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Wasser-Capacitat hat (hier vorzugsweise Kohlenbo-
den genannt). Es mogen dabei auch noch ganz andere
Umstande mitwirken, welche noch zu erforschen sind.
Die Eichen leiden vorztiglich an der Rothfaule auf
dem S to eke, an Radspaltigkeit und Wipfeldtirre. Bei
der Buche dagegen lindet sich nur selten ein Ansatz von
Rothfaule, meist nur allein die Weifsfaule, dann aber
auch Wipfeldfirre und ein Abfallen der Rinde.
Die Krankheiten der Eiche sind am Haufigsten und
am Unangenehmsten. Zuerst kommt es, hinsichtlich der
Ursachen des Uebels, immer darauf an, ob die Eichen
Kernpflanzen sind oder aus Stockausschlagen eritstanden.
Beim Kernwuchse bemerkt man die Rothfaule meist, erst
spat, obgleich man dann nie sicker ist, ob sie nicht schon
lange unbemerkt im Innern des Stammes um sich griff.
So wie sie bemerkbar geworden ist, schreitet sie sehr
rasch vor, und kann sich oft innerhalb 10—12 Jahren
bis auf den Splint, also bis auf die aufserste Peripherie
ausdehnen, so dafs die Stamme bei lieftigem
Winde, oder auch selbst bei sehr starker Hitze und gro-
fser Trockenheit, wie man hier versichert, umfallen.
Beim Stockausschlage bildet sie sich dagegen immer
sehr langsam aus, so dafs eine lange Reihe von Jahren
vergehen kann, elie der ganze Stamm faul wird und
umfallt. Meistens hat ein alter fauler Stock daneben
gestanden, undoes scheint, als wenn von diesem eine An-
steckung ausgegangen ware. Unwillkiihrlich denkt man
hier an liohle Zahne, welche sich gegenseitig anstecken.
Eine andere viel wichtigere Ursache dieser unange-
nehmen Krankheit liegt im Boden. Auf dem sehr fet-
ten Kolilenboden findet sich die Krankheit am Haufigsten,
und zwar meist in der Zeit vom 150sten bis 200-
sten Jahre. Auch ganz natfirlich; denn der Wuchs ist,
wie schon frfiher erwahnt wurde, in alien hier vor-
kommenden Holzern, aufserordentlich fippig; die Jahr-
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ringe sind stark, und die Holzfaser bleibt lockerer und
schwammiger, als bei den Sandboden-Eichen, bei wel-
chen der ganze Verholzungs- oder Reifeproze£s viel lang-
samer und ruhiger vor sich geht, dann aber auch eine
grofsere Festigkeit, Zahigkeit und Dauer verspricht. Im
Ganzen ist dieser fette Boden aber doch als ein passen-
derer fur die Eiche anzusehen; denn sie erwachst hier
kraftiger und grofser in alien Theilen und erreicht ein
viel hoheres Alter, wahrend sie auf dem Sandboden bald
wipfeldiirr wird und von oben her abstirbt. Wem fallen
dabei nicht auch die tausendjahrigen Eichen des fet-
ten, bindigen Oderbodens, und die friih absterbenden un-
serer sandigen Mark ein? Daher hat man hier auch
iiberall die Kohlenboden - Eichen lieber: sie sind viel
glattspaltiger, weniger astig, also besonders zum Verar-
beiten im Kleinen besser als die vom Sandboden. Ue-
berdies haben die letztern auch einen bosen Fehler, sie
sind radspaltig und kernschalig. Dies zu erklaren, diirfte
nicht ganz leicht seyn. Am Annehmbarsten erscheint mil*
die Meinung des Herrn Forstmeisters. Wenn gegen das
Friihjahr, wo die Saftbewegung bereits beginnt, oder der
Saft sich wenigstens im unteren Theile des Stammes
(welchen die Radspalten nicht iibersteigen) schon an-
hauft, eine so starke (hier nicht ungewohnliche) Kalte
entsteht, dafs der Stamm ganz durchfriert, so mufs sich
das mit unzahligen Eiskrystallen angefiillte Holz ausdehnen,
und bei spater wieder plotzlich eintretendem Zu-
sammenziehen reifsen. Durch dies gewaltsame Zerrei-
fsen aber wird der ganze Organismus zerstort, und es
entstehen Risse, die sich zwar nicht mit Einem Male,
sondern nach und nach vermehren und erweitern, sich
aber auch defshalb selten fiber 5 — 6 ' liinaus erheben.
Dafs sich dies nun aber gerade im Sandboden ereignet,
dfirfte in dem daselbst frfiher erwachenden Leben, welches
in dem fetten, kalten Boden zum Heile der Pflan-
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