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nirt, ist der Humus theils durch die immer mehr hinein-
scheinende Sonne verzehrt, theils durch die, besonders
aus Westen sehr haufig und siurmisch eindringenden
Regen abgeschwemmt worden. Ja -selbst auf den Plateaus
ist hier und da eine solche Bodenschwachung ein-
getreten, und zwar hier lediglich durch das unvorsich-
tige Heraushauen des Bauholzes. Solche Stellen marki-
ren sich schon von Weitem durch den Ueberzug von
Erica vulgaris und Cenomyce rangiferina. Was dort
von Laubholzern noch steht, ist sparsam und kriippel-
haft. Es ist jetzt Grundsalz, solche Orte, an denen es
mit der Laubholzzucht nicht mehr fort will, mit Nadel-
holz anzubauen, und zwar vorzuglich mit Kiefern, seltener
mit Lerchen, und noch seltener mit Fichten. Man
will so allmalig wieder den Boden verbessern und zur
Laubholzzucht zuriickkehren. Die Kiefer wachst hier
gut, so viel ich aus den jungen Anlagen, die mir auf
unserm Wege vorkamen, sehen konnte. Ich fiirchte
aber, dafs dieselbe in spatern Jahren vom Schneedrucke
zu leiden haben, und dafs der Zuwachs einmal sehr durch
den fatalen Hylesinus piniperda zuruckkommen wird. Ich
habe namlich dieses unangenehme, den Anbau der Kiefer
uberallhin sogleich verfolgende Insekt, besonders
in solchen kleinen Kieferhorsten gesehen, wie sie hier
iiberall Sitte sind, und wie ich sie auch spater im siidlichen
Deutschland wiedergefunden habe. Wiirde man
grofsere zusammenhangende Anlagen machen, so begniigte
sich der Kafer mit den Randbaumen, und drange nicht
in das Innere des Bestandes, welches dann auch mehr
gegen Stiirme gesichert ware, die die Kiefer wegen ih-
rer nadelreichep, gewolbten Krone nicht gern hat. In 40
bis 50 Jahren wird es sehr interessant seyn, den Spes.-
sart in Hinsicht auf Nadelholzzucht wiederzusehen. Eine
der grofsten Anlagen, an dem iiber Waldaschaff gelege-
nen grofsen Birkenberge, welche schon 40jahrige Hol-
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zer haben soil, zeigte mir Herr Mantel von Weitem.
Der Boden soil hier wenig iiber 5 Procent Thon haben
und fast ganz sandig seyn. In den mehr vor der
Sonne geschiitzten Vertiefungen des Hanges sind auch
Fichtenanlagen gemacht worden. Es ist bekannt, dafs
die Nadelholzzucht eine der schwierigsten Aufgaben ist,
und ich will den thatigen Forstmannern dieses Gebir-
ges nur wiinschen, dafs sie mit der Losung derselben
gliickiich seyen. Sie werden, auch wenn sie durch Um-
wege zum Ziele gelangen sollten, interessante, die Na-
tur dieser Holzer noch mehr aufklarende Erfahrungen
machen. Mochten sie dieselben doch sorgfaltig sammeln
und zur allgemeinen Kenntnifs des forstmannisehen Pu-
blikums bringen!
In Betreff des Bodens kann ich hier die Frage nicht
ubergehen: Wie kommt es, dafs gerade die kriiftigsten
Gemengtheile des bunten Sandsteins iiber die Oberflache
des Gebirges verbreitet worden sind? Sollte dies nicht
dieselben Ursachen haben, aus denen man die auffallende
Verbreitung von grofsern Gesteinstriimmern erklaren
konnte? Sollte die Auswaschung von Erdtheilchen und
die Absprengung von Felsstiicken nicht schon zur Zeit
der Bildung dieses Gebirges und durch dieselben Fluthen
erfolgt seyn, welche dem Gebirge die Entstehung ga-
ben? Die Thontheilchen haben sich von den sandigen
Gemengtheilen bald geschieden, welche letztere als die
leichteren vielleicht weiter weggefiihrt wurden.
Als eine Folge der oberflachlichen Ablagerung der
kraftigsten Bodentheile betrachtet man hier den auf-
fallenden Mangel einer Pfahlwurzel bei den Baumen,
besonders den Eichen. Die Buche ist schon an und fiir
sich geneigt, sich mit ihren Wurzeln mehr in der Oberflache
zu befestigen. Ich habe umgestiirzte Eichen
gesehen, die keine Spur von Pfahlwurzel hatten, und
bei denen auch nur wenige und schwache Seitenwur