Vorwort.
Die Zahl der Blattwespen, welche eigentliche Gallen hervorbringen, ist gegenüber derjenigen
der Gallwespen und namentlich der Gallmilben recht beschränkt, sie repräsentieren auch nur einen
kleinen Bruchteil der Blattwespen überhaupt und verteilen sich nur auf wenige Gattungen und zwar
sehr ungleich, so daß nur 2 Gattungen, Pontania Costa und Euura Newm. einen größeren Anteil an
denselben haben. Auch die Form der Gallen und ihr anatomischer Bau ist nicht sehr mannigfaltig,
in den meisten Fällen aber für die Wespenart so charakteristisch, daß man aus der Galle auf den
Urheber schließen kann. Eine Ausnahme machen hier die Rollungen und Umklappungen des Randes
von Weidenblättern, bei denen nur die Untersuchung der Larven (oder die Zucht) entscheiden kann,
welche von den 5 Pontania-Aiten, die solche Gebilde hervorbringen, der Urheber ist. Es besteht
daher hier noch eine gewisse Unsicherheit über die Frage, ob die Form der Galle (Umrollung oder
Umklappung) von der Art der Wespe oder von der Art der Wirtspflanze oder von beiden zugleich
abhängt. Ganz unbekannt sind die Erzeuger nur für sehr wenige eigentliche Blattwespengallen.
Weit größer ist unsere Unkenntnis bezüglich der von Blattwespen hervorgerufenen Procecidien,
indem man hier die Urheber nur von dem kleineren Teile der bekannten Bildungen und auch da nur z. T.
mit voller Sicherheit kennt. Und während man annehmen kann, daß die eigentlichen Blattwespengallen
unseres Gebietes vollständig oder so gut wie vollständig bekannt sind, darf die Vermutung
gehegt werden, daß die Zahl der Procecidien noch und vielleicht nicht unbeträchtlich wachsen wird,
da viele dieser kleinen Gebilde der Aufmerksamkeit der Beobachter entgangen oder ihrer Bedeutung
nach nicht erkannt worden sein können.
In den Beschreibungen der Arten, der Nomenklatur und den Bestimmungstabellen für die
Arten der beiden Gattungen Euura und Pontania habe ich mich an das Werk von E n s 1 i n: Die
Tenthredinoidea Mitteleuropas (Beihefte der deutschen entomologischen Zeitschrift. 1912—1917)
angeschlossen,, in den Tabellen aber diejenigen Arten, von denen Gallen bisher nicht bekannt
geworden sind, weggelassen.
Für die übrigen Blattwespengattungen, in denen nur höchstens je 2 Arten als Gallenerzeuger
auf treten, erschien eine Tabelle nicht nötig. So viel als möglich wurde bei der Beschreibung der Arten
auf plastische Merkmale Rücksicht genommen. Bei der Beschreibung der Gallen wurde auch die
ihres anatomischen Baues gegeben, soweit sich darüber Nachweise in der Literatur fanden.
Die dem Verfasser fehlenden Blattwespenarten wurden vom Deutschen Entomologischen
Museum Berlin-Dahlem bereitwilligst zur Verfügung gestellt, wofür dem Leiter desselben, Herrn
Dr. Ho rn, der auch für fehlende Literatur in liebenswürdiger Weise sorgte, herzlicher Dank
ausgesprochen wird. Ebenso ist Dank zu sagen Herrn P. J ö r g e n s e n Buenos-Aires und Herrn
W. B a e r, Assistenten am zoologischen Institut der Forstakademie in Tharandt, für Beschaffung
von Literatur; endlich ist der Verfasser auch Herrn Dr. E n s 1 i n zu besonderem Danke verpflichtet
für die Unterstützung, die er durch Bestimmung zweifelhafter Arten leistete.