
5. Hymenopteren.
Andricus: H o u a r d nennt ungefähr 90 Arten und Varietäten, ihre Gallen kommen sämtlich auf
Quercus zur Entwicklung.
Aulacidea: 7 Arten, welche an bestimmte Kompositengattungen (Hypochoeris, Scorzonera,
Tragopogón und besonders Hieracium) angepaßt sind. Nur A. hieracii kommt auch auf
Cytisus vor.
Aulax: 13 Arten, die an bestimmte Gattungen verschiedener Dikotyledonenfamilien angepaßt sind
(Labiaten, Papaveraceen und besonders Kompositen). A. Latreillei kommt auf Glechoma
(Labiaten) und Centaurea (Kompositen) vor.
Biorrhiza: 4 Arten auf Quercus (B. aptera wird auch für Cedrus Deodara angegeben — ob mit Recht?).
Blastophaga: 2 Arten, ausschließlich auf Ficus.
Cryptocampus: 7 Arten, nur auf Salicaceen (Populus und Salix).
Cynips: über hundert Arten, die alle auf Quercus beschränkt sind.
Dryocosmus: 6 Arten, nur auf Quercus.
Dryophanta: 12 Arten, ebenfalls nur auf Quercus.
Isosoma: 16 Arten, fast alle an bestimmte Gramineengattungen angepaßt; E. Orcbidearum an
Orchideen.
Neuroterus: 23 Arten und Varietäten auf Quercus.
Plagiotrochus: 11 Arten und Varietäten auf Quercus.
Pontania: 11 Arten, davon 10 auf Salix. Nur P. vacciniella auf Vaccinium.
Rhodites: 6 Arten auf Rosa beschränkt.
Trigonaspis: 6 Arten auf Quercus.
Die vorangehenden Mitteilungen geben über die Beziehungen der verschiedenen Gallenerzeuger,
insbesondere der Insekten, zu den Wirtspflanzen in mehr als einer Beziehung Aufschluß.
Omnivorie, d. h. die Fähigkeit, an Objekten der verschiedenartigsten Qualität sich ernähren
zu können, kommt unter den uns interessierenden Tiergruppen nur den gallenerzeugenden Nematoden
zu. Bei den Gallenmilben fehlt sie, bei den Insekten ebenfalls. Diese sind vielmehr fast immer an
bestimmte Wirtspflanzen angepaßt, können immer nur auf einer Wirtsspezies oder auf den Vertretern
einer Gattung oder mehrerer im System sich nahestehender Gattungen ihr Fortkommen
finden und Gallen erzeugen, Ausnahmen kommen selten vor (z. B. bei Aphis).
Vergleichen wir die Arten einer Insektengattung miteinander hinsichtlich ihres Verhaltens
zu den Wirtspflanzen, so zeigt sich, daß entweder die zu einem Genus gehörigen Arten an Wirtspflanzen
verschiedenster Verwandtschaftskreise angepaßt sind, oder daß sie an eine gemeinsame
Pflanzenfamilie gebunden sind.-
Bei den H e m i p t e r e n ist der Fall häufig, daß die Arten einer Gattung auf verschiedenen
Pfla.n7p.rifa.mi1ip.n als Gallenerzeuger tätig sind (Myzus, Trioza usw.); andrerseits finden wir, daß
mehrere Arten denselben Wirt aufsuchen können: von der Gattung Pemphigus z. B. kommen
9 Arten auf Populus, 7 auf Pistacia vor.
Die D i p t e r e n verhalten sich hinsichtlich ihrer Anpassung an Wirtspflanzen ähnlich.
Die verschiedenen Dasyneura-(Perrisia-) Arten und -Gallen kommen in allen Hauptgruppen des
Pflanzenreiches vor, Contarinia-Arten finden sich bei den verschiedensten Dikotyledonenfamilien,
während die Rhopalomyia-Arten fast durchweg sich an die Kompositen halten. Bei den kleineren
Dipterengattungen ist eine solche Anpassung an eine bestimmte Pflanzenfamilie nicht selten:
Clinorrhyncha, Cystiphora, Tephritis, Myopites und Urophora kommen nur auf Kompositen vor,
Hormomyia fast ausschließlich auf Carex, Mayetiola nur an Gramineen, Lipara nur an Phragmites.
Die acht Rhabdophaga-Arten kommen auf Salicaceen vor, 4 Stefaniella-Arten an Chenopodiaceen.
Die L e p i d o p t e r e n sind insofern weniger wählerisch, als bei ihren artenreicheren
Gattungen die verschiedenen Arten meist auf verschiedenen Pflanzenfamilien ihr Fortkommen finden.
Bei vielen Co l e opt e r eng a t tung en ist die Anpassung an bestimmte Pflanzenfamilien
nicht zu verkennen: Ceutorrhynchus bevorzugt Cruciferen, Sibinia Papilionaceen, Anthonomus
Rosaceen, Larinus Kompositen. Merkwürdig ist, daß Mecinus auf zwei Familien vorkommt, die
sich habituell recht unähnlich sind, im System aber einander nahestehen (Scrophulariaceen, Planta-
ginaceen).
Bei den H y m e n o p t e r e n ist die Anpassung insofern eine viel strengere, als bei ihnen
selbst sehr formenreiche Genera fast stets auf eine Pflanzengattung sich beschränken. Die weitesten
Verbreitungskreise haben die Arten von Aulax und Aulacidea: Die Aulacidea-Arten kommen hauptsächlich
an Labiaten, Papaveraceen und Kompositen vor, A. Latreillei sogar an Wirtspflanzen
aus zwei verschiedenen Familien (Labiaten und Kompositen); Aulax bevorzugt Kompositen, Isosoma
Gramineen, Pontania die Gattung Salix. Ausschließlich auf Quercus finden wir die sehr zahlreichen
Cynipiden der Gattungen Cynips, Andricus, Dryophanta u. a., ausschließlich auf Rosa die
Rhoditesarten.
Von großem biologischem Interesse ist, daß dieselbe Anpassung an bestimmte Wirtspflanzengattungen
und Wirtsfamilien auch bei vielen vegetabilischen Gallenerzeugern erkennbar ist: Plasmo-
diophora verunstaltet nur Cruciferen, die Exoasceen bevorzugen die Pruneen und Betulaceen,
Gymnosporangium befällt Cupressineen und Pomaceen, Exobasidium Rhododendron- und Vacci-
niumarten.
* .* *
Ähnliche Spezialisierungen im Parasitismus, wie sie unter den Pilzen (insbesondere den
Uredineen) die sog. „formae speciales“ kennzeichnen, kommen beachtenswerterweise auch unter
den Gallentieren vor: Macrolabis corrugans ruft an Heracleum Sphondylium, einer Umbellifere,
Blattkräuselungen hervor; auf dasselbe Cecidozoon sind die an Lamium album, einer Labiate, auf-
tretenden Triebspitzendeformationen zurückzuführen; die an der Labiate lebenden Tiere sind aber
trotzdem nicht imstande, an der Umbellifere Gallenbildungen hervorzurufen, und die von der Umbellifere
stammenden können an der Labiate nicht wirken. Die beiden Tiersorten unterscheiden sich aber
nicht durch morphologische Merkmale, sondern nur biologisch voneinander.
* *. *
Über die Gallenerzeuger nach tiergeographischen Gesichtspunkten zu urteilen, geht zurzeit
noch nicht an. Die Verbreitung bestimmter Gallenerreger und Cecidozoengruppen auf der Erdoberfläche
genau ermitteln zu können, sind wir vorläufig noch nicht in der Lage. Kosmopoliten
scheinen von allen in Betracht kommenden Gruppen nur die Gallmilben zu sein, die auch in den
gallenarmen arktischen Verbreitungsgebieten gefunden worden sind. Dipterengallen finden sich in
den gemäßigten] und heißen"Zonen; £daß Cocciden- und Phyllodengallen in heißen Ländern eine
sehr viel größere Rolle spielen als bei uns, war schon vorhin zu erwähnen. Wichtig ist,