wintern die Raupen in den verschiedensten Entwickelungsstadien, einzelne Arten bedürfen einer
zweimaligen "Überwinterung, bis sie erwachsen sind, während andere in zwei und drei Generationen
im Jahre zu finden sind.
Viele der frei an Pflanzen lebenden Raupen verstecken sich bei Tage zwischen Pflanzenteilen,
unter Rinde, in Ritzen, am und im Boden, unter Steinen und gehen erst bei eintretender
Dämmerung zur Nahrungssuche. Manche Raupen spinnen Blätter und Pflanzenteile knäuelartig
zusammen (z. B. Tortriciden), andere, besonders solche der kleinsten Arten, leben innerhalb der Blätter,
das Chlorophyll verzehrend und bilden blasige oder gangförmige Minen, die bei einigen Familien
vor der Verpuppung oder schon nach der ersten oder zweiten Häutung verlassen werden, während bei
ändern die Verpuppung in der Mine erfolgt. Die Raupen einzelner Gattungen leben jung in gemeinschaftlichem
Gespinst, das sie erst, nachdem sie mindestens eine Häutung durchgemacht haben,
verlassen; andere machen ihre ganze Verwandlung bis zur fertigen Imago gesellig in großen
Gespinsten durch (Hyponomeuta spec., Prozessionsspinner). -Psychiden- und Coleophorenraupen
verfertigen nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei aus Pflanzenteilen oder Gespinst, in das tierische
oder mineralische Stoffe eingesponnen sein können, Säcke, die sie mit sich herumtragen und in denen
sie sich verpuppen; andere, wie z. B. Incurvariidenraupen, verfertigen solche erst, nachdem sie als
Minierraupen oder in anderer Weise einige Häutungen durchgemacht haben. Andere Arten spinnen
längere oder kürzere Röhren am Boden, zwischen Wurzeln und Pflanzenteilen, die bis zur Fraßstelle
reichen und in die sie sich bei der geringsten Gefahr rasch zurückziehen. Taschenförmig zusammengeklappte,
gerollte, flach aufeinandergesponnene, dütenförmig gebogene Blätter finden sich als
Raupenwohnungen. Die das Innere der Stämme, Sprossen, Wurzeln bewohnenden Raupen tapezieren
oft die Bohrgänge mit feinem Gespinst aus, und verraten ihre Anwesenheit oft nur durch am Bohrloch
ausgestoßenes Holzmehl oder durch Harzausfluß, seltener treten Deformationen der befallenen
Teile auf. Die Raupen mehrerer Arten, die jung an Knospen und zwischen jungen Blättern leben,
bohren sich später in morsches Holz oder leben als Einmieter in Gallen, unter Rinde usw. Einige
wenige Arten machen ihre ganze Entwickelung in fremden Gallen durch.
Die N a h r u n g der Raupen bilden zumeist die weichen saftigen Teile, Blätter und
Blüten der Pflanzen, seltener werden Wurzeln, Stengel oder Holz zernagt. Viele Raupen leben
polyphag an niederen Pflanzen, Laub- oder Nadelholz, oder sind auf einzelne Pflanzenfamilien
beschränkt, viele aber auch auf nur eine Pflanzenart angewiesen und diese gehen zu Grunde, wenn sie
nicht die passende Nahrung finden. Tierische Nahrung wird nur von wenigen Raupen angenommen,
z. B. Senta maritima, die von Rohrinsekten leben soll, oder Scop. satdlitia, Cal. trapezina u. a., die
besonders in der Gefangenschaft anderen Raupen nachstellen und selbst solche der eigenen Art.
nicht schonen. Auch tierische Abfallstoffe, Wolle, Haare, Knochen, werden von manchen Raupen
nicht verschmäht.
Die V e r p u p p u n g erfolgt frei, durch Anspinnen der Raupe am Analende mit dem Kopfe
nach unten hängend (die meisten Tagfalter) oder mit dem Kopfe nach oben, durch einen um den
Leib gelegten Faden in dieser Lage festgehalten (Papilionidae), oft auch nur oberflächlich am Boden
liegend oder in die Erde eingegraben. Die meisten Raupen machen ein leichteres oder festeres, oft.
sehr kunstreich gefertigtes Gespinst, in das Sand, Moos, Rinde, Holzteile eingewoben sein können,,
das von seiner Umgebung oft kaum unterscheidbar ist. . Die eingesponnen zwischen und innerhalb
der Pflanzenteile lebenden Raupen verwandeln sich teils in der Wohnung, frei oder in einem
Cocon, teils suchen sie außerhalb derselben zusagende Plätze, zur Verwandlung.
Die Raupen der Sackträger spinnen den Sack an seinem vorderen Ende an irgend einem Gegenstände
fest und drehen sich dann in der Puppenhülle mit dem Kopfe nach dem Afterende des Sackes.
Nachdem die Raupe sich so zur Verpuppung vorbereitet hat, springt nach einer gewöhnlich
wenige Tage dauernden Ruhezeit die Raupenhaut am Kopfe los und durch Drehen und Winden sucht
sich die weiche Puppe von dieser zu befreien. Die Puppe erhärtet dann schnell und färbt sich dunkler.
Die Dauer der Puppenruhe ist sehr verschieden; bei manchen. Arten vollzieht sich die Entwickelung
zum Schmetterling in ganz kurzer Zeit, es kann aber auch Monate währen, bis der Schmetterling
ausschlüpft; vereinzelt wurde bei Zuchten in der Gefangenschaft beobachtet, daß Puppen
mehrere Jahre liegen blieben. Tritt frühes Frostwetter ein, so kommt es bei einzelnen der im Spätherbst
schlüpfenden, überwinternden Arten vor, daß der Schmetterling bis zum Frühjahr entwickelt
in der Puppe verbleibt, während bei anderen z. B. der Vanessa- Gruppe, die nicht ausgeschlüpften
Puppen im Winter erfrieren.
Nach Beendigung der Puppenruhe, wenn der Falter in seinen einzelnen Teilen, mit Ausnahme
der verkürzten und gefalteten Flügel, vollständig ausgebildet ist, springt die Puppenhülle an Kopf
und Rücken auf, der Falter arbeitet sich heraus und kriecht an irgend einem in der Nähe befindlichen
Gegenstände in die Höhe, die nach unten hängenden Flügel entwickeln sich schnell zu normaler
Größe und erhärten.
Die in Gespinsten oder im Innern von Pflanzenteilen befindlichen Puppen arbeiten sich,
vermittelst der am Hinterleibe vorhandenen Bewehrung nach Durchbrechung der Gespinsthülle
heraus, wobei die Puppenhülle meist im Gespinst oder am Bohrloch hängen bleibt, oder der Falter
sprengt die Puppenhülle im Gespinst und arbeitet sich nach Erweichen derselben an der Ausschlupfstelle
mittelst eines ausgeschiedenen Saftes heraus. Nach Absonderung eines gelblich oder rot
gefärbten Harnsekretes ist die Entwickelung zum geschlechtsreifen Schmetterling vollendet.
Die Schmetterlinge sind überwiegend Nachttiere, die erst bei beginnender Dämmerung ihren
Flug beginnen, nur die sog. Tagfalter (Rhopaloceren und Netroceren) sowie wenige Heteroceren
fliegen freiwillig bei Sonnenschein. In der Ruhestellung sind bei den Tagfaltern die Flügel aufrecht
zusammengeklappt, die Oberflügel so zwischen die Unterflügel geschoben, daß nur die Spitze heraussieht,
die dann der Unterseite der Hinterflügel entsprechende Färbung aufweist, während der übrige
Teil der Vorderflügelunterseite meist ziemlich matt und einfarbig ist. Hesperiden und Spanner sitzen
mit flach ausgebreiteten Flügeln, die vorderen die hinteren mehr oder weniger überdeckend, bei der
großen Zahl der übrigen Schmetterlinge sind die Hinterflügel durch die Oberflügel, die flacher oder
steiler der Längsrichtung des Körpers angeschmiegt, dachförmig überdeckt. Crambiden und
Galleriinen rollen die Flügel mehr oder weniger um den Leib, während die Pterophoriden mit
zusammengefalteten, seitlich winkelrecht zur Körperachse abstehenden Flügeln ruhen.
Die Begattungsdauer ist sehr verschieden lang; bei manchen Arten ist die Verbindung der
Geschlechter so fest, daß diese selbst beim Fluge nicht gelöst wird. Die Begattung erfolgt bei manchen
Arten oft bevor die Flügel des frisch geschlüpften Weibes vollständig ausgewachsen und erhärtet
sind, andere fliegen erst einige Zeit. Von den überwinternden Arten schreitet ein Teil nach der
Überwinterung zur Kopulation, während andere schon im Spätherbst diese vollziehen, in diesen
Fällen überwintert dann wohl ausnahmslos nur das begattete Weib. Die madenförmigen Weibchen
der Psychiden verlassen den Sack nicht, in dem sie die Verwandlung durchgemacht haben, die
Begattung erfolgt durch die mit teleskopartig ausstülpbarem Hinterleib versehenen Männchen
innerhalb der Puppenhülle, bei einigen in der am Kopfende aufgeplatzten Puppe selbst, in der das