
circa bei 3000 F. der Wald aufhort, also ungewohnlich
friih im Vergleiche mit vielen andern Kammgegenden.
Zahlreiche modernde Stocke zeigen aber an, dafs die
Grenze ehemals viel weiter oben gewesen ist. Die Gegend
ist leider in den Handen von Lenten, die nur auf
das Geld einen Werth setzen. Die Stadt Schmiede-
fa erg hat die ganze Gegend des Kammes zur Zeit einer
Geldnoth an einen Kaufmann veraufsert, welcher das
Holz schlagen und den Boden dann zur Viehweide ver-
pachten liefs. Dank sey dem Himmel, dafs er den grofsten
Theil des Gebirges in seinen Schutz genommen hat!
Das edle Geschlecht der S chaff go tsch wird es nie
seines niitzlichsten und schonsten Schmuckes entblofsen.
Ist dies zum Theil auch auf herrschaftlichem Grund und
Boden friiher geschehen, so lag dies nicht an den hoch-
sinnigen Besitzern, sondern an der Zeit, in welcher nicht
allein hier, sondern auch in fast alien andern Gegenden
Deutschlands unverstandige Menschen den schonen Wald
veiwiisteten oder wohl gar aufUnkosten desselben sich
bereicherten. Gottlob! die Zeit war aber noch nicht
gekommen, dafs das Riesengebirge rettungslos verloren
gewesen ware, wie man hier und da wohl behaupten
hort. Noch sind der trefflichen Bestande. viele, noch
ist im Ganzen die alte Natur des Kammes wenig ver-
andert. Und wo grofse Liicken entstanden, da sind die
Forstmanner des Gebirges mit aufopferndem Fleifse be-
muht, zu decken, so viel und so schnell es nur geht.
Doch darauf komme ich an vielen Stellen wieder
zuriick.
In dem alten Fichtenbestande unter dem Kamme,
welcher noch Bauholz von 54 Fufs Lange liefert, habe
ich mir die Flora notirt. Vorherrschend sind die Pflan-
zen der Ebene: J a c c i u i u t u JfMyrUUus, Aspidium
spinulosum und Filix femina, Oxalis Acetosella, Anemone
nemorosa, Polypodium JD r y o jp le r is und Phegopi
eris, Aira Jlexuosa, Lycopodium annotinum, Hy-
pnum s p l e t i t i e n s j, t r i t g u e l v u m und S c H r e -
b e r i (die Trimmer und Felsblbcke uberziehend). Dazu
kommen die unten seltneren oder ganz fehlenden: Trien-
talis europaea, Uvularia amplexifolia und Convallaria
verticillata, T u s s i l a g o e t ip in a . An dem kleinen
Flofsel, welches sich zwischen dem Gestein herunter-
zieht, und, wie iiberall im Gebirge, hier und da unan-
genehme, dem Holzbau hinderliche Nassen verursacht,
finden sich reichlich Sphagna, auch Polytrichen.
Der eigentliche Wald hort, wie gesagt, schon 600
bis 700 Fufs unter dem Kamme auf. Es sind nur noch
Fichten von 10 — 20 Fufs Lange, diese jedoch bis oben
auf dem Tafelstein zu finden, mit Bartflechten wie mit
einem Trauerflohre behangen. Die Zweige sind von der
Last des Schnees gegen den Boden gedriickt, und die vor-
handenen, wenn auch nur kurzen Schafte, ebenfalls gela-
gert. Die Kronentriebe sind umgebrochen, viele Zweige
starren wie gedorrte Gerippe aus dem noch griinen
Theile, der hier und da mit 2 Zoll langen Zapfen behangen
ist, hervor. In der That eine sehenswerthe
Scene, jedoch mehr geeignet, traurige Empfindungen zu
erwecken, als angenehme Eindriicke zu hinterlassen.
Es ist der erfolglose Kampf, den die lebende, in grofse-
ren dauernden Formen hervorstrebende Natur mit den
kalten starren Elementen zu bestehen trachtet: stets er-
neuerte Versuche, das Haupt zu erheben, gleich den
letzten tapfern Kriegern auf einem Schlachtfelde, welche
sich mit Wunden bedeckt immer von Neuem auf-
richten, um zuletzt doch unter der Gewalt des feindli-
chen Andranges zu erliegen.
Dieser ganze Zustand ist aber nicht naturlich. Erst
nachdem die Menschen hier angefangen haben zu wirth-
schaften, vielleicht gar durch Feuer einmal den Bestand
zu lichten, fuhr der Wind so scharf hinein, dafs nichts