
junge Hr. Steinhof f und der Hr. Fcldjager Schulze
in Clausthal angelegt hatten, besehen, bei welcher Ge-
legenheit ich mich wieder des Nutzens freuen mufste,
welchen Herrn Saxe se n ’s Unterricht fur die jungen
Hannoverschen Forstmanner hat, der erst fiir die Folge,
wenn diese Bildung ganz allgemein seyn wird, recht
hervorleuchten kann.
Vom Wennefelde gingen wir iiber die Schlehendorn-
halbe (Ha lbe— wahrscheinlich urspriinglich Halfte —
heifst die eine Seite eines Berges oder Hauses, z. B. an
der Sommerhalbe, d. h. Siidseite), wo sich ein schma-
ler Keil yon Muschelkalk zwischen den bunten Sandstein
durchzieht, und betraten auf der Sehrothalbe das
Braunschweigsche. Hier und da zeigten sich noch recht
hubsche Eichen und Buchen, im Thale an der Grenze
auch einige schmale, ganz junge Fichtenpflanzungen, in-
dessen linden sich hier doch noch Blofsen genug, die
besonders durch das lange Unbebautsein heryorgerufen
sind. *
Um Hoxter noch bei guter Zeit zu erreichen, beeil-
ten wir unsere Schritte, und verweilten nur bei Fiir-
stenberg (Braunschweigsch) langer, um eine Lerchen-
Anlage zu besehen, und die erste Aussicht auf die We-
ser zu geniefsen. Die Lerchen (wahrscheinlich 70jah-
rig) stelien an dem steilen Hange gegen Fiirstenberg hin,
und sind in mancher Beziehung interessant. Sie haben
meist schon bis 8(f Hohe und l-£-; Durchmesser, fangen aber
schon an, die sabelfdrmige Krummung zu bekommen, welche
bei Baumen dieser Art leider so haufig friihzeitig ein-
tritt. In diesem Falle suche ich den Grund darin, dafs
sie fast ganz unvermischt erwuchsen und den Westwin-
den zu sehr ausgesetzt sind, die sie sichtlich gegen die
Bergwand driicken. Gegen den Boden durfte sonst nichts
zu sagen seyn. Im ganzen westlichen Deutschland sah
ich sie nicht wieder so stattlich; aber in Schlesien
giebt es bei Weitem hohere und starkere Stamme. Das
Holz wird als Werkholz hier sehr gesucht, und es ist
nicht unwahrsclieinlich, dafs dieser bald mehrere ahnli-
che Anlagen folgen werden.
Die Aussicht welche man von der Hohe von Fiir-
stenberg geniefst, ist reizend, und zieht desto mehr an,
je langer man vom Anblick eines grofsen Wassers wahrend
der langen Gebirgsreise entwohnt war. Die We-
ser ist hier zwar nicht breit, aber sie bewegt sich in
ungemein graziosen Krummungen durch das schone, wohl
6 — 700 Fufs unter dem Beschauer liegende Thai, und
verliert sich bald nach Sudosten, wahrend das Nethe-
Thal nach Siidwesten streicht. An den Fiirstenberg ge-
geniiber liegenden Bergen kommt der Sandstein in an-
sehnlichen Klippen zum Vorsehein, und leuchtet wegen
seiner weifsen Farbe weithin. Rechts sieht man hart
an der Weser Bowdsen, dann in weiterer Entfernung
Hoxter und ganz im Hintergrunde das Schlofs Corvey
mit seinen weifsen Mauern und Klosterthurmen. Die
Abendsonne schien so mild auf die gauze, in das lieb-
lichste Licht gekleidete Gegend, dafs wir lieitern Sin-
nes, trotz der Ermudung, nach Hoxter zu schritten. Man
hat an dem Fufssteige neben der Weser Gelegenheit die
Garten, Felder und Wiesen kennen zu lernen. Der Boden
ist gut, zeigt aber nicht die yorziigliche Vegetation,
welche an vielen anderen Orten im bunten Sandstein
herrscht. Wahrscheinlich ist das Gestein hier nicht
thonreich genug, wie man aus den weifsen harten Fel-
sen des gegeniiberliegenden Ufers schliefsen mochte.
Ehe ich diese Gegenden ganz verlasse, will ich noch
einige allgemeine Bemerkungen, welche ich aus den Ge-
sprachen mit meinen wohl unterricliteten Begleit.ern im
Sollinge sammelte, und die sich besonders auf die interessant
en Veranderungen dieses Gebirgswaldes im Laufe
der Zeit beziehen, hier mittheilen. Es wurden demsel