
Familien nach Reinerz —, sind aber in ihrer vorziigli-
clien Wirkung bei Brustkranken und Unterleibsleiden-
den noch nicht genugsam gewurdigt. Die eine, zugleich
an Kohlensaure reichere, ist sehr kalt, die andere aber
hat iiber 14° Temperatur. Letztere ist zugleich die mil-
dere und fur Brustkranke die heilsamste. Ueber ihren
Ursprung konnte ich leider keine Untersuchungen an-
stellen, da die Quellen iiberall aus der Bodendecke kommen
und nirgends anstehendes Gestein bemerkt werden
kann. Der kohlensaure Kalk, der an mehreren Punk-
ten der Umgegend zu Tage kommt, spielt aber gewifs
eine wichtige Rolle bei der Entwickelung der Kohlensaure.
Der Eisengehalt erklart sich leicht aus dem Ei-
senreichthum der Umgegend.
Um Mittag trat ich meinen Weg nach Karlsberg an,
und traf, als ich um 2 Uhr dort anlangle, gliicklicher-
weise den Herrn Oberforster Muller, einen alten Neu-
stadter Schuler, zu Hause. Wir konnten daher gleich
die Excursionen, welche ich hauptsachlich beabsiehtigte,
unternehmen. Zuerst gingen wir auf die Heuscheuer.
Ich frischte hier die schon etwas schwacher werdende
Erinnerung aus meinen Studentenjahren wieder auf, und
erfreute mich sowohl an der grofsartigen Natur dieser
herrlichen pittoresken Felsen, die gewifs von kcinem
andern Quadersandstein iibertroffen werden, als auch an
specielleren Phanomenen derselben. Die grofsten Blocke,
in welche sich, wenn sie holil waren, ein ganzes Ba-
taillon einquartieren konnte, liegen iiber und unter einan-
der, wie man eine Partie Wiirfel oder die Zuckerstiicke
aus einer Zuckerdose fiber einander liegen sieht, wenn
man sie auf den Tisch schiittete. Es giebt eine unend-
liche Mannigfaltigkeit von Gruppen und Figuren, wenn
man die verschiedenen Gebirgstheile der Heuscheuer von
nah oder fern betrachtet. Von Weitem sieht es aus,
als waren gewisse Felsen am Gipfel mit einer Colonnade
umgeben, so reihen sich hier Steine an Steine, welche
nur dann und wann von dunklen Fichten uhterbro-
chen werden. In der N3he fallen wieder die wunder-
lichen Figuren der einzelnen Felsenstiicke auf. Am Besten
lassen sie sich vergleichen mit den malerischen
Porphyrfelsen bei Ilfeld am Harze. Sie haben haufig
Vertiefungen, als wenn sie mit Hammer und Meifsel zu
einem kleinen Bassin ausgearbeitet waren. Die eine ist
so bedeutend, dafs, wenn man in derselben mit einem
Klopfel rechts und links an die Wande schlagt, es wie
Glockenton klingt. Wie diese Hohlungen entstanden
sind, diirfte schwer zu erklaren seyn. Wahrscheinlich
waren sie mit einer weicheren Masse ausgefiillt, welche
durch das bei der Bildung und Zerstorung des Quader-
sandsteins mitwirkende Wasser herausgespiilt worden
ist. Unterhalb des Pavilions kommen zahlreiche Mu-
schelabdriicke vor. So hoch hat gewifs nie eine Fluth
gereicht, um Schaalthiere hierher anzuspiilen. Wo sollte
eine so gewaltige Wassermasse spater geblieben seyn?
Der Hauptzweck bei unserm Besuche der Heuscheuer
war, die beiden kleinen botanischen Garten zu sehen,
welche schon vor Jahren vom Hrn. Oberforster Blascke
in Gemeinschaft mit Hrn. Apotheker Neumann hier
angelegt wurden und unter dem Schutze der Regierung
stehen. Man hat versueht die seltensten Pflanzen des
Riesengebirges hier zu versammeln. Der Herr Oberforster,
welcher die Botaniker der Gegend, namentlich jetzt
Hrn. Neumann aus Wiinschelburg, zu Rathe ziekt, und
mit diesen fiir die Anschaffung der Pflanzen aus den
verschiedenen Gegenden sorgt, fiihrt die Aufsicht fiber
die Anlagen, welche unter Verschlufs sind. Die Felsen
gruppiren sich auf der Spitze der Heuscheuer zufiillig
so gut, dafs man den Haupteingang mit einer Thiire
verschliefsen konnte. Einige der hierher gebrachten Gewachse
zeigen ein frohliches Gedeihen, viele kiimmern
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