
fernt und deuteten auf einen raumlichen Stand der
Baume in spatern Jahren. Nahe dabei fanden wir auch
den Stock einer Eiche von ungewohnlichem Zuwachs,
wahrscheinlich in Folge ihres ganz freien Standes. Sie
hatte nur 56 Jahresringe und dennoch 2 0 " Durchmesser
(s. p. 238 den Zuwachs der Eichen in Poppelau.).
Vor Glatz kommen Kalkstein und Grauwacke im
Wege zum Vorschein, Alles zum Uebergangsgebirge ge-
horend. Am Rothenberge endlich treffen alle Forma-
mationen der Umgegend zusammen, und der Ort wird
dadurch eben so interessant. Geht man die zu Tage
kommenden (fast auf dem Kopfe stehenden) Schichten
von der Seite des Steges, welcher iiber die Neifse fiihrt,
durch, so hat man zuerst einen dichten, ziemlich dun-
keln schiefrigen Kalkstein, dann Quadersandstein, rothen
Sandstein und zuletzt ein schwer zu erkennendes (auf
dem jenseitigen Neifseufer bei Piltseh in Felsen wieder
zu Tage kommendes) Gestein, welches ich fiir Syenit
halte, der aber sehr stark verwittert und defshalb so
unkenntlich ist. Wenn ich nicht irre, sagte mir Herr
Zobel, dafs auch die Grauwacke hier am Rothenberge
durchbrache. Wir konnten aber nichts davon finden.
Am Meisten interessirte mich der Rothe Sandstein,
oder genauer bezeichnet, das Roth - Liegende am Berge,
weil es so mannigfaltige und so merkwiirdig verkittete
Triimmer fiihrt, eine Erscheinung, ganz ahnlich der bei
Halle erwahnten (s. pag. 188.), besonders zeichnet sich
das Gestein durch Glimmer - Reichthum aus. Dafs der
Glimmerschiefer und Gneufs der Gegend eine wichtige
Rolle dabei spielte, geht auch noch aus den eingemeng-
ten Brocken dieser Gesteine hervor.
Der Rotheberg ist auf der Seite der Neifse, da
wo nicht nacktes Gestein jahlings abstfirzt, mit Holz
bestanden, aber nur von einem kiimmerlichen Wuchs,
weil der Neigungswinkel (35 — 40°) zu stark und der
Boden iiberall zu flachgriindig ist. Die traurigste Rolle
spielt die Kiefer; sie mufs sich hier bequemen die Na-
tur der Gebirgsfichte anzunehmen, indem die eine ein
Felsstiick mit ihren nackten Wurzeln umschlingt, die
andere eines nahrungsreichen Bodens wohl ganz ent-
behrt. Die mit ihnen zusammen vorkommenden Fichten
fiigen sich schon eher in das unangenehme Geschick.
Es ging nun mit unserer Fahrt immer mehr bergan,
bis dafs wir auf eine Art Plateau unterhalb Nesselgrund
kamen. Das Gestein ist meist Quadersandstein, aber
hier, wie ich auch weiterhin in den folgenden Tagen
zu sehen Gelegenheit hatte, ganzlich von der gewohnli-
chen Beschaffenheit des Quadersandsteins abweichend.
Er ist nicht hart, und man erkennt neben den Sand-
kornchen unzahlige gelblichweifse, matte Piinktchen und
Flecken, das thonige und lehmige Bindemittel des Ge-
steins. Beim Verwittern giebt es daher Sand, Thon
und Lehm. Theils sind diese sehr vortheilhaft gemengt,
theils sondern sie sich auch nach dem verschiedenen
specifischen Gewichte. Man sieht dies an den Abstfir-
zen neben den Wegen sehr gut. Unter der Rasendecke
befindet sich eine Jjehmschicht, und weiter unten geht
sie allmalig in ein mehr sandiges, wenn auch noch immer
lehmhaltiges Gemenge fiber, welches unmittelbar
auf dem Gestein liegt. Daher die Vegetation hier auf
dem Quadersandstein iiberall vortrefflich.
W;ir kamen, da es unterweges viel zu sehen und zu
untersuchen gegeben hatte, erst gegen Abend im Nes-
selgrunde an, wo wir bei Herrn Oberforster Bias eke,
dem intimen Freunde und Kriegskameraden eines nahen
Verwandten, wie sich nacliher ergab, die liebreichste
Aufnahme fanden. Die Oberforsterei liegt hoch am
Berge und hat daher die schonste Aussicht auf einen
grofsen Theil der Grafschaft; Alles was unten im J^ande
weit und breit vorgeht, wird von hier aus gesehen.