
die ganze Reihenfolge der Schichten yon der jiingsten
Formation an, dem Jurakalke, bis zu der altesten hier
vorkommenden, dem Keuper. In den ersten, am Weite-
sten nach Siiden gelegenen Briichen, zu denen man nur
wenig ansteigt, findet man die oberste Schicht des Keu-
pers, den sogenannten obern Keupersandstein, und die
unterste dicht dariiber liegende Schicht der Lias-Formation,
den untern Liassaudstein. Beide unterscheiden
sich durch die Farbe (welche beim Liassandstein gewohnlich
ocherfarben, beim Keuper [der auch zugleich
meist grobkorniger ist] heller wird), durch das Korn
und durch die Versteinerungen und Abdrticke von Thie-
ren im Lias, und von Pflanzen im Keuper. Die Menge
von Versteinerungen und Abdriicken, welche man hier
selbst sammeln kann, tragen zur griindlichen Belehrung
fiber diese Bildungen hauptsachlich bei. Diese beiden
Lagen der genannten Formationen sind entweder so un-
mittelbar fibereinander geschichtet, dafs man ihre Grenze
nur durch einige Uebung unterscheidet, oder sie sind
auch durch eine Thonschicht gesondert, die indessen immer
nur sehr schwach ist. In einer Grube liegen noch
fiber dem untern Liassandstein eine Menge von Thon-
und Mergelscliichten, die mit zur Lias-Formation gerech-
net werden miissen. Hier und da bemerkt man auch
eine Erscheinung, an welcher man sich das Verschwin-
den einzelner Glieder einer ganzen Formation sehr hfibsch
versmnlichen kann. Da wo namlich der Lias- und Keupersandstein
auf eine gewisse Strecke durch eine Thon-
lage geschieden sind, schwindet diese letztere zuweilen
ganzlich, so dafs die beiden Sandsteinschichten nahe an-
einander riicken.
In einem andern, nahe dabei liegenden Bruche zeigte
mir Herr Dr. Ki rchner wieder den obern Liassand-
stem mit der untern jurassischen Kalkschicht zusammen-
lagernd. Diese beiden liegen so unmittelbar aneinander,
dafs sic hier und da mit einander verschmelzen, und der
Kalkstein ganz sandig wird. Der Oolithen-Kalk wim-
melt von Versteinerungen.
Dieser Bruch liegt holier, als alle bisher genannten,
und es erhebt sich iiber ihu nur der ungeheure
Bruch des Jurakalkes (am Friesener Berge oder Friesc-
ner Warte), welcher die zweite Schicht dieser Formation,
den eigentlichen Jurakalk, ausmacht. Der Stein
zeichnet sich durch seine Festigkeit und zarte weifse,
nur ein wenig gelbelnde Farbe aus, und wiirde, wenn
er in Platten brache, vortrefflich zu lithographischem Stein
zu gebrauchen seyn. *) Die Versteinerungen sind hier
zwar nicht sehr zahlreieh, aber sehr schon und wohl
erhalten. Wir schlugen in aller Geschwindigkeit mehrere
herrliche Exemplare von Belemnites semisulcatus,
Ammonites granulalns, JBelemnites triplex, Encrinites
und Terebratula heraus.
Auch die, fiber der Jurakalkschicht liegende (oberste)
Lage des dolomitischen Jurakalks kommt in einigen
noch hoher liegenden Kuppen hier in der Gegend vor;
allein es war doch zu entfernt, als dafs wir es heute
noch hatten mitnehmen konnen. Wir gingen sogleich
zur Betrachtung der letzten wichtigen Schichten fiber,
die mir fiir die Kenntnifs der Lias-Formation noch fehlten.
Dies sind die Lias-Mergel und der versteinerungsreiche
Lias - Kalkstein oder Gryphitenkalk. Sie zeichnen sich
durch\ihre dunkle, graublauliche Farbe aus, und finden
sich, an einem Hohlwege zu Tage tretend, in der Nahe des
Dorfes Amlingstadt. Hier versprachen sie eine so rei-
clie Ausbeute an Versteinerungen, dafs die naturforschende
*) Der eigentliche lithograpbisclie Stein oder sogenannte
Sohlenhoferkalk, welcher gewohnlich noch fiber dem eigentlichen
Jurakalk (zwischen demselben und der dolomitischen
Schicht) liegt, kommt in dieser Gegend nicht vor.