(31.) PI. B l a t t k n ö t c h e n über die Oberseite des Blattes zerstreut und beiderseits
vorragend; an den Blattstielen zuweilen hornförmig. ■ Oephalmeon betyUnum Bremi. Taf. VII
Kg. 8 und 9.
Eriophyes betulae (Nalepa) 215. 10 und Epitrimerus acromius (Mal.) 275.’ 4.
Kieme grünliche oder schön rote, später bräunliche Knötchen sind über die Blattfläche zerstreut,
meist zwischen den Seitennerven, eilten unmittelbar, am Mittelnerv oder an den Zähnen des
Blattrandes stehend. Zuweilen trägt das Blatt nur eine einzige oder einige wenige Gallen; die höchste
Anzahl auf einem Blatt beträgt 5 0 -6 0 . Auf der Unterseite des Blattes machen sie sich mehr bemerkbar
weil sie dort eine größere Hervorragung bilden. Diese hat bei jungen Gallen die Gestalt eines flachen
Kugelsegments, wächst aber bald zu einem kurzen, oben leieht abgerundeten Zylinder aus, der an
großen Exemplaren 0,9 bis 0,6 mm Höhe und an der Basis einen Durchmesser von 1,3 mm hat. Seine
Oberhaut ist kahl und im getrockneten Zustande runzelig eingefallen. Zuweilen tritt noch ein wuxm-
förnnger Anhang hinzu, ein kleines/aufrechtes oder leicht gekrümmtes, hornförmjges Spitzchen
von nur 0,3 bis 0,5 mm Länge. Dasselbe ist aber ohne Öflnung und von keinem Kanal durchzogen
(Fr. Thomas 9.)
Die Galle umschließt einen haarlosen Hohlraum von 0,5 bis 1,0 mm Durchmesser (im Sommer
stets von einer großen Zahl schön orangeroter oder bräunlicher Gallmilben bewohnt). Der Eingang
liegt meistens auf der O b e r s e i t e des Blattes, zuweilen, wie in Fig. 9, unterseits (eine verkehrte
Galle). Die sehr feine Öffnung ist an jungen GaUeff bei frischem Material mit der Lupe'wahrnehmbar,
an getrockneten Exemplaren bleibt sie selbst nach längerem Aufweichen schwer sichtbar. Sie wird
bezeichnet durch ein Büschelchen farbloser, gerade emporstehender, kurzer Haare, welches den Gipfel
der kleinen, mehr oder weniger kegelförmigen Erhebung krönt und schon, dem unbewaffneten Auge
als ein hellerer Mittelpunkt erscheint^ i. Der ganze konische Teil der Galle.» welcher die Blattoherseite
überragt, hat höchstens 0,8 mm im Durchmesser und nur 0,3 bis 0,6 mm Höhe. Die einzelligen
Haare, welche den Eingang bekleiden, sind stumpf zugerundet oder keulenförmig und weich, si<S
fehlen dem Inneren ganz. (Fr. Thomas 9.)
Bei starker Infektion gesellt sich häufig noch eine zweite Gallenform zu der beschriebenen:
nämlich homformige Gallen an solchen Teilen,welche durch ihre Festigkeit nicht befähigt sind, doppelseitige
Gallen zu bilden und welche doch durch die Milbe den Reiz zur Gallenbildung erhalten. Solche
Teile sind: der Mittehierv, der Blattstiel und die Sproßachse. An diesen Teilen entstehen solche
einseitigen Gallen. Diese Gallen sind kahl, hornförmig und erreichen bis 2 mm Länge oder sie bleiben
kurz warzenförmig und nur 0,5 bis 1 mm hoch, meist sind solche hakenförmig nach rückwärts gebogen
oder in anderer Weise gekrümmt, man findet sie vereinzelt oder bis zu zirka zehn an einem Blattstiel.
An der Spitze' des Hörnchens liegt der nur bei mikroskopischer-Untersuchung deutliche Galleneingang,
unter der Lupe erscheint er als silbergraues Fleckchen. Von der Spitze aus zieht sich ein enger Kanal
in der Achse des Hörnchens abwärts, um am Grunde blind zu enden. Auf der Innenfläche stehen
vereinzelte, kurze, spitze, stark verdickte, einzellige Haare, zwischen denen sich Gallmilben aufhalten.
Selten finden sich solche Hömchengallen auf der Unterseite der Mittelrippe, noch seltener treten
sie in gleicher Weise an der Sproßachse auf. Sie haben ebenfalls den Eingang an der Hornspitze.'
(Thomas 9.)
Die Gallmilben und ihre Nachkommen bleiben in den im ersten Frühjahr angelegten Gallen
(Thomas 7, 528). Die I n f e k t i o n in den früh sich entwickelnden K u r z t r i e b e n ; die n a c h f
o l g e n d e Belaubung der L a n g t r i e b e bleibt g a l l e n f r e i .
Fr. Thomas 7: 527—528; 9: 266— 269, t. X, f. 12—15. — Fr. Löw 11; 622, 69. — Schlechtöndal jnn. 15; 515. —
Kieffer 1: 118. I B Hieronymus 1: 64. 57.
F u n d o r t e : Lothringen, Rheinland, Hessen-Nassau, Thüringen, Sachsen, Harz, Böhmen,
Schlesien, Lausitz, Salzburg, Schweiz, Niederösterreich, Tirol etc.
(32.) Acr. K n o s p e n d e f o rm i e r t , auffallend groß, die Knospenschuppen auseinanderstehend,
graufilzig. Mehrjährig. Taf. VII, Fig. 6 c.
Eriophyes rudis (Can.) var. calycophthiriis (Nalepa) 215» 9 b.
Dieses Cecidium tritt in sehr mannigfacher Gestalt auf; die Abbildung Fig. 6, c stellt eine
Sommerform dar am Ende eines Sprosses, die hypertrophisch vergrößerten Knospenschuppen sind
konkav und weit auseinander getreten, ihre Außenseite mit grauem Filz bedeckt; eine mehrjährige
Lebensdauer, eine Weiterentwickelung dieses Zweiges wäre nicht zu erwarten. Um der großen
Mannigfaltigkeit in Gestalt und Bildung dieser Gallen einigermaßen gerecht zu werden, folgen wir
den Untersuchungen unseres besten Kenners dieser Gebilde.
Von vertrockneten, aber sonst normal gebildeten Birkenknospen unterscheiden sich diese
Milbengallen außer durch ihre bedeutendere Größe dadurch, daß die Schuppen nicht fest aufeinander
liegen, sondern mit ihren Spitzen aufwärts gerichtet oder gar etwas nach außen zurückgebogen sind.
Sie sind selten mehr als 10 mm dick und hoch. Man zählt an ihnen von außen ohne Zerlegung 8—21
bräunliche, seidenartig grau behaarte Schuppen. Gewöhnlich stehen diese Milbengallen an den
Gipfeln von Kurztrieben und sind, je nach dem Alter des Triebes kürzer oder länger gestielt. — Der
A n g r i f f auf die heurigen Knospen erfolgt vom Juni ab. Bereits im Spätsommer, vielleicht schon früher,
sind die von Eriophyes angegriffenen Knospen durch ihre veränderte Gestalt und den verminderten
Glanz, durch graue Behaarung der Schuppen und verringertes Zusammenschließen derselben an der
Knospenspitze kenntlich. An Langtrieben finden sich die untersten Seitenknospen am häufigsten
in solcher Weise verbildet. Die weitere Entwickelung zu den zapfenähnlichen Gebilden ist außer
von der Wachstumsenergie des Sprosses auch von der Zeit und der Stärke des Angriffes der Milben
abhängig und geht daher nicht immer gleichmäßig und gleich schnell vor sich. Ende Mai besaß
ein Baum eine Anzahl solcher Knospen, die noch ganz grün waren, nicht kugelig sondern eiförmig:
3 y2—6 mm lang und 2—4% mm dick; also doch von größerem Umfang als die normalen Knospen.
Ihre Schuppen standen nicht voneinander ab, sondern die äußeren umschlossen die inneren derart,
daß man ohne Zergliederung nur 3—5 sehen konnte. Die Kurztriebe, an deren Gipfeln diese Cecidien
sich befanden, hatten ein oder zwei Laubblätter noch normal entwickelt, was auf eine verspätete
oder weniger heftige Infektion hinweist.
In vielen Fällen stirbt die deformierte Triebspitze schon nach einem Jahre ab und zuweilen
mit ihr der Sproß, welcher sie trug. Bei kräftigerem Wachstum entwickelt sich der Sproß trotz der
Parasiten weiter. Je nach der Witterung früher oder später (Ende Juni bis August) lösen sich die
unteren braunen Knospenschuppen und fallen ab, die Galle wächst weiter. Die Weiterentwickelung
des deformierten Triebes kann sich noch auf die nächsten Jahre erstrecken, die Stengelverdickung
kann sogar im zweiten Jahre noch zunehmen, sehr selten beobachtet man Durchwachsungen. In
der Regel entwickeln sich Axillarknospen, welche fast stets von den Gallmilben wieder angegriffen und
vernichtet werden. Die Anzahl der Gallmilben, welche man im Frühjahr in einer deformierten Knospe
findet, schwankt zwischen 60 und etwa 2000. Jene geringere Anzahl in den oben beschriebenen
kleinen, noch geschlossenen Knospen Ende Mai; die letztere Anzahl aber zu derselben Jahreszeit in
denen der Kurztriebe. Zwischen den äußeren Knospenschuppen sieht man die Milben nur vereinzelt