
der aus Stockausschlag erzogen war, zu sehen. Der
Einflufs des Kalksteins auf die Buche zeigt sich hier im
giinstigsten Lichte, denn der Boden ist nicht einmal
tiefgriindig zu nennen. Die Stangen konnten hochstens
15 Jahre alt seyn, und hatten doch schon eine Hohe von
40' und eine Starke von 4 — 5". Dabei sind sie ker-
zengrade und ganz rein von Flechten. Sie stehen so
dicht gesclilossen, dafs gar kein Unterwuchs sich erzeu-
gen konnte. Der friihere Bestand mufs auch schon friih
abgetrieben worden seyn, denn die Stocke haben nur
einen geringen Umfang, und dienen meist nur einer ein-
zelnen Stange zur Basis.
Beim Absteigen nach der Nordostseite hin, da wo
Hoxter liegt, kamen wir auf grofse Felder von Espar-
seite (Hedysarum Onobrychis). Der iippige Wuchs der-
selben zeigte, dafs sie in ihrem Elemente, dem Kalkbo-
boden, wuchert. Wie ich spater erfuhr, dauert sie hier
bis 12 Jahre aus, worauf man dann einen Wechsel mit
einer andern Culturpflanze eintreten lafst. Da wo der
Berg eine starkere Neigung hat, geriethen wir mit einem
Male in einen kleinen Erlen-Niederwald, und mufs-
ten uns um so mehr dariiber wundern, da weder der
Krauterwuchs noch das aufsere Ansehen des Bodens einen
besonderen Grad von Feuchtigkeit verriethen. - Die
wenigen Samenlohden, welche vorhanden waren, hatten
kaum eine Hohe von 20', wahrscheinlich in Folge der
Flachgriindigkeit, dagegen war die Ueppigkeit des Blatt-
wuchses so wie die Grofse der 114 Gran schweren Za-
pfen, die ich der Curiositat halber wiegen liefs, an ih-
nen wie an den kaum 8 Jahre alten Stockausschlagen
fast beispiellos zu nennen, wenigstens sind sie mir nie
so grofs vorgekommen. Die meisten Zapfen hatten die
Grofse von Kirschen, mehrere sogar von Taubeneiern,
und ein von mir eingelegtes Blatt hatte fast die Grofse
einer Hand. Dies ware also ein Beispiel von eigenthumlichem
Einflufs des Kalkbodens auf die Erie, wie es mir
noch nicht bekannt geworden ist, und ein Beweis, dafs
durch begunstigende Bodenmischung auch einmal der
mangelnde Feuchtigkeitsgrad ersetzt werden kann.
Weiter hinunter stehen einzelne Lerchen, deren kiim-
merliches Ansehen aber eben keine >grofse Zuneigung zum
Kalkboden verrath. Der noch weiter hinunter folgende
kleine Horst von Lerchen, welcher recht freudigen Wuchs
zeigt, steht schon wieder auf dem bunten Sandstein.
Der Gang nach diesem, in forstlicher und boden-
kundlich-geognostischer Hinsicht so interessanten Berge
hatte uns auch noch durch die herrliche Aussicht, welche
man hier, besonders auf Hoxter und Schlofs Corvey ge-
niefst, belohnt. Dafs hier der schonste Standpunkt sey,
hat auch wohl der Wirth gewufst, der auf dem Stiegen-
berg eine Gastwirthschaffc anlegt. Man hat, wie auch
Guthei l in dem vorhin genannten Biichelchen behaup-
tet, hier schon ein Vorgefiihl der herrlichen Rheingegen-
den. Der schone Strom mit der grofsartigen Briicke,
die Stadt, welche sich mit ihrem Thurme gegen die da-
liinter liegenden Felsen schon abhebt, die Sclilosser, Rui-
nen, Telegraphengebaude, Alles vereinigt sich zu einem
Bilde, wie es in Norddeutschland gewifs nicht wieder
anzutreffen ist.
Am Nachinittage 2 Uhr fuhren wir mit der Post
nach Pyrmont ab, wo wir, froh dariiber, dafs ein be-
deutender Regengufs unter dem wandelnden Obdach hatte
ruhig abgewartet werden konnen, um 6 Uhr anlangten.
Wir hatten durch diese schnelle Fahrt nur gewonnen,
denn es giebt unterweges nicht viel Selienswerthes, und
an der Fernsicht auf den Teutoburger Wald, die man
schon an einer Stelle geniefst, konnten wir uns auch auf
dem Postwagen ergotzen. Auf der Station unterweges,
im Lippeschen, mufsten wir uns iiber die Harmlosigkeit
und Eintracht freuen, mit welcher Menschen und Thiere