
Huttenwasser. Nach dieser Beschreibung der leicht zu
iiberdenkenden Oertlichkeit komme ich zu der Ueber-
sicht der Graflichen Reviere. Sie werden durch Linien
getrennt, welche von der Hohe des Gebirges herunter-
kommen. Unsern Standpunkt hatten wir auf dem Herms-
dorfer Revier, links begrenzt von dem Rothenwasser,
und rechts von einem, jenseits der Schneegruben herun-
terkommenden Wasser, der Bratsche. Ueber die Brat-
sclie hinweg (das Grubenwasser und die Corallensteine
noch mit einschliefsend) liegt das nordwestlichste der
Reviere, das Petersdorfer. Weiter nach Siidosten von
dem Rothenwasser folgt das Revier Hayn (bis zum Hin-
terstenwasser und Nassenwege), Bruckenberg (von da
bis zur Hampelbaude) und zuletzt Wolfshau, welches
bis zum Schmiedeberger Kamme reicht, und von unserm
Standpunkte nicht iibersehen werden konnte.
Die beiden Reviere Giersdorf und Seidorf liegen am
Fufse der eben genannten, also tiefer als jene.
Es wird am Zweckmafsigsten seyn, dafs ich hier
gleich die geognostische Uebersicht der Gegend, welche
wir in den nachsten Tagen betrelen, voranschicke. Sie
ist hochst einfach; denn iiberall, so weit das Auge reicht,
bildet mit wenigen unbedeutenden Ausnahmen der Granit
das Gestein der Berge. Nur an einzelnen Punkten,
wie z. B. an der Schneekoppe, steigt der Glimmerschie-
fer von der entgegengeset.zten Bohmischen Seite des
Gebirges in unser Gebiet herauf, wie beim Gange nach
dem Tafelstein und der Koppe umstandlicher angefiihrt
wird. Das Riesengebirge bezeichnet so recht den durch
• das Urgebirge bestimmten Charakter der ostlichen Halfte
von Mitteldeutschland, wahrend in der westlichen Halfte
Granit nur aufserst seiten und Gneufs-Glimmerschiefer
noch weniger vorkommen (s. die Iste Reise).
Ich verlasse jetzt diese Eintheilung, auf die wir spater
immer wieder zuriickkommen, und wende mich zu
den einzelnen Gegenstandcn der heutigeu Excursion.
Es war ein sehr heifser Tag, und wir fingen schon
an zu schwitzen, als wir an der holzleeren Gegend zur
linken Seite des Kynast hinaufstiegen. Doch bald um-
fingen uns wieder die Schatten des Waldes, und stark-
ten die schon ermattenden Glieder von Neuem. Wir
befanden uns an der Ostseite einer grofsen Gebirgskuppe,
oder, wenn man will, eines sehr stumpfen Kegels, Heerd-
berg genannt. Er wird, wenn man von Hermsdorf her
kommt, grade vom Kynast gedeckt, und verbirgt dann
wieder den schon genannten Fockner.
Der Heerdberg besteht aus demselben Granite, welcher
den grofsten Theil der Umgegend charakterisirt.
Er ist ziemlich gleichmafsig aus Feldspath (Thonerde,
Kieselerde und Kali), Albit (Thonerde, Kieselerde und
Natrum) und Quarz und etwas mehr untergeordnetem
schwarzen Glimmer gemengt, enthalt dann aber aufser-
dem noch zahllose grofse Feldspath-Krystalle, die man
jedoch wegen ihrer Briichigkeit und der festen Verwach-
sung nicht herausschlagen kann. Er heifst also mit vol-
lem Rechte p o rp h y r a r t ig e r Gr a n i t , zum IJnter-
schiede von den Graniten, welche keine Feldspath-Kry-
stalle enthalten, also gemeinkornige zu nennen waren.
Meistentheils ist dieser Granit ziemlich grobkor-
nig, und nur seiten einmal so feinkornig, dafs man die
Gemengtheile nur schwer unterscheiden kann.
Das, was fiir unsern Zweck das Interessanteste seyn
diirfte, ist die Verwitterung des Gesteines. Der grofste
Theil der Oberflache desselben ist zerstort, bald nur einige
Fufse, bald mehrere Klaftern tief. Nur ein ver-
haltnifsmafsig geringer Theil der Gebirgs-Oberflache erscheint
als fester Fels, wie er z. B. in den grofsten
Massen, etwa von 3 — 6 Klafter Inhalt, auf der Zinne