
Ueber den Wildstand erhielt ich vom Herrn Oberforster
Bormann folgende Mittheilungen. Im Gebirge
giebt es noch ziemlich viel Rothwild und Rehe, auch
ist noch etwas Auer- und Birkwild vorhanden; aber
das Haselhuhn wird schon sehr selten, geht jedoch so
hoch, wie die Fichte noch ertraglich gedeiht. Der Ab-
schufs geschieht in der Regel nur beim Piirschen; denn
nur in dringenden Fallen wird jahrlich I —2mal Treib-
jagd veranstaltet; dann wrerden aber immer einige Hunde
zur Hiilfe genommen, weil der Hirsch, besonders in der
Feistzeit, sich von Menschen nicht gut vorwarts treiben
lafst, und daher von den Treibern selten aus grofsen
Dickungen herausgebraclit wird. Im Winter treten zwischen
Petersdorf und Seiffershau circa 150 —180 Stuck
Hirsch wild und etwa 120 Rehe, also fast das ganze
Wild des grofsern Theils des Gebirges, auf einem Raume
von einigen Tausend Morgen in den an die Felder gren-
zenden Forsttheilcn zusammen, um daselbst gefiittert zu
werden; zu dieser Zeit kann man zuweilen Rudel von
20—30 Stiick beisammen sehen. Im Sommer dagegen
tritt es mehr in die hintera Forsttheile, selbst bis auf
die hochsten Kamme, und ist dann so vertheilt, dafs
der Jager im ungliicklichen Falle mehrere Tage sich ver-
geblich abmiiht, auch nur ein einziges Stuck zu sehen.
Wilde Katzen kommen jetzt nicht mehr im Riesengebirge
vor; es ist schon iiber 30 Jahre her, dafs eine
im Carlsthaler Reviere geschossen wurde. Baummarder
findet man so hoch, als die Fichte vorkommt. Im Ue-
brigen verweise ich auf Gloger ’s schon ofters ange-
fiihrte Schles ische Wi rbe l thie r -Fauna , indem die
von mir am Gebirge eingesammelten Nachrichten iiber
Verbreitung von Saugethieren, Vogeln und Amphibien
vollkommen mit den dort mitgetheilten sorgfaltigen Be-
obachtungen iibereinstimmen.
Freitag in aller Friilie mufste ich von meinem giiti-
geixWirthe und dessen Familie Abschied nehmen. Mein
treuer Begleiter, Herr Forstmeister S t e rn i t z k y , ver-
liefs mich auch jetzt noch nicht. Erst in Hirschberg,
als die Post schon vorgefahren war, trennten wir uns,
indem ich noch Tausend Dank fiir die vielen mir be-
reiteten leiblichen und geistigen Geniisse sagte!
Auf der Riickfahrt habe ich mich nirgends aufgehal-
ten. Ich kann also iiber den Liegnifzer Regierungsbe-
zirk nichts weiter sagen, als was ich friiher einmal
durch den Herrn Baron v. Rot tenbe rg erfuhr. Die
sammtlichen Forsten haben in den Gebirgen dominirend
die Fichte mit untergesprengten Tannen, sehr wenigen
Buchen, und vielen Birken in den Yorbergen. In der
Ebene ist dagegen die Kiefer die vorherrschende Holz-
art, zum Theile mit einzelnen Eichen durchstellt. In
den Oderniederungen, von Leubus anfangend, giebt es
zum Theile noch sehr schone Eichenhochwaldungen, und
nur hochst selten sieht man in diesen hin und wieder
eine Ulme oder Esche.
Auch hier werden die kleinen Forstparcellen als Niederwald
bewirthschaftet; die Birke dominirt in densel-
ben und ist mit Eschen, Linden, Weiden und Erlen gemischt.
Nur der zum Forstreviere Panten gehorige
Kaltwasser-Forst hat gegen 400 M. reinen Mittelwald
von Birken und Weichholzern, mit Eichen, Ahorn, Ul-
men, Eschen und Birken Oberbaum.
Die Bunzlau - Modlau - Priemkenau - Kotzenauer Forsten,
zwischen Sprottau, Bunzlau und Liiben belegen
und eine grofse Waldmasse bildend, bestehen meist aus
trocknem Sandboden, und haben, von ausgedehnten
flachgriindigen Moorbruchern durchschuitten, meist Sand-
unterlage. Wenige Orte haben schwache Lehm- oder
Humusbeimischung.