2. Systematik.1)
Die Isthmosomen bilden die einzige phytophage Gruppe der sonst parasitisch3) lebenden
großen Familie der G h a l c i d i d d e , die durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist.
Kopf in der Kegel quer, Augen groß, oval, nicht ausgerandet; Fühler gekniet, von den Augen
entfernt, höchstens lßgliedrig, Schaft mehr oder weniger lang, zwischen ihm und der Geißel ein bis
drei sehr kleine, schmale Ringglieder oder Annelli. Prothorax seitlich nicht bis zur Flügelbasis
reichend, Mesonotum gewöhnlich mit deutlichen Parapsidenfurchen, Brustseiten meist durch Furchen
geteilt, Schildchen gewöhnlich abgerundet. Flügelgeäder ohne geschlossene Zellen, auf den Vorderflügeln
nur ein Nerv, die Subcosta, entwickelt. Beine von verschiedener Form, Schienen mit einem
oder zwei Endsporen; Tarsenglieder drei bis fünf an Zahl; Hinterleib sitzend oder gestielt, Segmente
frei, Bohrer etwas vor der Spitze auf der Ventralseite entspringend.
Die Subfamilie der E u r y t o m i n a e , der die Gattung Isthmosoma angehört, umfaßt sehr
abweichende Gruppen. Vor allem ist die Stellung der A x im in i und Rüeyini noch nicht sicher,
wahrend die drei übrigen, die Isthmosomini, EwyUmini und Decatomini ohne weiteres als zusammengehörig
erkannt werden können. Allgemeine Subfamiliencharaktere sind folgende;
Körper fast durchweg schwarz, oft mit weißgelblicher Zeichnung, Kopf und Thorax in der
Regel durch grobe Punktierung matt, Hinterleib glatt und glänzend. Kopf so breit wie der Thorax,
. nur bei den Aximinen viel breiter als dieser. Fühlerschaft kurz, in den Fühlergruben mehr oder weniger
verborgen; Mandibeln kräftig, dreizähnig, Wangen lang. Pronotum stark entwickelt, quadratisch
oder rechteckig, Mesonotum mit deutlichen Parapsidenfurchen. Radius im Vorderflügel deutlich
entwickelt, nicht gekrümmt. Beine kräftig, Vorderschienen mit starkem, gekrümmtem Sporn,
Hinterschienen mit zwei Sporen. Hinterleib am Ende schwach behaart, gewöhnlich rundlich oder
oval, seltener gestreckt, von der Seite zusammengedrückt, das'letzte Bauchsegment pflugscharförmig
vorspringend; Bohrer die Hinterleibsspitze kaum überragend.
Wa l k e r , der nur die Genera Eurytoma Hl. und Decatoma Spin, kannte, vereinigte diese
1833 m seiner „Monographia Chalcidum“ (Entom. Magazine I. London 1833, p. 12- 429) mit den
beiden neuen Gattungen Isosoma und Systole zur Familie der Eurytomidae mit dem Typus Eurytoma
111. und gab auch eine dichotomische Tabelle der Gattungen. F ö r s t e r charakterisierte die Familie
und die Gattungen näher in seinen „Hymenopterologischen Studien“ II, 1866, p. 46, indem er vor
allem bessere Unterscheidungsmerkmale der leicht zu verwechselnden Gattungen Eurytoma 111. und
Isosoma gab. Ein solches liegt nach F ö r s t e r s Ansicht vor allem in der Skulptur des Pro- und
Mesonotums und des Schildchens, indem bei Eurytoma Pro- und Mesonotum und Schildchen
dicht mit tiefen Grübchen besetzt sind, während bei Isosoma Pro- und Mesonotum und das
Schildchen n i c h t gleichmäßig tief punktiert sind. 1904 gliederte A s h m e a d die Eurytominen
11 w a h r e n d d e r D r u c k l e g u n g , e r s c h i e n e i n e A r b e i t yffi ; W. i . P h i l l i p s u n d W. T.
E m e r y , A r e v i s i o n o t t h e C h a l e i d - f l i e s o f t h e g e n u s H a r m o l i t a o f A m e r i c a N o r t h o f
M e x i c o ( Br o c . U. S. N a t . Mus . 55, W a s h i n g t o n 1919, p . 433—71, t a b . 39—48), i n w e l c h e r z u m e r s t e n
Ä a e d a r a u f h i n g e w i e s e n w i r d , d a ß d e r N a m e I s o s o m a d u r c h B i l l b e r g b e r e i t s 1820 f ü r
e i n e K ä f e r g a t t u n g p r ä o k k u p i e r t w o r d e n i s t ; d i e b e i d e n A u t o r e n w o l l e n n u n I s o s o m a
W a l k e r d u r c h H a r m o h t a M o t s c h u l s k y (1863) e r s e t z e n , w a s a b e r n i c h t m ö g l i c h i s t , d a
H a r m o l i t a l o n g i c o r m s Mo t s c h . e i n e e c h t e P t e r o m a l i n e i s t . I c h s c h l a g e d a h e r f ü r I s o s
o m a W a l k e r i n d e r n a c h f o l g e n d g e g e b e n e n U m g r e n z u n g d e n N a m e n I s t h m o s o m a «. n. v o r .
2) Nur einige Torymidenarten und angeblich auch einige Eurytominen sind als Phytophagen bekannt geworden.
in die oben genannten fünf Tribus, welche Einteilung von S c h m i e d e k n e c h t im Chalcididen-
band der „Genera Insectorum“ von Wy t sm a n , 1909, beibehalten wurde.
Die zweite Tribus bilden die Isthmosommen, die durch folgende Merkmale gekennzeichnet sind.
Körper mehr oder weniger gestreckt, durchschnittlich mit feinerer Skulptur als die Eury-
tomini; Fühler beim Weibchen gegen das Ende schwach verdickt, beim Männchen fadenförmig,
die Geißelglieder oft eingeschnürt oder ausgeschnitten und lang behaart. Propodeum lang und allmählich
abfallend, nur bei Isosomorpha Ashm. quadratisch und hinten abgestutzt. Ramus marginalis
schlank, niemals kurz oder verdickt. Hinterleib lang, beim Weibchen meist konisch oval oder am
Ende etwas zugespitzt.
Diese Tribus umfaßt außer der Gattung Isthmosoma (Isosoma Walk.) noch die von dieser
abgetrennten Isosomodes Ashm. und Euoxysoma Ashm., sowie die Wa l k e r sehen Gattungen
Phüachyra und Aiolomorphus und die beiden von A s h m e a d neu gegründeten Isosomorpha und
Isosomocharis. Von diesen sieben Gattungen haben nur Isthmosoma m., Isosomorpha Ashm. und
Phüachyra Walk. Vertreter in Europa. Sie lassen sich durch nachstehende Tabelle leicht unterscheiden
1. Mesonotum und Schildchen glatt................................................................................... Phüachyra Walk.
Thorax nie völlig glatt ............... 2
2. Metathorax quadratisch, hinten abgestutzt Isosomorpha Ashm.
Metathorax länger als breit, allmählich abfallend oder abgerundet......................... Isthmosoma m.
Von den beiden Arten von Phüachyra ist bisher nur eine in Nordamerika als Gallenerzeuger auf-
getreten, die Lebensweise der anderen in Italien gefundenen Art ist unbekannt, ebenso die der einzigen
europäischen Art der Gattung Isosomorpha, die von A s h m e a d aus Frankreich beschrieben wurde.
Die Diagnose, die Wa l k e r von seiner Gattung Isosoma gibt, ist sehr knapp und genügt
nicht, um die zahlreichen bisher beschriebenen Arten als zu ihr gehörig zu erkennen. Sie lautet:
Caput medium, palpi maxillares 4-articulati, maris antennae 11-articulatae, pilosae, filiformes,
feminae antennae 12-articulatae, pilosae, submoniliformes, clavatae; thorax convexus;
abdomen cylindricum.
F ö r s t e r gibt a. a. 0 . ferner an, daß die Arten der Gattung Isthmosoma leicht durch ihren
Körperbau von den Arten der Gattung Eurytoma, mit denen sie am meisten zu verwechseln sind,
unterschieden werden können. Er weist besonders auf das schon genannte Merkmal der Skulptur
von Pro- und Mesonotum und Schildchen und auf den Fühlerbau hin. Die unveröffentlichten Untersuchungen
v o n S c h l e c h t e n d a i s haben die Richtigkeit des ersteren Merkmals in vielen
Fällen ergeben, nicht so des letzteren. Tatsächlich ist aber bei mehreren Arten die Skulptur des
Scutellum die gleiche wie des Pro- und Mesonotums, dagegen ist das Propodeum stets viel gröber
skulptiert als der übrige Thorax. Ferner ist die Skulptur bei Isthmosoma stets fein runzlig, oft mit
f l achen Grübchenpunkten besetzt; bei Eurytoma ist die Skulptur vorherrschend t iefgrubig,
nicht über die ganze Fläche gerunzelt und das Propodeum nicht oder sehr wenig gröber skulptiert
als der übrige Thorax. Über die Fühlerbildung des Männchens schreibt F ö r s t e r :
„Bei Eurytoma haben die Männchen eine stark gesägte Fühlergeißel und die beiden letzten
Glieder derselben sind so enge miteinander verbunden, daß die Geißel, abgesehen von dem sehr
kleinen Grundgliede (Ringel) scheinbar sechsgliederig zu sein scheint; nur bei genauer Betrachtung
erkennt man das 6. Glied als zweiringelig. Sehr selten sind die beiden Endglieder der Geißel deutlich
voneinander getrennt.“