
 
        
         
		Die  G e t r e i d e  arten,  die  unter  den  parasitisch  lebenden  Pilzen  so  viele  und  gefährliche  
 Feinde haben, werden durch Gallentiere sehr viel weniger geschädigt.  Älchen kommen auch an ihnen  
 vor.  An Roggen,  Gerste und Weizen treten Chlorops taeniopus und Mayetiola destructor und  einige  
 andere  Arten  auf. 
 Die  N a d e l b ä u m e   haben  ebenfalls  unter  den  Gallentieren  keineswegs  so  viele  Feinde  
 wie  unter  den  Pilzen.  Unter  jenen  sind  die  wichtigsten  Schädlinge  Adelges  abietis  und  strobi-  
 lobius,  die  auf  verschiedenen  Piceaarten  die  bekannten  zapfenähnlichen  Gallen  an  den  infizierten  
 Zweigen  entstehen  lassen.  Evetria  resinella  erzeugt an  Pinus  silvestris Harzgallen. 
 *  * * 
 Auch  P i l z e   rufen an vielen Nutzpflanzen Gallen hervor,  die Ernte und Gewinn sehr schmälern  
 können.  Die  Galle,  die Plasmodiophora Brassicae,  ein Myxomycet,  an Kohl und anderen  Cruciferen  
 erzeugt,  ist wohl das für die Praxis wichtigste Mycocecidium.  Ferner kommen namentlich die an den  
 Kirschbäumen  und  Pflaumenbäumen  häufigen  Exoascusgallen  (Hexenbesen,  Narrentaschen)  in  
 Betracht,  die  Beulen,  welche  Ustilago  Maydis  am  Mais  hervorruft  u.  a.  m. 
 XII.  Technisch  verwertbare  Gallen.  Chemie  der  Gallen. 
 Dem Schaden, den die Gallen durch Vernichtung oder Entwertung der Kulturpflanzen bringen,  
 steht  nur  ein  bescheidener  N u t z e n   gegenüber,  der  sich  aus  der  technischen  Verwendbarkeit  
 einiger  Gallen  ergibt.. 
 Nutzenbringend werden verschiedene Eichen-  und andere Gallen durch  ihre  chemischen Qualitäten; 
   es mag  daher  zunächst  über  die  in  den Gallen  nachgewiesenen  Stoffe  berichtet  werden. 
 a)  Chemie  der  Gallen. 
 Außer  Wasser  finden  wir  schon  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Gallen  und  der  
 mikrochemischen  Analyse  der  aus  ihnen  hergestellten  Präparate  große Mengen  von  Stärke,  Eiweiß,  
 Cellulose,  die  an Zellwände  gebundenen Stoffe wie Hadromal  (Holzgewebe  der  Gallen,  Skiereiden),  
 ferner  gummiähnliche  Stoffe,  öle,  seltener  ansehnliche Mengen Chlorophyll,  sehr  reichlich  Gerbstoffe  
 und  Anthocyan  vor. 
 Makrochemische  Analysen  der  Gallen  sind  bisher  nur  in  geringer  Anzahl  angestellt  worden,  
 obwohl  Untersuchungen  dieser  Art  und  insbesondere  die  Untersuchung  verschiedener  Stadien  ein  
 und  derselben  Gallenspezies  viele  interessante  Aufschlüsse  versprechen.  Am  häufigsten  sind  die  
 Gerbstoffe  untersucht  worden. 
 Die  G e r b s t o f f e ,   von  deren  Verteilung im Gewebe  der Gallen  schon  oben die Rede  war,  
 sind  bei  außerordentlich  zahlreichen  Quercus-,  Salix-,  Rosa-  und  vielen  anderen  Gallen  so  reichlich,  
 daß  sie  sich  schon  beim  Zerschneiden  der  Gallen  mit  dem  stählernen  Messer  als  (meist)  „eisenbläuende” 
   Verbindungen  bemerkbar  machen.  Am  besten  bekannt  ist  das  als  Digallussäure  angesprochene  
 Tannin  der  Gallen. 
 In  den  Aleppogallen  von  Quercus  infectoria  sind  (auf  die  Trockensubstanz  
 berechnet)    ......................................................   •  •  • 58% 
 in  den  „Bassorahgallen“ .........................................................................    30 % 
 in  den  Moreagallen...............................................................  ^q o/ 
 in  den  Knoppern.............................................................................................. 23__25 °/ 
 in  den  Gallen  von  Rhus semialata  b i s ............................................................. 770/ 
 in  den  Pistaciagallen............................................................................  «a0/ 
 Gerbstoff  nach gewiesen  worden. 
 Die phyaologische Bedeutung der Gerbstoffe für das Leben der Gallengewebe ist noch durchaus 
 unklar. 
 Der  S 1 1 c k s t  o f f g e h a 11  der untersuchten Gallen ist gering. — Daß  er geringer ist als in  
 entsprechenden normalen  scheint nicht wahrscheinlich.  E o n c a 1 i  gibt  für  die  Gallen  von  Cynips  
 Mayri  2,68 %  Stickstoff  an,  für die  des  Pemphigus  cornicularius  2,50,  wenn  junge  Gallen, —  6.99 %  
 wenn  alte  Exemplare  vorliegen.  Dieser  Zuwachs  der  stickstoffhaltigen  Substanz  ist  überraschend  
 und  macht  nähere  physiologische  Untersuchungen  über  diesen  Punkt  wünschenswert. 
 Z u c k e r   hat  K. o c h  in Eichengallen  (Qu. pübescens und Qu. sessilis)  nachgewiesen:  unreife  
 Exemplare  enthielten  3.07%,  reife  15.7 %.  Zucker. 
 Von  S t ä  r lc e  hat  man  in  Aleppogallen  2%,  in  Bassorahgallen  und  chinesischen  Gallen  
 8.40  resp.  8 %  nachgewiesen.  Für  die  Gallen  von  Cynips  Mayri  werden  8.92'%;  für  die  GaUen  des  
 Pemphigus  cornicularius  6.21  bis  6.59%  angegeben.  Gerade  der  Stärkegehalt  vieler  Gallen  ändert  
 sieh,  soweit  die  mikroskopische  Untersuchung  hierüber  Aufschluß  zu  geben  vermag,  während  der  
 Ausbildung der Gallen innerhalb weiter Grenzen.  Es wäre: sehr zu begrüßen, wenn z. B. für die außerordentlich  
 stärkereichen  Neuroterusgallen  Analysen  unter  Berücksichtigung  der  verschiedenen  
 Stadien  ihrer  Entwicklung  angestellt  würden. 
 Den  A s c h e n g e h a l t   untersuchte  K|®c h  für  Kollarigallen;  er  fand  
 Sl0 2-    ..............................  17.79% 
 B   t l -   . . . . . . .     .................  32.38111;',!.®' 
 Ca0-  ■ ............................................    5.17% 
 SOs .............................................................................  24.82% 
 E * ° .............................................................  •  •  •  ■  15.65% 
 Die  Gesamtasche  der  Gallen  betrug  1.383?%  (bei  einem  Wassergehalt  von  85.71*%).  Für  
 Aleppo-  und  chinesische  Gallen  werden  ungefähr  ebensoviel  Aschenprozente  angegeben  (1.54  resp.  
 1.37%),  In  den  Gallen  von  Cynips Mayri  fand  R o n c a l i   2.9l3%,  in  den von Pemphigus  cornicu-  
 larius  sogar  4.65—4.86%. 
 b)  Die  technisch  verwendbaren  Gallen.*) 
 Am  frühesten  haben  sich,  soweit  wir wissen,  die  alten Ägypter  die  chemischen Eigenschaften  
 der Gallen zunutze gemacht und sie zur Tintenf abrikation benutzt.  Bei den griechischen und römischen  
 Ärzten des klassischen Altertums waren die Gallen als Heilmittel geschätzt.  Durch Pl inius   erfahren  
 wir, daß mit Galläpfelextrakt getränkter Papyrus  zum Nachweis  der Verfälschung des Aerugo  (Grünspan) 
   durch  Eisenvitriol  angewendet  wurde:  -   es  ist  dieses  die  älteste  uns  überlieferte  chemische  
 Eeaktion.  Wahrend  deB Mittelalters werden  neben Eichengallen  aus Asien  auch  die Ehusgallen aus  
 China  und  Japan  importiert. 
 In  unserer  Zeit  spielen  nur noch  folgende  Gallensorten  eine meist  geringe Rolle  als  praktisch  
 verwendbar. 
 *)  Wir folgen der Zusammenstellung,  die  F ig d o r   1900 in  W i e s n e r ’s  Rohstoffen  2. Aufl.  Bd.  I  gegeben hat.