
Gestein yerwittert zwar nur langsam, aber doch so voll-
standig, und einen so kraftigen Boden gebend, dafs der
beste Wuchs darauf stattfindet. Wir fanden um das
Schlofs herum auch die mannigfaltigsten Holzarten, wie
Linden, Ahorn, Eschen, Hiistern, Kirschbaume, selbst
einen kleinen Horst von starken Kiefern, denen man an
ibren Kriimmungen aber wohl ansah, sie miifsten vom
Schneedrucke bedeutend zu leiden gehabt haben. *Der
Herr Forstinspektor sagte mir, dafs er an einer andern
Seite einen vortrefflichen Buchenbestand auf demselben
Boden habe.
So lange wir in den den Gemeinden gehorigen Hol-
zern blieben, hatten wir meist denselben betriibenden
Anblick yon Devastationen, wie am vorigen Tage. Im
Koniglichen hingegen konnten wir uns an den schonen
Bestanden wieder erfreuen, die wir zu sehen bekamen.
Der Thonschiefer, welcher hier herrschend ist, tragt
schone Buchen und Eichen. An einigen Bergkopfen
liegt jedoch ein fester Sandstein (Grauwackensandstein)
zu Tage, und hier ist der Boden steinig und sehr flach-
griindig, und leidet nur den Anbau von Schlagholz.
Dazu kommt, dafs diese Sandsteinberge mit zu den hoch-
sten gehoren (meist 1500—2200' hoch), und dafs hier
schon die klimatischen Verhaltnisse den Anbau sehr er-
schweren. Den Frost glaubt man hier von den jungen
Pflanzen durch moglichst dunkle Stellung des Schlages
abzuhalten.
Der Grauwackensandstein kundigte sich immer gleich
am Ersten durch die ungeheure Menge von Heide (Erica
vulgaris) und von Spartium scoparium an. Auch findet
man auf demselben haufige Spuren von Versumpfun-
gen. Polytrichum juniperinum steht hier und da so
dicht, dafs man bis an die Knochel hineindringt. Auch
Spuren von Sphagnum bemerkte ich einige Male, aber
nirgends wahren Torf. Es ist auffallend, dafs dieses
nicht eben giinstige Glied der Thonschiefer-Grauwacken-
Formation hier so sehr verbreitet ist. Auch Grauwacke
und Thonschiefer sind hier nicht immer giinstig.
Wir kommen nun schon heute (am Dienstage) zu
dem interessantesten Gegenstande der ganzen Excursion
in diese Gegend. Dies sind die sogenannten Hanberge,
oder die eigenthiimlichen Niederwalder oder Schlaghol-
zer, meist Eichen und Birken, seltener Haseln und Er-
len, welche halb forstlichen, halb oconomischen Zwek-
ken dienen. Als Schlagholzer mufs man sie betrachten,
weil sie nicht ganz aus Samen erzogen werden, sondern
die Verjiingung der Orte nach dem, immer in kurzen
Perioden wiederkehrenden, Einschlage des darauf stehen-
den Holzes grdfstentheils durch die Ausschlage der Stocke
bewirkt wird. Oeconomischen Zwecken dienen sie defs-
halb, weil neben der Holzproduction auch noch Getrei-
debau auf ihnen getrieben wird. Ganz einzig steht diese
sonderbareWirthschaftallerdings nicht da; denn wir finden
sie noch in verschiedenen andern Gegenden von Deutschland,
namentlich im Odenwalde und mehreren andern
siidlichen Gegenden, welche, wie das Siegerland, durch
eine zusammenhangende Kette von stets abwechselnden
Bergen und Thalern charakterisirt werden.
Wie diese Hauberge entstanden sind, ist schwer an-
zugeben. Sie existiren schon seit undenklichen Zeiten.
Es ist aber kaum zu bezweifeln, dafs an ihrer Stelle ehe-
dem Hochwald stand. Ein solcher hat sich noch an vie-
len Stellen dieser und benachbarter Gegenden erhalten.
Hat man diesen Hochwald wohl defshalb einmal abge-
trieben, um diese Getreide-Busch wirthschaft an seine
Stelle zu bringen? Gewifs nicht! Wie viele Berge dieser
Gegend sind mit elenden Schlagholzern bedeckt, an
deren Stelle gewifs ehemals Hochwald stand. Sie sind
nicht Hauberge, sie wurden also auch nicht gefallt, weil