (den achten F a b ric iu s ’schen) fand ich ganz
unerwartet in einem Stiicke Eichenholz, und hatte da-
bei die Freude seine Brut und seine Gange, die mir frti-
her noch nicht so ordentlich bekannt gewesen waren,
kennen zu lernen. Es sind 2 — 3" lange Wagegange,
von denen die Larvengange auf- und abwarts steigen.
Die meisten Kafer waren noch ganz weich und aufser-
dem lagen noch viele Larven und Puppen. Der Kafer
mufs also sehr spat angeflogen und durch das kalte Wetter
aufgehalten worden seyn, oder er hat gar zwei Bru-
ten gemaclit, was mir indessen unwahrscheinlich vorkommt.
Den eigentlichen Bestand der Hecken bilden Roth-
buchen und Weifsbuchen, ferner Weifsdorn, Schwarzdorn
und Brombeeren. Seltener sieht man wilde Birnen, Mas-
holder und Haseln darin. Ilex Aquifolium drangt sich
ziemlich haufig daraus hervor, oft als 5' hoher und unten
2—-3" dicker Stamm. Auch Arum maculatum ist
hier nicht seiten, und unter Allen erfreut durch seinen
herrlichen Geruch am Meisten das uns Nordlandern nur
aus Garten bekannte Caprifolium ( Lonicera Periclyme-
num)', es soil indessen nach Hrn. Saxe sen’s Versiche-
run'g schon am Vorharze und in Holstein keine Seltenheit
mehr seyn.
In Eichenkrug rasteten wir ein wenig und erfuhren
von dem Wirthe Kaiser, welcher mit Leinwand han-
delt, so Manches iiber diesen wichtigen Artikel, der aus
der Gegend unter dem Namen: „Bielefelder Leinwand44 ge-
fuhrt wird. Man sclieut sich in der ganzen Gegend vor dem
Verfalschen mit Bauinwollc, oder die Leute verstehen
vielmehr das Einspinnen derselben gar nicht. Als einen
erfreulichen Beweis der Ehrlichkeit der Westphalen mufs
ich anfuhren, dafs mir Kaiser , obgleich ich meine Un-
kundc in dicsem Geschaftszweige olfen bekannt hatte,
ein Stuck Leinwand verkauftc, welches zu Hause als
sehr preiswiirdig und wohlfeil crkannt wurde.
Ueberall wird hier Flachsbau getricben, besonders
auf den feuchteren lehmigen Feldern.
Ein Paar Stunden vor Bielefeld kommt man von Neuem
in den festen Lelim, und hier finden sich auch wieder
haufig die Steinbriiclie, wie ich sic schon vorher beschrie-
ben habe. Dicht vor der Stadt ist einer, der sich besonders
durch rothe, blaue und gelbliche schiefrige Thon-
massen, die wie der Kalkstein geschichtet sind, auszeich-
net. Die kleine Bergkette, welche sich bis dicht an
die Stadt zieht, hat auf ihrem Riicken ebenfalls Kalkstein-
briiche, aus denen sich unzahlige kleine, aber sehr deutliche
Trochiten ablosen.
F r e i t a g d e n 1 4 te n . In der Hoffnung heute auf
dem Wege noch einige Formationen genauer studiren zu
konnen, machten wir uns zu Fufs auf gen Lippstadt.
Bald waren aber die wenigen Steinbriiche siidlich von