
sen in Coblenz an. Es war uns das Weifse Rofs auf
der Seite yon Ehrenbreitstein als Gasthof empfohlen.
Ich eilte dabin, fand die erwiinschten lieben Briefe, so
wie meine yon Bonn vorausgeschickten Sachen. Mein
Freund Middendorf, der sich in Andernach von mir
getrennt hatte, war schon vor mir angekommen, und
Hr. Pfeil traf auch bald ein, mit dem Bedauern, dafs er
seinen Zweck inNeuwied, bis auf einige neu angespon-
nene interessante Bekanntschaften, nicht erreicht habe.
Es war dafiir gesorgt, dafs wir in dem schonen Coblenz
auf den Abend eine angemessene Unterhaltung haben
sollten.' Schon seit dem Eintritt der Dunkelheit
ergotzte uns die herrliche, freilich bis 8 Uhr etwas durch
den Mond gestorte Erleuchtung der Briicke und der dem
Weifsen Rofs gegeniiberliegenden Hotels, besonders des
Riesen; zum wahren Jubel steigerte sich aber unsere
Heiterkeit, als um 9 Uhr noch ein Dampfboot mit
schoner Musik und seinen Mastkorb - Sternen heran stol-
zirte. So etwas, was es hier alle Tage giebt, wiirde
man bei uns schon zu den Festlichkeiten z&hlen. Ei-
gentlich ist hier aber auch tagtaglich Festtag; denn den
ganzen Sommer liindurch wird die Gegend von Reisen-
den belebt, die nur aufVergnfigen ausgehen und die Be-
wohner in ihrer Frohlichkeit mit fortreifsen. Nach 10
Uhr, als ich mich eben schlafen legen will, verkiindet
das bekannte Ertonen der Glocke die Ankunft noch eines
Dampfbootes. Musik vom Landungsplatze her be-
griifst dasselbe wieder.
M ittw o e li d e n 2 6 s t e i i . Am Morgen besahen
wir die imposante Feste Ehrenbreitstein noch im In-
nern, und erfreuten uns der Aussicht, wTelche man auf die
verschiedenen unteren Theile der Festung, auf die Stadt,
den Rhein und die Umgegend geniefst. Es ist eine der
schonsten, die ich kenne. Obgleich ich von Festungen
wenig verstehe, so glaube ich doch begriffen zu haben,
dafs diese zu den starksten geliort, die man haben kann.
Sie ist (800' hoch fiber dem Rheine) auf hier und da her-
vorspringenden und jah in die Tiefe abstfirzenden Thon-
schiefer-Felsen gegrfindet und aus Stficken derselben ge-
baut. Mit ihr stehen noch mehrere andere Forts zur Seite
und auf dem gegeniiberliegenden Ufer desRheins in Ver-
bindung. Es lafst sich unter den Preufs. Festungen nur
Silberberg in Schlesien damit vergleichen, welches abes
wemger unmittelbaren Felsengrund hat. (v. Tom Meson's
Rheinansichten.)
Leider mufsten wir nun den Rhein auf langere Zeit
verlassen. Die Sehenswfirdigkeiten, welche uns im Trier-
schen und in der Pfalz erwarteten, gingen vor. Wir
hatten uns zwar vorgenommen noch vorher schnell eine
Fahrt mit dem Dampfboote rheinauf- und abwaris zu
machen: allein der dichte Nebel, welcher den ganzen
Morgen am Mittwoch fiber der' Gegend lag, hatte uns
doch um den Nutzen dieser Fahrt gebracht. Es wurde
daher noch Mittag in Coblenz abgewartet, und wir rei-
sten, nachdem wir von unserm werthen, nach Arnsberg
zurfickkehrenden, Begleiter schweren Abschied genom-
men hatten, nach Trier ab.
Sehr ermfidet langten wir auf den Abend in Polch an,
ohne viel Interessantes auf der Tour gefunden zu haben, ab-
gerechnet die schone Aussicht, welche man dann und wann
links auf die Moselberge und rechts auf die entfernte Eifel
hat. Nach langer Zeit waren wir einmal wieder in einem
kleinen Orte, hier Dorf genannt, eingekehrt, und
ffihlten uns ganz behaglich dabei. Anstatt dafs man in
Coin, Bonn, Coblenz u. s. w. von glanzenden Kellnern beim
Diner umgeben ist, auf seiner Stube aber schlecht bedient
wird*, findet man auf dem Lande zwar nur einfache,
aber doch freundliche Leute, die einem, auch wenn man
nicht mit Extrapost ankommt, Alles an den Augen ab-
sehen. Das Mahl ist einfach, aber doch kraftig. Das