Durch den Einfluß von Gallmilben werden die Blütenstiele monströs verunstaltet und bilden
knäuelig gehäufte, anfangs bräunlichgrüne, auf der Oberfläche höckerige Massen, die in ihrer äußeren
Form sehr große Ähnlichkeit mit Bruchstücken des oberen Teiles einer Blumenkohlröse haben. Ihre
Oberfläche ist mit einer äußerst kurzen, fast farblosen dichten Haardecke bekleidet, welche aus
unregelmäßig gestalteten Härchen (siehe Fig. 3) besteht. Später werden diese Gebilde dunkelbraun
und bleiben, nachdem die Gallmilben abgewandert sind, als harte, holzige Klunkern noch lange an
den Zweigen hangen. In Textfigur 18 finden sich einige Jugendzustände dieser Galle nach Belegstücken
meiner Sammlung etwas verkleinert därgestellt : a—-d wurden Mitte Mai von denselben
Zweigen gesammelt, denen am 7. Juni die beiden e und f entnommen sind.
Als erste Entstehung des Cecidiums a—d zeigte sich am Ende des gemeinsamen Blütenstieles
eine einseitige Hemmung des Längenwachstums infolge des Angriffs der Milben. Diese Hemmung
machte sich durch einseitige Schwellung der Stelle bemerkbar, der anderseits auf der eingekrümmten
Seite ein weißlicher, später sich bräunender, Filz, anfangs erineumartig, als Neubildung entsprach.
In den meisten Fällen wird durch die Einwirkung der Milben auf die gemeinsamen Blütenstiele die
normale Ausbildung der
Blüten nur beeinträchtigt.
Dies zeigt sich bei den
männlichen Blüten durch,
ein .Verkümmern der
Staubbeutel, bei den weiblichen
und Zwitterblüten
durch unvollkommene
Ausbildung und Sterilität.
Seltener sind die Blüten-
stiele der Einzelblüten in
gleicher Weise wie die
gemeinsamen Stiele ver-
Textfigur 18. Eriophyes fraxinivorus Nal. Fraxinus excelsior L. Blüten deformiert.
Rübsaamen fec. Herb- cecid- v - s - bildet, noch seltener findet
sich der charakteristische Filz, (welcher nicht mit dem natürlichen, die jungen Blüten einhüllenden
zu verwechseln ist), an den Blüten seihst vor. Bei der weiteren Ausbildung der Ceoidien (e und f)■.
kommen die Einzelblütenstiele meist in Wegfall, seltener werden auch sie mit in die nun beginnende
Wucherung des Endteiles der Hauptstiele eingeschlossen und ragen dann vereinzelte Staubblätter,
aus derselben hervor (Schlechtendal).
An diesem Baume zeigten noch am 29. Okt. sich diese Cecidien frisch, sie waren außerordentlich
reich mit Gallmilben besetzt, wenige Tage später hatten die Milben bereits zum größten Teil ihre
Winterquartiere bezogen. Besondere Umstände scheinen aber auf die Entwickelung der Gallen von
Einfluß zu sein, denn in früheren Jahren habe ich im August vergeblich in den frischen Klunkern
nach Gallmilben gesucht, während die vorerwähnten noch Ende Oktober in voller Tätigkeit waren
F. Löw (9) fand die Gallmilben in großer Zahl, „sie zählen zu den kleinsten Tieren, indem sie mit einer
starken Lupe noch nicht bemerkt werden können . . . . spült man eine solche Galle mit Wasser
ab, so findet man mit dem Mikroskop im Bodensätze die Gallmilben in beträchtlicher: Anzahl.
Löw hat nicht angegeben, zu welcher Zeit dieses geschehen ist..- Nicht alljährlich sind diese Cecidien
auf den Bäumen sichtbar, es ist aber nicht durch Beobachtung festgestellt, ob solche, periodisch ganz
feklen oder ob dies nur scheinbar ist; Löw sah solche zwei Jahre hintereinander an denselben
Bäumen in außerordentlicher Häufigkeit, so daß die meisten der befallenen Bäume oft kaum einige
Früchte trugen.
Fr. Thomas 7: 518 Anmerk. — F. Löw 9: 499—500 n. 45; 19:1491. II f. 2 a — Schlechtendal 22: 11—12 n. 7. t. fig. 9.
'— Hieronymus 1: 71 n. 100 (Phyt. fraxinicola). — Kieffer 1: 122. — H. Schulz 1911: 130 n. 161, — u. A. Exsicc.: Hieron.
Päx. Herb, cecid.
F u n d o r t e : Lothringen; Hessen; Hessen-Nassau; Mark Brandenburg; Sachsen; Thüringen;
Schlesien; Niederösterreich; u. a. 0 . verbreitet.
F r a x i n u s O r n u s L.
(489.) Acr. Klunkern wie (488).
Eriophyes fraxinivorus (Nalepa) 241. 94.
Bedingt durch die Verschiedenheit der Blütenbildung bei Fr. Ornus und Fr. excelsior ist das
äußere Ansehen der Cecidien bei Fr. Ornus ein anderes als bei der vorgenannten Art. Da die Kelch-
und Blumenblätter in die Deformation mit einbezogen werden und sich in der verschiedensten Weise
verändern, krümmen, schlitzen, verlängern oder in lange, borstliche oder fädliche Gebilde verwandeln,
so erhält das Cecidium ein mehr schopfiges Aussehen, und da überdies sehr viele der mißbildeten
Blumenblätter nicht auch zugleich eine Vergrünung erleiden, sondern ihre weiße Farbe beibehalten,
so erscheint es in der Regel auch heller gefärbt als die Klunkern der gemeinen Esche.
Alle an diesem Cecidium teilnehmenden Blütenteile sind mit hyalinen oder rötlichen, verkürzten
und verdickten Drüsenhaaren mehr oder weniger dicht besetzt . . . Je nach dem Grade der Verbildung
sind die Zweige des Blütenstandes mehr oder weniger stark verkürzt und verbändert oder sie
verwachsen sämtlich zu einem dicken, breiten stark gerieften Strunk, welcher an seinem Ende eine
ganze Schopfhaube von deformierten Blüten trägt (F. Löw).
F. Löw 19: 134 n. 10; t. II. 2 b , — Exsicc. Hieron.. Pax und Dittrich: Herb, cecid. f. XI n. 303,
F u n d o r t : Niederösterreich: Botan. Garten d. U. Wien.
Syringa L.
1. S y r i n g a v u l g a r i s L .
(490.) Acr. Knospenhexenbesen (Taf. XX, Fig. 5).
Eriophyes Löwi (Nalepa) 241. 101.
Die Knospen werden durch den Einfluß der Milben in ihrer Entwickelung gehemmt, es bilden
sich unter denselben Ersatzknospen, welche meist wieder von Milben besetzt werden und entweder
als solche absterben oder zu kurzen, mit verkümmerten, schuppenartigen Blättern besetzten Sprossen
auswachsen, deren Seitenknospen ebenfalls verbildet werden. Es entstehen auf diese Weise hexenbesenartige
Gebilde von sehr eigentümlichem Aussehen (Hieronymus). Einen solchen Hexenbesen
stellt Fig. 5 dar, wie er sich innerhalb von vier Jahren aufbauen kann; aus den vier Endsprossen ist
zu ersehen, daß derselbe noch weitergewachsen wäre; besonders der links schließt deutlich mit einer
normalen Knospe ab, die Blätter sind verunstaltet und kleiner als die normalentwickelten. Solche
Hexenbesen wachsen solange von Jahr zu Jahr sich vergrößernd weiter, als sich noch vegetative
Knospen bilden; geschieht dieses nicht mehr, so hört das Wachstum auf, der Zweig stirbt ab und die
Milben wandern ab. Solange noch Leben in den Knospen ist, haben sie, auch den Winter über, eine
lichtgrüne Färbung; von den Milben verlassen werden sie braun und trocknen ab. Die Milben aber
dringen in andere Knospen ein, solche Knospen verraten die Gegenwart der Milben durch ihr äußeres