Ansehen und ihre Färbung. Knospen, deren Schuppen nicht fest anschließen, sind stets verdächtig,
ebenso stark vergrößerte z. B. an Wurzelschoßen, wenn sie gestreckt sind, anstatt spitzeiförmig und
fest geschlossen; ältere, größere Hexenbesen zeigen oft, infolge der Vernichtung der Endknospe und
einer der beiden obersten Seitenknospen scheinbar geknickte Zweige und andere Verzweigungsfehler.
— Auffällig sind — besonders wenn sie ausschließlich und Jahr für Jahr in gleicher Weise an demselben
Strauche wieder auftreten — kugelige Knospenanhäufungen an den Enden langer, schwanker, blattloser
oder schwachbelaubter Zweige; solche fanden sich an einem Strauch der städtischen Anlagen
und fielen der Vernichtung anheim. Im folgenden Jahre trug derselbe Busch gleichgebildete Kugelbesen,
sie wuchsen unbehelligt von Jahr zu Jahr, im dritten Jahre fingen sie an sich zu verzweigen,
jetzt war es Zeit, sie der Sammlung so zu erhalten! — Zu spät. — (Dieselbe Form findet sich im
Herb. cec. von Hieron. u. Pax fase. III, No. 117.)
Die Milbe lebt ausschließlich auf Syringa (mit Vorzug auf S. vulgaris), an dem sie F. Löw
zuerst 1879 auffand und die (den Gärtnern längst bekannte) Krankheit als Phytoptocecidium beschrieben
hat. Die Milbe ist von A. Nalepa dem Entdecker zu Ehren 1890 benannt und beschrieben
worden. Als es bekannt geworden, daß ein Tier die Krankheit veranlasse, wurde derselben nachgeforscht.
Selten scheinen bisher Blütenstände beobachtet zu sein, welche durch diese Müben
verkümmern, ein blütenreicher Strauch, kaum mannshoch, war besetzt mit Blütentrauben von
1—5 cm Länge, deren Blüten zwar normal gebildet aber außerordentlich klein waren. Der Strauch
war neu gepflanzt ohne Kenntnis der Erkrankung.
Die Verbreitung der Krankheit erfolgt durch Abwanderung der Milben vom Strauch und wohl
auch durch Übertragung durch den Pflanzenhandel; es wurden zur Anpflanzung auf einem dürren,
steinigen Berghang, zu dem Erde in Körben hinaufgeschafft war, Syringen angepflanzt, die durch
reichlichen Knospenansatz zu der besten Hoffnung des Gedeihens berechtigten. Nach wenigen Jahren
besah ich die Anlage, sie war überreich an Hexenbesen — auch die benachbarten Büsche waren bereits
mit solchen besetzt — auch an anderen weit entfernten Stellen zeigten sich die Anlagen durchseucht.
Es kann aber die Milbe nach meiner Überzeugung auch auf andere Weise noch Verbreitung finden
durch Übertragung: durch Stürme, Tiere und Menschen.
Da die Milben in den Knospen leben, ist ihnen nicht beizukommen und es hat sich nur Ausschneiden
der Hexenbesen im Frühjahr, Herbst und Winter und Verbrennen derselben bewährt.
Das Ausschneiden muß in der kalten Jahreszeit geschehen, wo die Milben erstarrt sind, das Verbrennen
bald darnach, bleiben die abgeschnittenen Stücke längere Zeit liegen, so wandern die Milben aus,
sobald die Knospen welk werden. Die verschnittenen Sträuche müssen einige Jahre lang beobachtet
werden, um jede Infektion sogleich wieder beseitigen zu können, hiebei sind besonders die Stockausschläge
zu beachten.
F. Löw 24: 726. 28. — L. Wittmack 5: 128—130. — Schlechtendäl 36: 110. — Hieronymus 1: 95 n. 249. — Tubeuf 8:
53 54. ixtf. 1—6; 70: 57—-39 Fig. t. 2. — Linsbauer L. Oesterr. Gart.-Zeitung VI. 6. 201—206. Txtf. 21: Der Hexenbesen und die
Knospensucht des Flieders. — H. Schulz 1911:182 n. 606. — Wüst 1 :8 . — Hier. Pax. Herb. cec. fase. II I n. 117.
F u n d o r t e : H e s s e n - N a s s a u : Kassel in der Aue und Gärten in der Stadt; B a y e r n :
Landau i. d. Pfalz; Erlangen; München, sehr verbreitet in den Bahnhofsanlagen von Aibling; Reichenhall;
B a d e n : Karlsruhe; Ö s t e r r e i c h : in und bei Wien: in vielen alten Wiener Gärten, wie in
den Parkanlagen der kaiserlichen Lustschlösser zu Schönbrunn und Hetzendorf; B ö hm e n : bei und
in Prag sehr verbreitet; S c h l e s i e n : Breslau; Grünberg; Kgr. S a c h s e n : Dresden verbreitet;
Wildenfels (Friedhof): bei Zwickau; P r o v. S a c h s e n : Halle-Gibichenstein stark verbreitet, Neu-
Ragozi, Wettin; Weißenfels; A n h a l t : Dessau: Privatgärten, Friedhof, Kaiserplatz; Bernburg;
M k. B r a n d e n b u r g : Berlin, Potsdam, Tegel, Steglitz, Spandau, Triglitz i. d. Priegnitz; B r a u n s
c h w e i g verbreitet in den Anlagen; O s t p r e u ß e n : Königsberg, Tilsit. Im R h e i n g a u : ,
in Geisenheim ist vor Jahren eine Syringa, reich an Cecidien, durch Aushieb beseitigt. (J. Moritz).
Noch nicht beobachtet in Lothringen, Luxemburg, Belgien, Holland, Norddeutschland, Rheinland,
Westfalen, Schweiz, Ungarn (der westlichste Fundort ist Landau i. d. Pf.). —
S y r i n g a c h i n e n s i s Willdenow (=#x:dubia Pers.).
Acr. (491) wie an S. vulgaris L. (490).
Eriophyes Löwi (Nal.) 241. 101.
Hieronymus 1: 95 n. 248. Dittricb 1911: 54. 908.
F u n d o r t e : S c h l e s i e n : Breslau in Gärten, auf den Promenaden, Scheitniger Park;
Deutsch-Lissa; Mk. B r a n d e n b u r g : Berlin, Schloßgarten in Lübbenau; P r o v. S a c h s e n :
Halle, Stadtgottesacker.
S y ' r i n g a p e r s i c a L.
wird als Trägerin des Cecidium von Eriophyes Löwi Nal. von C. Houard 1413 in les Zoocec. d. pl.
d’Europe . . . III pg. 1438 n. 7214 angegeben mit Hinweis auf Linsbauer 1911, p. 201(—206), dieses
ist unrichtig! L i n s b a u e r gibt an: „Der kleinblätterige persische Flieder (Syringa persica L.)
s c h e i n t . . . v ö l l i g v e r s c h o n t zu werden.“
österreichische Garten-Zeitung VI. 6. Heft Ju n i 1911.
(Bis jetzt (1915) gilt der persische Flieder noch gallmilbenfrei.)
L i g u s t r u m v u l g a r e L.
(492.) Acr. „Hexenbesen;“
„durch Gallmilben hervorgebracht.“
„an den Sträuchern [des Flieders (Syringa vulgaris) und] der R e i n w e i d e (Ligustrum
vulgare). Manchmal greift bei ihnen die Umwandlung der Blätter an den Achsen dritter, vierter und
fünfter Ordnung in die Blütenregion über . . . .“ (Ein Fundort und nähere Angaben fehlen.)
A. Kerner von Marilaun 1: I I 540.
(Dittrich 1911, 54 n. 906 „Knospendeformation“, Fundort Schlesien: Grünberg: Heinersdorf
(Hellwig) ist kein (?) Phytoptocecidium!) sicher wenigstens nicht mit dem der Syringa zusammen
zu stellen, mit dem es keine Ähnlichkeit hat.
Gentianaceae.
Gentiana L.
1. G e n t i a n a a c a u 1 i s L. (auct.).
(493.) Acr. Vergrünung und scheinbare Füllung der Blüten.
Eriophyes Kerneri (Nalepa) 242. 102.
Außer den Vergrünungen treten noch mancherlei andere Verbildungen hinzu.
Peyritsch 5:17. — Fr. Thomas 20:11 unter no. 19: — Dalla Torre 10:128.
F u n d o r t e : Alpen wiesen in Tirol.
Zoologien. Heft 61.