
Michelsbaude liegt hoher, als die Kochelhauser — so finden
wir doch schon wieder Gartenbau, weil die nach-
ste Umgebung weniger moorig und torfig ist, und in
der obern Erdschicht verwitterter Granit liegt. Bald
kamen wir dann hi die Zollstrafse und konnten, unge-
aelitet es noch haufig bergauf und bergab ging, doch
rascli vorwarts schreiten. Unter’m Hochsteingebirge gab
es wieder viele Abanderungen des sehonen, schwarzen
blinkenden Gneufses zu untersuchen. An einigen Stellen
lagen grofse Blocke eines grobkornigen Hornblend-
gesteines, dessen Ursprung wir aber nicht ausmitteln
konnten. Er mufste von dem ungeheuren Hange, welcher
uns lange zur Linken blieb, lierabgestiirzt seyn.
Gewifs giebt es an diesem letztern noch viele geogno-
stisch interessante Punkte. Vielleicht wird Manches davon
entdeckt, wenn man allmalig zur Cultur der stei*
nicliten, und oft 6 — 8 F. tief vertorften Blofsen schrei-
tet. Nicht ohne Bedeutung ist es, dafs gerade dieser
ungelieure, hohe und weit ausgedehnte Siidhang so viele
Versumpfung zeigt. Spricht das nicht wieder dafiir,
dafs ein Mangel an Holz, wie er hier langs der Zollstrafse
auf der steilen Mittagsseite zu erwarten ist, gleich
eine Ansainmlung von Wasser nach sich zieht, w7elches
auf einer vollkommen beWaldeten Flache von der Vegetation
absorbirt werden wiirde?
Bald kamen wir bei den obersten Hausern von
Schreiberhau — die am Ausgange des Waldes an der
Zollstrafse gelegehen letzten und respective ersten Hauser
^elioren zum Weifsbacher Thal-Bezirk von Schreiberhau
— an, und konnten nun diesen Ort noch einmal
seiner ganzen Lange nach durchschreiten. In Petersdorf
wurde dann etwas beim Herrn Oberforster, von
dem wir uns nun trennten, gerastet, und vor Abend
war Hermsdorf erreicht, wo man sich nicht wenig iiber
unsere uherwartete Ankunft wunderte.
Am Donnerstage hatte ich alle Hande voll zu thun,
um Alles fiir die Abreise vorzubereiten. Der Hr. Forstmeister
Perse like war noch so giitig, mir einen General
- Nachweis von dem Flacheninhalte sammtlicher
Graflichen Forsten auszuziehen. Ich lasse sie, so wie
ich sie in tabellarischer Form erhielt, nachher fol-
gen. Man erhalt dadurch einen Ueberblick iiber die
sehonen grofsen Besitzungen am Riesengebirge, und zugleich,
mochte ich sagen, iiber die numerischen Verhalt-
nisse der wdchtigsten Naturgegenstande.
Im Gesprache mit den Herren Beamten erfuhr ich,
dafs von den wirklich mit Holze bestandenen 75,000 —
80.000 Morgen etwa 4- haubar, \ in Cultur begriffen
sey, und das Uebrige als Stangenholz ued angehendes
Holz betrachtet werden konnte. Von dem ersten Fiinf-
tel kann man als Nulzholz rechnen. Nimmt man jene
haubaren circa 15,000 Morgen a 30 Klafter an — gewifs
ein mafsiger Satz —, so steht am Gebirge ein Ka-
pital von 450,000 Klafter, welches (a Klafter cc. 2 Thlr.)
jeden Augenblick fiir 1 Million versilbert werden konnte.
Die sammtlichen Graflichen Reviere haben circa
120.000 Morgen Oberflache. Davon sind circa 105,000
Morg. zur Holzerziehung geeignete Flachen, und von den
iibrigen 15,000 Morgen sind 6000 Morgen Zins- und
Dienstwiesen, 7000 Morgen Torfboden und Knieholz,
500 Morgen Flofse, 1000 Morgen Niissen, und das Uebrige
sind Wege und andere unnutzbare Flachen.
Im Ganzen giebt es hier 1.9 Reviere mit 1 Forstmeister,
3 Oberforstern, 19 Unterforstern und 15 Revierja-
gern. Der jahrliche Eiat betragt 25,000 Klafter, also
etwa 750 Morgen Ablrieb. Aufser der jahrlichen cul-
turbediirftigen Flache von 750 Morgen werden noch von
alten Blofsen 150—200 Morgen in Anbau genommen.
Man kann ungefahr rechnen, dafs % natiirlich verjiingt
und kiinstlich angebaut wird.