
Gebirge mit demselben messen, vielleicht mit Ausuahme
des an Urgebirge so reichen Erzgebirges, das ich nicht
genug kenne.
Von dem Heerdberge geht man iiber eine sumpfige
Wiese zum Fockner, der uns, wie schon erwahnt, eine
Uebersicht iiber die Lage der Hochgebirgs - Forsten gc-
wahren sollte. Von seinem Holzbestande ist nichts Er-
hebliches zu sagen. Wir gehen daher gleich zu dem
Holzschlage, welcher dem Fockner gegeniiber unter den
Backofen-, Vogel- und Ludersteinen liegt und sehr regel
mafsig so gefiihrt ist, dafs er von unien nach oben
vorriickt, und die West- und Siidseite des vorliegenden
Bestandes als Schutz und Schatten behalt. Der Wie-
deranbau erfolgte hier schon vor 2 Jahren. Die Saat-
rinnen gehen um den Berg herum, d. h. horizontal. Das
gcwohnlichste, oft sehr lastige Unkraut ist hier, wie fast
iiberall auf den Schlagen im Gebirge: Senecio sylvaticus
und sarracenieus, n n f f i t s t i f o H u n t ,
I ft, W ft a m i t t s y M v a i i c u m Lapsana communis,
Veronica ojjicinalis, Agrostis vulgaris, Prenanthes mu-
ralis, Rumex Acetosella, V a c c i n i u t n M y r t i lU i s
und H tc f ttis Milne tts*
Es wird hier, wie iiberall im Riesengebirge, nur eine
geringe Samenmenge genommen. Auf den Anbau werde
ich jedoch noch an andern, hoher gelegenen Partien.
von denen mehr zu sagen ist, zuriickkommen.
Wir traten um Mittag den Riickweg am ostlichen
Rande des Menzelberges, welcher mit einer schonen,
gewifs aber nicht gepflanzten oder aus der Hand gesae-
ten Fichtendickung bestanden ist, und mir zum ersten
Male seit langer Zeit wieder die schone Carlin a
acaulis zeigte, wieder an. Als wir gerade iiber die
Mitte des Heerdberges gestiegen und schon an die nbrd-
liche Seite desselben gekommen waren, iiberraschte mich
der Herr Forstmeister mit einer Aussicht von seltener
Schonheit. Nachdem ich mich miihsam zwischen grofsen
Granitblocken und an dichtem Gestruppe vorbei
hindurch gewunden hatte, stand ich plotzlich auf einem
freien Platzchen der Bui'g Kynast in gleicher Hohe gegen
iiber. Von keinem andern Punkte kann man die
herrliche, in gewisser Hinsicht uniibertreffliche Ruine
so nahe betrachten, wie von diesem. Uniibertrefflich
wegen der Grofse, Starke und Ausdehnung ihrer Mauern
und ihres, die ganze Gegend beherrscheuden Thnrmes,
an welchdm sechstehalb Jahrhunderle — er wurde im
Jahre 1292 vom Herzog Boiko von Schweidnitz erbaut
und dem Grafen Schaf fgotsch geschenkt — ohne
grofse Eingriffe voriiberzogen, ganz besonders aber noch
wegen des kiihnen Baues. Von dieser Seite, und vor-
ziiglich an der nordwestlichen, stehen die Mauern auf
dem nackten, mit mannigfaltigen Vorspriingen in die
Tiefe abstiirzenden schwarzen Felsen, die Holle im
Munde des Volkes. Denkt man sich dazu nun einen
reizenden Hintergrund von bewohnten Gegenden und
blauen Bergen in der Nahe und Ferne, den Contrast
zwischen dem tiefen, mit dem einsamen Stand-
punkte des Beschauers harmonirendeu Schweigen der
Burg, welches nur zuweilen durch die vielfach im Gebirge
wiederhallenden Kanonenschusse und Schalmeien-
tone, den Fremden zu Ehren, unterbrochen wird, und
dem geschaftigen Treiben und regen Leben in der bewohnten
Tiefe; dann wird sich Mancher veranlafst finden,
dieses von Wenigen gekannte Platzchen bei einer
Sudeten-Reise aufzusuchen. Auch kein anderer Stand-
punkt hat mich so poetisch angeregt, weder der Platz
auf der hochsten Spitze des Thurmes, noch die maleri-
sche Ansiclit der Burg von einem niederen Punkte aus.
Die ziemlich grofse Entfernung des Berges, die wohl
mehrere Tausend Schritte betragen mag, gleicht die
Schwindel erregenden Einzelheiten an demselben wie