Über die phylogenetischen Beziehungen der Eriophyiden zu den übrigen Acaridengruppen und
über ihre systematische Stellung äußerte sich O u d em a n s (1902); eine besonders eingehende
Erörterung erfuhren beide Fragen in letzter Zeit durch E. R e u t t e r in seiner umfassenden Arbeit
„Zur Morphologie und Ontogenie der Acariden“ (Acta Soc. fennic., Helsingfors 1909, t. 36).
I. Teil.
Bau und Leben der Gallmilben.
1. Aeussere Organisation.
A. Körperstamm.
Der Céphalothorax (Prosoma) und das Abdomen (Opisthosoma) sind ungegliedert und zu einem
langgestreckten Rumpf verschmolzen. Der vordere, die Mundöffnung und die beiden Mundgliedmaßenpaare
umschließende Abschnitt des Prosoma ist deutlich abgesetzt und bildet das Capitulum oder
Rostrum (Gnathosoma, E. R e u t t e r ) .
Der C é p h a l o t h o r a x ist relativ klein und in seiner ganzen Breite mit dem Abdomen
verwachsen; auf der Dorsalseite sind beide Körperregionen deutlich abgegrenzt, auf der Ventralseite
hingegen erscheinen ihre Grenzen verwischt. Infolge der mächtigen Entwicklung und Streckung
des Abdomens sind die beiden letzten Beinpaare als Stützen und Träger des Rumpfes bedeutungslos
geworden und verloren gegangen, wodurch eine bedeutende Reduktion des Céphalothorax veranlaßt
wurde.
Die Größe des Céphalothorax steht in Beziehung zur Entwicklung des Bewegungsapparates.
Die in engen Gallenräumen wohnenden Eriophyinen mit langem, drehrundem Körper und kurzen,
schwachen Beinen besitzen allgemein einen kleinen Céphalothorax, während sich die zumeist frei-
lebenden, mit kräftigeren und längeren Beinen ausgerüsteten Phyllocoptinen durch einen mächtig
entwickelten, dorsoventral abgeflachten Céphalothorax auszeichnen, der nicht selten mehr als den
dritten Teil des Rumpfes ausmacht.
Die dorsale, in verschiedenem Grade gewölbte Decke des Prosomas wird C e p h a l o t h o r a -
c a l s c h i l d (Propeltidium, B ö r n e r ) genannt. Die verschiedenen, für die einzelnen Arten charakteristischen
Schildformen (dreieckig, halbelliptisch, halbkreisförmig, rautenförmig, fünfeckig etc.) lassen
sich aus dem gleichseitigen Dreieck als Grundform durch wechselnde Ausgestaltung der Seiten und
, j . FiederJc/ai/efcM)
Jtzrsxer/borsfe
' \ Jnrrer/6o/$te\ mm I
^ •! \]?Ôs/UÆrm
J iIaxf//arpa//JUjS\\\
WjÊÊËËÊm%<%
F p ig ÿ /z iïf/n
X-kW
J t a x i / t e ..-M'
£co x .Z ...
F'tprna//e/sfe...,
ZZcOXlr •
£ c o xM
jir s r e r e r Coxa/wr17t o t
UntereZtec/rJctappe-
Analo/fnu/iy.
T fra /te
M d t. CFraeterrSax)
(T c r rSK fJ
,.3.<Zt. (Jto fe U a j
( J ’e m t r r )
t.G t. (T ro c fia n fe r)
'C&td* .In n e r e r Cojea/ieSnA'e t
. 0- U?ecJrJc/a/j/j&.
.S-yJT
WSAieanz/appe/ifüäers'erte)
Vorderrcr/icC
jS c /iitd
Ecken ableiten. Nach hinten wird der Schild vom H i n t e r r a n d begrenzt, der bei den Eriophyinen
gewöhnlich zwischen den Höckern der Schildborsten, bei den Phyllocoptinen aber in seiner
ganzen Ausdehnung deutlich ausgebildet zu sein pflegt und hier mit den Seitenrändern die Hinterecken
des Schildes bilden.
Die S e i t e n r ä n d e r sind stets in verschiedenem Grade nach außen gebogen; sie bedecken
bei der Gattung Eriophyes das erste Beinglied nicht, bei den Phyllocoptinen dagegen außer diesen
häufig noch einen Teil des Femurs.