
gekommen sind. Kraftige Eichen sieht man dagegen
noch iiberall, bis man in das grofse Thai vor Uslar hin-
absteigt.
Der bunte Sandstein ist im Allgemeinen im Sollinge
nach dem Berge zu stark zerkliiftet. Die Thaler sind,
wie in alien niedrigen Gebirgen der Art, wenig einge-
schnitten, flach, mit gerundeten Hangen. Die Berge
ebenfalls gerundet. Nur im Weserthale giebt es schroffe
Felsen, wie z. B. die Wiirrigser Klippen mit malerisch
schonen hohen Felshangen. Im Sollinge erhebt sich der
bunte Sandstein zu der bedeutendsten Hohe in Nord-
deutschland; denn der Moosberg ist 1650' hoch iiber
dem Meere (nach Fr. Hof fmann 1344' iiber dem We-
serspiegel bei Hoxter). An Wasser ist das Gebirge
nicht reich.
Der Rest des heutigen Tages wurde dazu benutzt,
die gesammelten Gegenstande zu ordnen, und ganz be-
sonders, um nahere Nachrichten iiber den Soiling einzu-
ziehen. Der Hr. Forstmeister v. Seebach bofc dazu sehr
freundlich die Hand, indem er uns Manches iiber die
forstlichen Verhaltnisse dieses schonen Gebirgswaldes
mittheilte, und uns iiberdies noch mit zwei jungen tiich-
tigen Forstmannem, Hrn. Steinhof f und Hrn. Burck-
har dt , bekannt machte, von denen der Erstere sogar
sich zum Fiihrer bis Hoxter anbot, was mit Dank an-
genommen wurde. Beide haben mir spater interessante
schriftliche (zum Theile in meinem Werke iiber Forst-In-
sekten enthaltene), sowohl die Bewaldung, als auch die
Naturgeschichte des Soiling betreffende, Mittheilungen
gemacht. Es linden sich jetzt also immer mehr sach-
und ortskundige Manner, welche auch die Kenntnifs der
Insekten in den mitteldeutschen Gebirgen fordern.
M o n ia a ; d e n flO ten brachen wir in aller Friihe
unter Fiihrung des Hrn. Forsters Steinhof f yon Uslar
auf, und freueten uns des herrlichen Wetters. Die triibenWolken,
welche gestern den ganzen Tag duster iiber
uns hingen, und sich auch zuweilen auf uns ergos-
sen hatten, waren verschwunden, und die letzten Nebel
senkten sich von den Bergen herab. Der Weg ging
durch das Stadtchen bei der Eisenschmelzfe vorbei, und
zog sich bald durch die Wiesen den ersten Berg hinan.
Es fiel mir auf, dafs die Wiesen hier nicht das freund-
liche, iippige Griin der Harzer Wiesen hatten. Wahr-
scheinlich liegt es an dem eigenthiimlichen Gestein. Un-
serem Begleiter, der lange im Harz gewesen ist, war
dasselbe aufgefallen. Die Neigung des Buntensandstein-
bodens, die Heide zu erzeugen, spracli sich selbst auf
diesen W7iesen aus. Ueberhaupt zeigten sich hier meh-
rere Gewachse, wie Convallaria bifolia, Vaceinium Myr-
tillus, Torment ilia erect a, Teucrium Scordinm, welche
sonst nur im Schutze des Waldes zu gedeihen pflegen,
ohne dafs hier die Spur von Holz seit Menschengeden-
ken bemerkt worden ware. Nardus stricta und Me-
lica coei'ulea bezeichneten den anselinlichen Feuchtig-
keitsgrad. Cenomyce (Cladonia) rangiferina erinnerte an
unseren Markischen diirren Sandboden. Einzelne Erlen
standen hier und da zerstreut. *)
Nachdem wir die Hohe iiberstiegen hatten, von wel-
cher das Thai von Uslar und die nahen und fernen Berge
iibersehen werden konnten, betraten wir den ersten Forst-
ort, den Rauschenhagen. Es eroffnete sich mit demsel-
ben eine Reihe der interessantesten forstlichen Gegenstande,
welche diesen Tag zu einem der genufsreichsten
auf der ganzen Reise machten. Wir besahen zuerst eine
*) Auf den Wiesen des Harzes kommen, besonders wo
nicht stark gediingt wird, dieselben Pflafizen, nur mit Aus-
nahme des Teucrium, nach Herrn S a x e s e n haufig vor, und
aufserdem noch Anemone nemorosa, Convallaria majalis und
verticillata u, A.