
Dagegen heißt es ebenda von Isthmosoma: „Die männlichen Fühler haben eine 7gliederige Geißel,
es sind also die beiden Endglieder nicht enge miteinander verbunden, obgleich manchmal doch
ziemlich nahe gerückt, auch ist die Geißel nicht gesägt.“
Die Geißelglieder der männlichen Fühler sind bei den meisten Arten allerdings langgestreckt
und nicht wie bei den Eurytomen stark knotig erweitert, so daß die Geißel gesägt erscheint, doch
finden sich auch bei Isthmosomen stark gesägte und wirtelhaarige Fühler, ebenso Verwachsungen der
beiden letzten Glieder, während die übrigen Merkmale, der gestreckte Körper und die Skulptur
des Thorax auf die Zugehörigkeit zu Isthmosoma hinweisen.
Eine für Isthmosoma charakteristische Bildung, die von D. v o n Schl e cht enda l entdeckt
wurde, zeigt die Afterdecke der Weibchen. Bei Eurytoma ist dieser Teil zugespitzt oder doch abgerundet
und wird infolgedessen durch die Scheiden des Legebohrers mehr oder weniger nach hinten
zurückgedrängt; bei Isthmosoma dagegen ist die Afterdecke mehr oder weniger bogig ausgerandet, sie
wird durch den in der Ausrandung liegenden Legeapparat nicht zurückgedrückt, die Legebohrerscheiden
sind gerade nach hinten gerichtet. Aus, alledem ergibt sich nunmehr nachstehende
Gattungsdiagnose:
Isthmosoma n. tt.
{ I s o s o m a Wa l k e r 1833 n e c B i l l b e r g 1820.)
K ö r p e r me h r o d e r w e n i g e r l a n g g e s t r e c k t , f e i n g e r u n z e l t u n d
z e r s t r e u t p u n k t i e r t , Pro- u n d M e s o n o t u m u n d d a s P r o p o d e u m n i c h t ,
g l e i c h m ä ß i g s k u l p t i e r t . F ü h l e r f a d e n f ö rm i g , f e i n b e h a a r t , G e i ß e l g
l i e d e r des M ä n n c h e n s m e i s t l a n g g e s t r e c k t , d i s t a l kurz e i ng e s chnür t
o d e r g e s t i e l t , z i e m l i c h l a n g w i r t e l i g b e h a a r t . F ü h l e r g e i ß e l d e s
W e i b c h e n s d i s t a l s c h w a c h v e r d i c k t . P r o p o d e u m lang, ± g ene i g t , g e r
u n z e l t , m e i s t mi t e i n e r m i t t l e r e n L ä n g s f u r c h e « F l ü g e l a u f de r
g a n z e n F l ä c h e f e i n b e h a a r t , M a r g i n a l n e r v d e u t l i c h l ä n g e r a l s de r
R a d i u s . A b d o m e n l a n g g e s t r e c k t ; b e im W e i b c h e n z u g e s p i t z t* ?S e g-
m e n t e u n t e r s i c h f a s t , g l e i c h l a n g , d a s l e t z t e n i c h t o d e r k a um
l ä n g e r al s das v o r h e r g e h e n d e ; A f t e r d e c k e me h r o d e r w e n i g e r b o g i g
a u s g e r a n d e t .
K ö r p e r s c h w a r z , P r o n o t u m in der R e g e l mi t h e l l e r en Vorde rf l ecken. 1)
Noch schwieriger als die Festlegung der Gattung ist die Unterscheidung der Arten. Die Weibchen
vieler Arten sind einander so ähnlich in Färbung und Skulptur, daß es oft kaum möglich ist, sie zu
trennen. Man sollte zur Bestimmung stets auch die Männchen heranziehen, die meist besser unterschieden
werden können. Das für die Artentrennung wertvollste Merkmal ist der Bau der männlichen
Fühler. Alle übrigen Kennzeichen variieren oft so stark, daß sie als Charakteristica für eine oder die
andere Art nur mit Vorsicht zu gebrauchen sind. Die Färbung, auf die Walke r bei der Aufstellung
seiner Arten so großen Wert legte, ist derartigem Wechsel unterworfen, daß man bei Aufstellung
einer Diagnose immer nur relative Farbentöne angeben kann, die nur durch Vergleichung einer
größeren Reihe von Exemplaren einer Art gewonnen werden können. So findet man bei ein und derselben
Art, daß die Färbung der hellen Prothorakalflecke zwischen grauweiß und dunkel rotbraun
*) Bei zwei Spezies m it noch unbekannter Lebensweise, Isthmosoma fuloicolle (W a lk ) ( = flavicolle Walk.) und
luteicolle (Walk.) is t das ganze Pronotum gelbbraun, bei semiluteum (Walk.) außerdem auch das Abdomen.
in allen Abstufungen auf tritt, ja daß sogar der Fleck auf beiden Seiten oder selbst nur auf einer Seite
ganz verschwindet. Ebenso veränderlich ist die Ausdehnung der helleren Stellen in der Färbung
der Beine und der Antennen. In weit geringerem Maße variiert die Skulptur des Körpers; immerhin
sind auch hier deutliche Abweichungen zu konstatieren, die jedoch nicht so konstant sind, daß man
sie zur Aufstellung einer Varietät benutzen kann.
Bei weitem die größte Zahl der bisher beschriebenen Arten ist auf gefangene Individuen
gegründet, von welchen dem Autor oft nur das eine Geschlecht Vorgelegen hat, so daß die Wahrscheinlichkeit
naheliegt, daß unter den Artnamen vielfach zwei für ein und dieselbe Art zu nehmen
sind. So finden sich auch bei Wa l k e r unter den von ihm beschriebenen 23 Isthmosoma-Arten nur
zwei, welche ihm in beiden Geschlechtern bekannt waren1), die übrigen 21 lagen ihm nur in einem
Geschlecht vor, und zwar überwog die Anzahl der Männchen die der Weibchen. Da aber Männchen
nicht allein auftreten und sie bei den Isthmosomen meistens, wenn nicht immer, gegenüber den
Weibchen in sehr geringer Anzahl vorhanden sind, so erscheint es mehr als wahrscheinlich, daß
Wa l k e r unter den gefangenen zwölf Arten von Männchen auch die neun Arten aufgefunden hat,
welche zu den neun von ihm als neue Arten beschriebenen Weibchen gehören. Nach den gegebenen
Diagnosen jedoch die Tiere wiederzuerkennen, ist wegen der höchst mangelhaften Beschreibungen
schwierig und mißlich. Es ist überhaupt nur bei gezogenen Arten mit Sicherheit möglich, Männchen
und Weibchen als zusammengehörig zu erkennen und zu beschreiben.
Nun hat v o n Schl e cht enda l als erster systematisch Isthmosomen aus ihren Gallen erzogen
und benannt, ohne jedoch eine Beschreibung der Tiere zu geben. Nach den bestehenden Nomenklaturregeln
sind diese nomina nuda hinfällig; sie werden aber im Nachstehenden meist beibehalten,
da sie in der Literatur eingebürgert und auch passend gewählt sind, ausgenommen natürlich diejenigen
Namen, die aus Prioritätsgründen den Namen älterer Autoren weichen mußten, da sie identische
Arten bezeichnen. Ferner werden einige neue Arten beschrieben, die die Erzeuger von Gallen
sind, welche D i t t r i c h und S c h m i d t in den letzten Jahren beschrieben haben, und welche
letzterer aus ihnen gezüchtet und dem Verfasser zur Bearbeitung übergeben hat.
8. Fortpflanzung.
Uber die Fortpflanzungsverhältnisse liegen nur wenige genauere Angaben vor. Hinsichtlich
der Verhältnisse der Zahl von Männchen und Weibchen finden sich bei den Isthmosomen Analogien
mit denen der cecidogenen Cynipiden. Wie bei diesen treten neben Arten mit gleicher Verteilung
der Geschlechter solche auf, bei denen das eine Geschlecht, das weibliche, vorwiegt. Dies kann so weit
gehen, daß die Männchen zu den größten Seltenheiten zählen und vielleicht ganz verschwinden.
Es scheint dann eine eingeschlechtliche Form zu bestehen, die sich agam fortpflanzt, ist doch auch
Heterogonie der Weibchen von R i 1 e y und We b s t e r bei einer nordamerikanischen Art
I. tritici Fitch = grande Ril. nachgewiesen. Bei der einzigen europäischen Art, bei der genauere Untersuchungen
vorgenommen wurden, nämlich von D o c t e r s v a n L e e u w e n und R e i j n v a a n
an I. hyalipenne (Walk.) ( = graminicola Gir.) ist Parthenogenesis neben Befruchtung festgestellt
worden. Dies erklärt sich dadurch, daß bei der untersuchten Art die Zahl der Weibchen
x) Ob die beiden Geschlechter tatsächlich zu einer Spezies gehören, bedarf noch des Nachweises und is t bei der
ungenügenden Diagnose s ta rk anzuzweifeln.