Vasates quadripes nennt, im Boden überwintert und bei Beginn des Frühjahrs an den Stämmen
hinauf kriecht.
Trotz der Untersuchungen D u j a r d i n s und P a g e n s t e c h e r s und wiewohl L a n d o i s
die stummelartigen Beste der beiden hinteren Beinpaare gefunden zu haben glaubte, konnte sich
die Erkenntnis, daß die Gallmilben nicht Larven, sondern vollkommen entwickelte Geschlechtstiere
sind, nicht zur allgemeinen Geltung durchringen, so zähe wurde an der Vorstellung festgehalten,
daß das Vorhandensein von 8 Beinen ein Kriterium für jedes entwickelte Spinnentier sei.
D o n n a d i e u , welcher wenige Jahre nach L a n d o i s (1872) das Erineum vitis untersuchte,
erklärte die Gailmilbe desselben abermals für Larven und zwar für die eines Dermanyssus, in einer
späteren Mitteilung (1875) für die Larven, einer achtbeinigen Milbe, Phytocoples (Tetranychus), deren
Männchen und Weibchen man im Frühjahr auf der Unterseite der Blätter beobachtet. Den von den
befruchteten Weibchen abgelegten Eiern entschlüpfen vierbeinige Larven (Phytoptus), welche auf
ungeschlechtlichem Wege Eier produzieren, aus welchen wieder vierbeinige Larven hervorgehen.
Diese parthenogenetisch sich fortpflanzenden Larven leben während des Sommers in den Erineen;
gegen den Herbst zu enzystieren sie sich. Man findet ihre Zisten in den Blattachseln, an den Knospen
und in den Ritzen der Zweige. Während des Winters vollzieht sich die Verwandlung der vierbeinigen
Larve in eine sechsbeinige, welche im folgenden Frühjahr ausschlüpft. Aus ihr geht nach der Häutung
wieder die geschlechtliche Generation, die achtbeinige Milbe, Phytocoptes, hervor und der Entwicklungszyklus
beginnt von neuem.
Auch B r i p s i (1875) untersuchte das Erineum des Weinstockes. Im Gegensatz z u L a n d o i s
zeigt er, daß nur Epidermiszellen zu Haaren aus wachsen. Er leugnet das Vorhandensein von 4 Beinstummeln
und widerspricht der Annahme, daß die Gallmilben beim Eintritt der Kälte zu gründe
gehen: diese wandern vielmehr aus dem Erineum aus und überwintern hinter den Knospenschuppen,
vielleicht auch auf den Wurzeln der Rebe.
Da sich L a n d o is ’ Arbeit auf die Untersuchung einer einzigen Art beschränkt, vermochte sie
nicht die Grundlagen zu einer wissenschaftlichen Kennzeichnung der Arten zu schaffen: die Systematik
der Gallmilben blieb nach wie vor ein braches Arbeitsfeld; fehlte es doch immer noch an verläßlichen
Art- und Gattungsmerkmalen, deren Kenntnis allein aus der vergleichenden Untersuchung einer
größeren Zahl von Arten zu gewinnen war. Dagegen erfuhr in der Folge die Kenntnis der mitteleuropäischen
Phytoptocecidien durch Fr. T h o m a s (seit 1869) und Dr. v. S c h l e c h t e n d a l (seit
1870) einen mächtigen Aufschwung. Die zahlreichen Arbeiten beider Forscher blieben nicht ohne
nachhaltigen Einfluß auf die Weiterentwicklung der Cecidiologie und wirkten befruchtend auf das
Studium der Gallen und deren Erzeuger. Nicht geringes Verdienst erwarben beide Forscher aber auch
dadurch, daß sie die in verschiedenen Zeitschriften und Werken zerstreute zoologische Literatur
über die Gallmilben sammelten und zugänglich machten.
Ein erfolgreiches Studium der Gallenerzeuger ist ohne Kenntnis ihrer Gallbildungen kaum
denkbar. Es war deshalb eine glückliche Idee und ein dankenswertes Unternehmen v. S c h l e c h t
e n d a 1 s (1882) durch eine übersichtliche Zusammenstellung der bekannten mitteleuropäischen
Milbengallen und der einschlägigen Literatur das Studium derselben zu erleichtern.
Mit zunehmender Kenntnis der von den Eriophyiden verursachten Mißbildung gewann naturgemäß
die Frage nach den spezifischen Unterschieden der Gallenerzeuger ein hervorragendes Interesse.
T h o m a s trat dieser Frage näher; er verwies auf die für gallenerzeugende Gliederfüßer gültige
Regel, „daß verschiedenartige Deformitäten einer Pflanze auch verschiedenen Arten von Schma-
Totzern ihren Ursprung verdanken“. Trotz der großen Ähnlichkeit der Gallmilben und des fast gänzlichen
Mangels an unterscheidenden Merkmalen müsse vor der Schlußfolgerung gewarnt werden, daß
spezifische Differenzen überhaupt nicht vorhanden seien. Andrerseits scheine das gleichzeitige
Auftreten von verschiedenen Gallbildungen auf demselben Blatte auf einen gemeinsamen Ursprung
derselben hinzudeuten. Vielleicht wäre die Verschiedenheit der Gallbildung aus der Verschiedenartigkeit
der Länge des Stechapparates, die wiederum in der spezifischen Differenz oder im Altersunterschied
der Tiere begründet sein könnte, und aus den durch denselben verursachten, ungleich tiefen
Wunden zu erklären. Obgleich für die Mehrzahl der Gallwespen und Gallmücken der Satz gilt, daß
jede Art an eine bestimmte Pflanzenspezies gebunden ist, bezeichnet T h o m a s dennoch die Gründung
neuer Milbenarten allein mit Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit der von ihnen bewohnten
Pflanzen oder verursachten Mißbildungen als voreilig. Wie berechtigt dieses Bedenken war, haben
spätere Untersuchungen vielfach dargetan.
Durch vergleichende Untersuchung von verschiedenen Gallmilben war T h o m a s bemüht,
Art unterschiede zu finden. Als vermutlich brauchbare Artmerkmale werden Länge und Breite der
Tiere, Länge der „Kralle“, sowie Zahl, Stellung und Länge der Borsten und die Beschaffenheit der
Fiederborste angeführt. Dagegen bietet die Zahl der Ringel kein besonders brauchbares Artmerkmal,
da diese durch Querteilung mit dem Alter des Tieres zunehmen; am Schlüsse der Arbeit berichtet
T h o m a s über die Schnelligkeit der laufenden Milbe, über das Vorkommen von Cecidomyiden-
Larven in Milbengallen, endlich über Farbe und Körperform der Milben. In einer späteren Arbeit
(1873) führt er den Nachweis, daß die Gallmilben auf der Wirtspflanze und zwar vorzugsweise hinter
den äußeren Knospenschuppen und in dem Winkel zwischen Stengel und Seitenknospe überwintern
und berichtet über das Vorkommen von Gallmilben in den Gallen von Cecidomyiden.
In Österreich war es Fr. L ö w, der sich um die Kenntnis der heimischen Milbengallen hervorragende
Verdienste erwarb. Er (1874) untersuchte die Gallmilben aus den Gallen von Acer, Promus,
Juglans, Pinus, Sorbus und Tilia, konnte aber Artunterschiede nicht finden. Er stimmt mit T h o m a s
darin überein, daß es derzeit unmöglich sei, sicher bestimmbare Arten der Gattung Phytoptus Duj .
aufzustellen, und hält deshalb den Vorgang v. F r a u e n f e l d s und anderer, Spezies nach den
verschiedenen Nährpflanzen zu benennen, ohne im Stande zu sein, auch nur halbwegs eine Charakteristik
derselben zu geben, für unwissenschaftlich. L ö w findet den Hinterleib der von ihm untersuchten
Gallmilben fein geringelt, die einzelnen Ringel durch punktierte Linien getrennt, den Céphalothorax
sehr kurz und die Beine durchwegs fünfgliederig, bestehend aus Coxa, Femur, einer sehr kurzen
Tibia und einem zweigliedrigen Tarsus, der an seinem Ende eine lange, gebogene Klaue (Kralle nach
T h o m a s ) und ein gefiedertes Haftorgan (Tarsus nach L a n d o i s ) trägt. Hierauf bespricht er
die Borsten an der Unterseite des Céphalothorax, die Rücken-, Seiten- und Analborsten und weist
auf die im allgemeinen übereinstimmende Stellung derselben hin. Er widerlegt die Ansicht L a n d o is ’,
daß die Gallmilben außer den beiden ersten Beinpaaren noch zwei kurze unbewegliche Beinstummel
besitzen, und erklärt, daß diese letzteren nichts anderes seien, als die vier Borsten tragenden Wärzchen
auf der Unterseite des Céphalothorax. Am Schlüsse seiner Arbeit bespricht er das scheinbar häufigere
Auftreten der Milbengallen im Herbst und führt Gründe an, die es wahrscheinlich machen, daß die
Phytoptus-Weibchen entweder unter der Zweigrinde oder den Knospenschuppen überwintern oder
daselbst ihre Eier ablegen. In einer späteren Mitteilung (1885) lenkt L ö w mit Recht die Aufmerksamkeit
auf das gleichzeitige Vorkommen von verschiedenartigen Phytoptocecidien auf der nämlichen
Pflanze, bezw. auf demselben Pflanzenorgan, sowie auf das gleichzeitige Auftreten gleichartiger