
Das Dampfschiff blieb heute 2 Stunden langer aus,
weil die Nebel unten im Rheinthale nur sehr langsam
zu fahren am Morgen erlaubt hatten. Wir stiefsen erst
um 3 Uhr von Bingen ab, waren aber doch schon nach
6 Uhr in Mainz.
Am andern Morgen fuhren wir mit einem Lohnkut-
scher, der sich gleich bei der Ankunft des Dampfschif-
fes an uns gedrangt hatte, in 4 Stunden nach Frankfurt
hiniiber. Frankfurt sowohl wie Mainz iibergehe ich,
da ich bei der kurzen Dauer meines Aufenthaltes in die-
sen weltberuhmten Stadten nur sehr Unvollstandiges ge-
ben konnte, im V-ergleich zu den ausfiihrlichen Nach-
richten, welche daruber in alien Biichern zu finden sind.
Auf dem Wege nach Frankfurt, kreuzt man die Fla-
chen, auf denen der beruhmte Hochheimer wachst.
Es war mir aber nicht moglich, irgend ein anstehendes
Gestein zu entdecken. Ich vermuthe, dafs hier eben
so wie weiter hin nach Frankfurt, nur aufgeschwemm-
tes Land, ja sogar nur sehr leichter Boden ist. An ein-
zeluen Stellen wird dieser sogar auffallend sandig, und die
Arbeiter auf den Feldern versicherten, die Feldfriichte ge-
diehen auf einer weiten Strecke schlecht, wahrend rund
herum wieder besserer Boden sey. Vorherrschend san-
diger Boden ist ja aber auch an vielen andern Orten als
vorziiglicher Weinboden erkannt worden (s. auch meine
Riickreise aus Schlesien 1 iiber Griinberg). Auf den Feldern
und an den W egen waren vorherrschend: Carduus
lanceolatus und ucanlhoides, Cichor ium, Plantago lan-
ceolata und major, Achi l lea Mi l le fol ium, Centau-
rea Jacea, Scabiosa arvensis, J P o l f j f j o n am a v icw *
Mare* Gnaphalium germanicum, Erodium cicutarium,
Panicum viride, Spergula arvensis, Eryngium cainpe-
stre, Lol ium perenne, Apargia autumnalis, Euphorbia
Helioscopia, Sanguisorba officinalis, Inida britan-
nica, Daucus. Das Obst an der Strafse hatte ebenfalls
kein besonderes Aussehen, und die Wallnufsbaume waren
schlecht.
In Frankfurt hielten wir uns nur wenige Stunden
auf. Herr v. Trot t , ein ehemaliger Zuhorer vor mir,
den ich die Freude hatte hier anzutreffen, zeigte uns in
grofster Geschwindigkeit die Merkwiirdigkeiten der Stadt.
Gegen Abend schieden wir, und kamen, ohne dafs wir
aber bei der Dunkelheit der Nacht etwas von dem Wege
gesehen hatten, noch vor Mitternacht nach Aschaffen-
burg. Ware es nicht so spat gewesen, so hatte ich jetzt
schon, da ich keinen Pafs mitgenommen hatte, ein Exa-
men zu bestehen gehabt.
A m a n d e r n m o r g e n d e n 5 t e n wurde nur
ein Besuch bei Herrn Forstmeister Behlen, dem be-
kannten Redacteur der Forst- und Jagdzeitung, gemacht,
und dann ging es gleich weiter nach dem Spessart. Am
Thore und in den Polizei^- Bureaus gab es einige Schwie-
rigkeiten wegen des mangelnden Passes zu iiberwinden.
Indessen wurden auch diese mit Hiilfe einiger amtlichen
Papiere, bald beseitigt, und die Reise konnte ohne
Aufenthalt fortgesetzt werden. Wer aber solche Certi-
fikate nicht mitzunehmen hat, dem rathe ich, sich fiir
Baiern jedenfalls mit wohlvisirten Passen zu versehen.
Spater erfuhr ich auch, dafs man gerade im Spessart so
scharf vigilire, weil dies Gebirge besonders zur Zeit der
Frankfurter Unruhen der Zufluchtsort von vielen ver-
dachtigen Personen gewesen sey.
Ich hatte mir vorgenommen 2 Tage im Spessart zu
bleiben und die siidlichen und siidostliclien Reviere, welche
wegen der schonen Bestande die beriihmtesten sind,
zu besuchen. Diese sind nach der Reihe ihrer Wich-
tigkeit: Rothe Buch, Rohrbrunn, Lohrer Strafs, Bisch-
brunn, Alten Buch und Waldaschaff. Unter den nord-
lichen und nordostlichsten, wie Hain, Heinrichsthal, Sai-
lauf, Schollkriippen, Wiesen u. s. f. haben zwar einzelne