bewurzeln sie teilen diese Fähigkeit mit den normalen Weidenblättem, die als Blattstecklinge
behandelt, schnell Wurzeln treibenjK-, mag ebenfalls Mer erwähnt werden.
Sehr häufig entstehen Adventiv s p r o s s e an den von Gallenerzeugern infizierten Stellen. Kleine
gestauchte Sprosse läßt z. B. eine Gallmilbe (Eriophyes fraxini) auf den Blättern von Fraxmus
ornus entstehen. Auch die Bedeguare der Rose (erzeugt durch Rhodites Rosae), die auf Achsen
und auf Blättern entstehen, können Mer genannt werden: für die Deutung Beye rmcks , daß die
gefiederten moosartigen Zotten umgewandelte Blätter seien, spricht der Umstand, daß die Zotten
gelegentüch zu laubblatt artigen Gebilden „zurückscMagen“. Auf den Blättern von Pteris quadriaurita
ruft ein Pilz, Taphrina Laurencia, „hexenbesen“ähnliche Neubildungen hervor.
In den Wirrzöpfen der Weiden entstehen adventiv neue Sprosse sowohl am Grund der Fruchtknoten
als auch neben diesen. Die Blütendurchwachsungen, welche viele organoide Gallen kennzeichnen,
sind Mer ebenfalls zu erwähnen.
Auftreten von einzelnen B l ä t t c h e n auf den Blättern von Fraxinus ornus bemerkt man
nach Infektion durch den genannten Eriophyes fraxini; atypisches Auftreten von Stützblättern in
Crucifereninflorescenzen tritt, wie P e y r i t s c h gezeigt hat, nach Infektion durch Aphiden auf.
Von besonderem Interesse sind die Neubildungen von Ge s chl echt sorganen in Blüten :||§hr
bekannt ist die Wirkung der Ustilago antherarum, die in den weiblichen Blüten der weißen Lichtnelke
(Lychnis vespertina) die Bildung von Staubgefäßen veranlaßt. Andererseits lassen Ustilago Caricis
und Tilletaa Buchloeana in den männlichen Blüten von Carex praecox und Buchloe dactyloides
weibliche Organe entstehen. Wir sprechen in diesen und ähnlichen Fällen mit Giard von castration
parasitaire (androgene und thelygene Kastration).
3. Knospenumwandlungen und Blattrosetten.
Der Fall, daß an den Triebspitzen sich dichte Blattschöpfe bilden, ist außerordentlich häufig.
Gallen dieser Art werden namentlich durch Milben und Dipteren, seltener durch Hymenopteren
hervorgerufen.
Der äußere Habitus kann verschieden sein: bald handelt es sich um kugelförmige, bald um
langgestreckte Blatthäufungen, bald um dicht geballte, kohlkopfähnliche, bald um lockere Vereinigungen.
Der Vegetationspunkt geht bei der Gallenbildung entweder verloren oder kann sich
noch eine Zeitlang mit der Bildung zahlreicher Blattorgane betätigen oder kann sogar sein Wachstum
in normaler Weise fortsetzen, so daß die Galle „durchwachsen“ wird. Die Blätter sind von den normalen
entweder nur wenig unterscMeden, oder sind in ihrer Entwicklung stark gehemmt, so daß
sie oft nur als unscheinbare, niederblattartige Gebilde an den Gallen erscheinen.
Das Kennzeichen aller Knospengallen, die in dieser Gruppe zu vereinigen sind, bleibt, daß das
Wachstum der Achse stets stark gehemmt wird, und die Blätter daher mit außerordentlich verkürzten
Intemodien einander folgen. Die Achse erfährt dabei oft eine wesentliche Vergrößerung ihres Durchmessers
: vergrößern sich die Blattbasen in gleichem Maße, so erfährt die Blattstellung an den infizierten
Teilen keine Veränderung gegenüber den normalen; übertrifft die Vergrößerung des Stammdurchmessers
die der Blattbasen, so kommt es — gleichmäßige Abnahme in der relativen Größe der Blätter
vorausgesetzt — hinsichtlich der Blattstellung zu einem Vorrücken der Kontaktzeilen und zu einer
größeren Annäherung der Divergenzen an den Grenzwert (z. B. bei den Gallen von Dichelomyia
rosaria auf Salix alba); übertrifft umgekehrt die Vergrößerung der Blattbasen die des Stammdurchmessers,
so ist — bei gleichmäßiger Größenzunahme — ein Rückgang der Koordinationszahlen der
Kontaktzeilen im Sinne der Entfernung der Divergenzen vom Grenzwert die Folge. A. We i s s c
hat über diese Verhältnisse eingehende Untersuchungen angestellt.
Bei der von S t r a s b u r g e r näher untersuchten Dipterengalle an Selagineliasprossen stehen
die Blätter in sechs Zeilen, während sie an den normalen Sprossen in vier Reihen stehen; an der
Galle sind alle Blätter untereinander gleich groß, während an den normalen Teilen die beiden Blätter
eines Quirls bekanntlich sehr ungleich groß sind.
4. Hexenbesen.
Wenigstens mit einigen Worten möchte ich noch auf die Hexenbesen verweisen.
Die bekanntesten und auffälligsten Formen werden durch Pilze (Uredineen und Exoascaceen)
hervorgerufen.
Das Wesentliche bei den verschiedenen Hexenbesen scheint darin zu liegen, daß durch Austreiben
zahlreicher Knospen, die unter normalen Verhältnissen „ruhende Augen“ geblieben wären,
das Verzweigungsbild eines bestimmten Sproßabschnittes abnorm wird, und daß überdies die korrelativen
Beziehungen zwischen eben jenem Sproßabschnitt und dem normalen Anteil der Pflanze gestört
werden, so daß der abnorme Teil durch seine Haltung und Wachstumsweise als Gebilde sui generis
sich von den ändern abhebt. Es dürfte zweckmäßig sein, den Ausdruck „Hexenbesen“ für die aus
Knospen normaler Herkunft erwachsenen abnormen Sproßabschnitte zu reservieren und von ihnen
die aus adventiven blatt- oder stengelbürtigen Knospen sich herleitenden Gebilde zu trennen
(vergl. oben p. 136).
Allbekannt sind die Hexenbesen, die Exoascus Cerasi auf dem Kirschbaum, Ex. betulinus
an Betula, E. Carpini an Carpinus erzeugen. Milben rufen auf Syringa oft Hexenbesen von sehr ansehnlicher
Größe hervor. —
Auch an verschiedenen Kräutern äußert sich die Wirkung der gallenbildenden Parasiten in
„Cladomanie“ oder der Bildung hexenbesenähnlicher Zweigbüschel.
Daß auch an Wurzeln hexenbesenähnliche Gebilde entstehen können, zeigt die Galle von
Schinzia an Alnusw urzeln.
* *I *
Sehr vielen organoiden Gallen kommt ein außerordentlich wichtiger negativer Charakter zu,
der uns namentlich auch des Vergleichs mit den weiter unter geschilderten kataplasmatischen und
prosoplasmatischen Gallen wegen interessiert: vielen organoiden Gallen fehlt die Konstanz ihrer
morphologischen Charaktere; je nach der Stärke der Infektion, wahrscheinlich auch nach der Entwicklungsphase,
in der sich das zur Gallenbildung angeregte Organ der Wirtspflanze zur Zeit der
Infektion befand, sowie nach irgend welchen Unterschieden im Ernährungszustand, kann die abnorme
Organproduktion ganz verschieden ausfallen. Ob z. B. in einer von Eriophyiden infizierten Blüte
neue Vegetationspunkte sich bilden, in welcher Zahl, mit welcher Üppigkeit, wie ferner die normalerweise
vorhandenen, aber durch den Parasiten umgebildeten Organe in Größe und Gestalt ausfallen,
hängt keineswegs ausschließlich von der Spezifität des Gallenerzeugers und der Art des Wirtsorganismus
ab, sondern in sehr hohem Grade auch von den eben erwähnten „Zufälligkeiten“, die auf das Krankheitsbild
entscheidenden Einfluß gewinnen können. Ebenso wie durch das Formenrepertoire, das
sich bei den organoiden Gallen findet, erinnern diese auch mit der Ungleichmäßigkeit ihrer Ausbildung
Zoologica. H e f t Ct. 18