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auffallend dunkel. Seine Versteinerungen sind iiberaus
zahlreich und mannigfaltig und reichen von taubeneigro-
fsen bis fast mikroskopisehen Muscheln. Hier und da
geht er in schopen, blattrigen Kalkspaih iiber, der sich
auch in den, in grofserer oder geringerer Starke mit dem
Kalkstein wechselnden Lehmschichten findet. In einem
Bruche sieht man in dem Lehm auch Gyps; dieser
ist wahrscheinlich ein Glied der salzfiihrenden Keu-
perlage. Der Boden ist vortrefflich. Ueberall giebt es
in seiner Nahe einen Lehm, der, wenn er trocken ist,
sich kaum zerschlagen lafst. Der grofste Theil einer
ausgesuchten Floe des kalkreichen Lehms findet sich auf
ihm, wie Scherardia arvensis, Euphorbia exigua, Hypericum
humifusum, Anagallis arvensis. Nahe den Ab-
hangen der Berge zeugen von dem ungewohnlichen Feuch-
tigkeitsgrade: JMentha aquatica, Trifolium pratense, Polygonum
aviculare und dergl.
Es iiberraschte uns nicht wenig, aus diesem schweren
Boden plotzlich in der Gegend von Heidenoldendorf in einen
wahren Markischen Sand uns versetzt zu sehen.
Zum Theil mag dieser von den Sandsteinen des Teutoburger
Waldes heruntergeweht seyn, wofiir auch die
nach dieser Richtung angelegten Schutzhecken der Garten
und Felder sprechen, zum Theil riihrt er aber wohl
noch von der Diluvialfluth her. Man findet mit ihm
namlich auch die Geschiebe, welche von der Ostsee in
unsere Mark geffihrt wurden. Nach genauerer Untersu-
chung fand ich dieselben Granite, denselben Gneus, Grfin-
stein, Hornstein, Feuerstein u. s. f. unter ihnen, die ich
auf den Markischen Feldern gesammelt habe. Die nach-
ste Gebirgskette, welche dergleichen Gesteine aufzuwei-
sen hat, wiirde der Harz seyn. Dieser besitzt aber von
Gneus und Hornstein wenig oder gar nichts, von Grani-
ten nur sehr wenige und unbedeutende Abanderungen.
Hochstens konnten von demselben die kleinen Kiesel-
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schiefer-Stiickchen herstammen, die jedoch nur aufserst
sparsam und nur undeutlich, d. h. nicht mit Quarzadern
durchzogen, zu finden waren. Von Thonschiefer und
Grauwacke zeigte sich, eben so wie bei mir zu Hause,
nicht eine Spur. Diese Geschiebe konnten wdr, mit
kleinen Unterbrechungen, bis Bielefeld verfolgen. Wahrscheinlich
gehen sie auch noch weiter westwarts. Ob
sie auch noch siidlicher gehen, weifs ich nicht, be-
zweifle es aber, da sich wohl annehmen lafst, dafs der
Teutoburger Wald, wie eine Mauer, ihrer weiteren Verbreitung
entgegen gestanden habe. Man findet zwar
noch an der siidlich von Bielefeld wegfiihrenden Chaus-
see eine Menge fiir den Bau zerklopfter Geschiebe; diese
sind aber bestimmt mit dem festen, sehone Schwefel-
kieskrystalle enthaltenden Mergel, der in der Gegend
von Salz-Ufllen brechen soil, hierher gebracht. Indes-
sen ware es immer noch denkbar, dafs die grofse Fluth,
welche die Wesergebirge iiberstieg, auch fiber den Teutoburger
Wald gebrocben sey. Die ungeheure Sandver-
breitung sfidlich von demselben wiirde daffir sprechen.
Mitten in diesem Sande liegt ein ziemlich ansehnlicher
Torfmoor, aus welchem Stechtorf und Formtorf ge-
fordert wird. Die holzernen Formen, in welche der
Formtorf gedrfickt wird, sind breit und 4" hoch.
Der zufallig beim Stiche anwesende Aufseher sagte aus,
dafs der Torf bis 12' machtig hier vorkomme und auf
Sand lagere. Von den eigenthfimliehsten Torfgewach-
sen fand ich nur Sphagnum obtusifolium. Sonst wachst
hier haufig Bidens cemua, Illecebrum verticillatum, Glycerin
fluitans, Juncus communis und verwandte Arten.
Von Ledum, Oxycoccus, Andromeda u. A. war nichts
zu sehen, auch kannte man diese so originellen Torfge-
wachse hier nicht. einmal dem Namen nach.
Den Torfmoor, welchen wir von der Grothenburg
gesehen hatten, kannten sie hier nicht, und nannten ihn
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