Der zwischen den Seitenrändern liegende Randabschnitt wird V o r d e r r a n d genannt;
er bedeckt nur die Basis des Rostrums oder ist über denselben mehr oder minder stark vorgezogen.
Als L ä n g e d e s S c h i l d e s gilt der Abstand zwischen dem Vorder- und Hinterrand in
der Mediane und in der Seitenlage gemessen; Messungen an der Rückenseite ergeben, da der Schild
nicht selten steil nach vorn abfällt, zu kleine Werte.
Die Oberfläche des Schildes ist selten glatt, meist erheben sich auf derselben Leisten, Punkte,
Höcker usw., welche symmetrisch angeordnet sind und in ihrer Gesamtheit die S c h i 1 d z e i c h-
n u n g ausmachen ( N a l e p a , 1887). Zur leichteren Charakterisierung derselben wird die Oberfläche
des Schildes zweckmäßig durch zwei vom Vorderrand zu den Höckern der Rückenborsten
gezogen gedachte Linien in ein M i t t e l f e l d und die beiden S e i t e n f e i d e r geteilt. Im
allgemeinen lassen sich zwei Grundformen der Schildzeichnung, die lineare und retikuläre, unterscheiden,
von denen die erstere die verbreitetste ist und' ausschließlich oder doch vor waltend aus
Längslinien besteht. Diese sind mehr oder minder stark hervortretende Leisten, die höckerig,
vielfach winkelig gebrochen oder gebogen sein können. In der Regel liegt der linearen Ornamen-
tation eine Gruppe von drei Längslinien zu gründe, die im Mittelfeld vom Hinterrand zum Vorderrand
verlaufen und nach vom konvergieren. Die mittlere .derselben, welche selten fehlt, verläuft
in der Mediane des Schildes (Mittellinie, Medianlinie). Bisweilen sind die Längslinien durch
Querlinien verbunden; überwiegen dieselben und treten die Längslinien zurück, dann nimmt die
Schildzeichnung den netzartigen Charakter an, wie z. B. bei Phyllocoptes retiolatus Nal .
Die Schildzeichnung zeigt vielfach individuelle Abweichungen; unter sonst gleichen Verhältnissen
sind die männlichen Tiere kräftiger gezeichnet als die weiblichen. Bei den Larven , und
Nymphen ist sie unvollständig und auf die markantesten Linien beschränkt; doch auch umgekehrt
können die Nymphen noch eine, wenn auch stark reduzierte Zeichnung, deutlich zeigen, während die
Geschlechtstiere eine solche vermissen oder nur undeutlich erkennen lassen. Arten mit kräftiger
Punktierung der Abdominalringe haben in der Regel auch eine scharfe Schildzeichnung. In der Gattung
Callyntrotus treten die Reliefbildungen der Schilddecke besonders stark hervor; ihr Zusammenhang
mit der äußeren Chitinschichte ist zuweilen auffallend lose: es genügt ein jäher Ruck des Deckgläschens,
um das ganze Leistensystem der Schildzeichnung im Zusammenhang loszulösen.
Der Rückenschild trägt ein Paar R ü c k e n - oder S c h i l d b o r s t e n (selae dorsales, s. d.)
N a l e p a , 1889), die selten fehlen; sie sitzen auf Höckern, die verschiedene Gestalt und Größe haben
und gewöhnlich am Hinterrand stehen. Zuweilen rücken sie in die Fläche des Schildes hinein und
tragen dann gewöhnlich kurze, schwache, nach aufwärts gerichtete Borsten. Die Rückenborsten
sind gewöhnlich nach hinten, seltener nach oben oder nach vorn gerichtet; ihre Länge schwankt
zwischen weiten Grenzen, doch sind Borsten, welche das Hinterende des Hinterleibes überragen, nicht
häufig (Phylloco'ptes mastigophorus Nal . ) . Ausnahmsweise trägt der Schild außer den Rückenborsten
noch ein zweites Borstenpaar {E. avellanae N a 1., E. teiratrichus Nal . ) oder gar wie bei E. pini
Nal . und Phyllocoptes triceras B ö r n e r eine kurze Einzelborste am Vorderrand (seta jrontalis,
s. f., C a n e s t r i n i, 1892). E. cornutus L i n d r. soll an der Schildspitze zwei, ziemlich starke, nach
vorn gerichtete Borsten von halber Schildlänge tragen.
A n m e r k u n g . Von anderen Beobachtern wurden die beiden aus der Maxillarrinne getretenen Cheliceren irrtümlich
als ein am Vorderrand des Schildes sitzendes Borstenpaar gedeutet.
Die Ventralseite des Prosoma nehmen zum großen Teil die H ü f t glieder (Coxae) ein, die abgeplattet
und mit der Körperwand verschmolzen sind; sie wurden bisher als E p i m e r e n bezeichnet.
Ihr Vorhandensein wird durch leistenartige Verdickungen im Integument („epimerales Stützgerüst“)
angedeutet. Von dem Coxotrochanteralgelenk eines jeden Beines ziehen je zwei Chitinleisten, die
innere (vordere) und äußere (hintere) Stützleiste, schräg nach hinten und einwärts. Es sind leistenartige,
in die Leibeshöhle vorspringende Verdickungen des Integumentes, welchen die Aufgabe zufällt,
die Körperwand zu versteifen und feste Ansatzstellen für die Muskeln zu schaffen. Die vorderen Stützleisten
des Coxotrochanteralgelenkes des ersten Beinpaares begrenzen die Hüften desselben nach
innen und verschmelzen in der Mediane; nicht selten kommt es zur Bildung einer medianen S t e r n a 1-
l e i s t e (Na l e p a , 1889) (Sternum), deren hinteres Ende einfach oder gegabelt sein kann. Eriophyes
pini Nal . besitzt zwei kurze, an ihrem Hinterende nach außen gebogene Sternalleisten. Die hinteren
Stützleisten, welche die Coxen nach außen begrenzen, sind stark verkürzt und vereinigen sich mit- den
vorderen Stützleisten des Hüftschenkelring-Gelenkes des zweiten Beinpaares. Diese streben anfangs
nach einwärts, wenden sich aber dann ohne einander zu berühren, unter Bildung eines stumpfen
Winkels, des inneren C o x a 1- oder H ü f t w i n k e l s ( = inneren Epimerenwinkels) nach außen, um
mit den zugehörigen hinteren Stützleisten zu verschmelzen und den äußeren Hüftwinkel ( = äußeren
Epimerenwinkel) zu bilden.
Auf der Ventralseite des Cephalothorax treten typisch drei Borstenpaare auf, das erste, zweite
und dritte Paar der H ü f t b o r s t e n (setae coxales I., II., III., s. cox. I., II., III.); sie wurden bisher
B r u s t b o r s t e n {setae thoracales I., II., III® = «. th. I., II., III. N a l e p a 1889} genannt.
Die Hüftborsten des ersten Paares (s. cox. I.) stehen gewöhnlich auf den Hüftgliedern und
zwischen den Stützleisten des ersten Beinpaares; sie sind sehr kurz und schwach und haben die Tendenz
zu obliterieren. Sie fehlen dem Eriophyes annulatus Nal .
Die Hüftborsten des zweiten Paares (s. cox. II.) sind bald unmittelbar an den inneren Hüftwinkel,
bald vor demselben inseriert; sie sind länger als die vorhergehenden, aber kürzer als die
folgenden.
Die Hüftborsten des dritten Paares (s. cox. III.) sitzen auf den Hüften des zweiten Beinpaares
zwischen den vorderen und hinteren Stützleisten derselben; sie sind die längsten und kräftigsten.
Beobachtungen des lebenden Tieres zeigen, daß die Hüftborsten der beiden letzten Paare beim
Laufen nach unten und ihre elastischen Enden nach hinten gerichtet sind.
Das gestreckte A b d o m e n übertrifft an Größe den C e p h a l o t h o r a x und nimmt den
größten Teil des Rumpfes ein; es wird 2—8mal so lang wie der Cephalothorax und endigt in einen
den Schwanzlappen und After tragenden stumpfen Kegel. Das Mißverhältnis zwischen der Entwicklung
beider Körperregionen, tritt besonders auffallend bei den Eriophyinen hervor, welche den
größten Teil ihres Lebens in der schützenden Umhüllung der Gallen zubringen. Innerhalb der Gallen
haben die Beine als aktive Bewegungsorgane wenig Wert, umso größere Bedeutung gewinnt
der wurmförmig gestreckte, biegsame und sehr bewegliche Hinterleib, welcher das Vordringen in den
engen, vielfach gewundenen Gallenräumen, insbesondere zwischen den Haaren, ermöglicht; für die
gallenbewohnenden Eriophyinen ist daher der langgestreckte, drehrunde, nach hinten sich verjüngende
Hinterleib charakteristisch. Die große Biegsamkeit desselben wird in ausgiebiger Weise dadurch
erreicht, daß das Integument durch zahlreiche, ringförmige Einschnitte in schmale Ringe zerlegt wird,
die durch eine dünne, dehnsame Zwischenhaut verbunden und daher gegeneinander verschiebbar
sind: die R i n g e l u n g ist somit eine äußerliche und hat mit einer wahren Gliederung nichts zu tun.
In der Gruppe der Eriophyinen ist sie ziemlich gleichartig und ein auffallender Unterschied zwischen
Rücken- und Bauchseite ist nicht vorhanden; doch sind die Bauchhalbringe im Vergleiche zu den