(Pleuren) und die Unterseite (Brust, Sternum) unterscheiden. Wir teilen denselben in Vorder-, Mittelund
Hinter-Thorax (Pro-, Meso- und Metathorax). Auf dem Rücken nimmt der Mittelthorax den
größten Raum ein (Mittelrücken), sein hinterer, durch Furchen ± abgesetzter, oft erhabener Teil
heißt Rückenschild; hinter ihm auf dem Hinterrücken zeigt sich eine ähnliche, aber kleinere Erhebung,
das Hinterschildchen. Hinter diesem hört bei den Tenihredinoidea der Hinterrücken beinahe sofort
auf, bei den ändern Abteilungen der Hymenopteren aber dehnt er sich noch weiter aus, gewinnt z. T.
eine erhebliche Größe und ist durch die Bildung seiner Oberfläche bei zahlreichen Abteilungen von
großer systematischer Bedeutung (Ichneumonidae). Diese Verschiedenheit bei den Tenthredinoiden
und den übrigen Hymenopteren ist entwickelungsgeschichtlich dadurch erklärt, daß bei den ersteren
der Thorax aus den 3 ersten,1) bei den ändern Hymenopteren aber aus den 4 ersten Leibesringen
der Larve entsteht. Um dieser Entwickelungsweise des Hinterthorax Rechnung zu tragen, hat man
in neuerer Zeit vielfach den hinter dem Hinterschildchen liegenden Rückenteil als Mittelsegment
bezeichnet.
Der Hinterleib besteht meist aus 9 Ringen, die ±. deutlich voneinander getrennt und durch
eine weiche, nicht chitinisierte Haut miteinander verbunden sind, so daß sie gegeneinander bewegt
werden können. Die Art, wie der Hinterleib am Thorax befestigt ist, ist sehr verschieden und von
Wichtigkeit für die Unterscheidung der Unterabteilungen.
Die Beine bestehen aus einem aus dem Brustringe hervorragenden Teile (der Hüfte), dem
Schenkel, der Schiene (Tibia) und dem meist aus 5 Gliedern (Tarsen) bestehenden Fuße, der am Ende
2 Krallen trägt. Zwischen der Hüfte und dem Schenkel befinden sich ein oder zwei kurze Glieder, die
man als Schenkelringe (Trochantern) bezeichnet. Die Beine benennt man nach ihrer Stellung als
Vorder-, Mittel- und Hinterbeine und mit denselben Zusätzen auch ihre Teile. Von besonderer Wichtigkeit
ist vielfach das erste Fußglied (Metatarsus), namentlich das der Hinterbeine. Am Ende der
Schienen befinden sich meist 2 Stacheln, die sogenannten Sporne, von denen besonders die der
Hinterbeine vielfach von Wichtigkeit für die Unterscheidung sind. Zwischen den Krallen ist oft ein
weiches, ± rundes Gebilde (pulvillus) vorhanden.
Die aus 2 Schichten bestehenden, gewöhnlich durchsichtigen, fein behaarten Flügel (Vorder-
und Hinterflügel) sind am zweiten und dritten Brustringe eingelenkt, die vorderen unter kleinen,
hornigen Blättchen, den Flügelschuppen. In der Mitte des Vorderrandes haben die Vorderflügel
meist einen kleinen, hornigen Fleck, das Flügelmal, mit den Hinterflügeln sind sie durch eine Reihe
von Häkchen verbunden, die am Vorderrande der letzteren sitzen und in den an dieser Stelle nach
unten umgeschlagenen Hinterrand der Vorderflügel eingreifen. Die Äderung ist bei den einzelnen
Gruppen sehr verschieden und deshalb für die Systematik von großer Bedeutung. Die meist dunkler
als die Flügelhaut gefärbten, hohlen Adern durchlaufen die Flügel teils der Länge, teils der Quere
nach. Im Vorderflügel entspringen meist 4—6 Längsadern aus dem Grunde des Flügels, 2 Längsadern
(der radius und der cubitus) gehören der Endhälfte des Flügels an. Erstere sind (Textfigur 5): die
Randader (costa), die Interkostalader, die Unterrandader (subcosta), die Mittelader (medius), der
Brachius und der Humerus; letzterer kann ganz oder teilweise fehlen oder auch auf eine Strecke mit
dem Brachius verschmelzen. Etwas hinter der Flügelmitte erweitert sich die Randader zu dem schon
genannten Flügelmale. Vor diesem entspringen aus der Unterrandader der Radius und etwas weiter
nach dem Flügelgrunde hin der Cubitus. Zwischen den Längsadern liegen Felder, die nach der Ader
*) Z a n d e r : Studien über die Honigbiene. (Zeitschr. für wiss. Zoologie 1910. I, p. 507—517.)
benannt werden, über oder vor welcher sie liegen, also Interkostal-, Radial-, Cubital-, Medial-, Brachial-,
Humeral- und Analfeld. Diese Felder werden» durch Quernerven1) in kleinere Flächen zerteilt, die
Zellen, welche nach den Feldern heißen, in denen sie liegen; ebenso werden nach diesen die Quernerven
benannt. Nach der Lage zum Flügelgrunde zählt man die gleichnamigen Zellen als 1., 2.,
3. usw. Das Medialfeld ist durch einen Quernerv (Basal- oder Diskoidalnerv) durchschnitten und
dadurch die nach der Flügelspitze zu gelegene Diskoidalzelle abgetrennt. Die im Medialfelde noch
nach außen folgenden, durch die Medialquernerven abgetrennten Zellen heißen Medialzellen. Auch
das Brachialfeld wird durch einen Quernerv (Arealnerv) in 2 Teile geteilt, deren äußerer Analzelle
heißt. Das Humeralfeld kommt nur den Tenthredinoidea zu.
Die Nervatur der Hinterflügel ist einfacher als die der Vorderflügel und für die Charakteristik
von geringerer Bedeutung. Die Äderung der Vorder- und Hinterflügel ist übrigens in manchen Unterabteilungen
der Hymenopteren weit einfacher und kann fast völlig verschwinden.
Die Weibchen besitzen entweder einen Wehrstachel, der zurückziehbar ist und mit einer Giftdrüse
in Verbindung steht oder eine oft ebenfalls zurückziehbare Legeröhre, mit der in der Regel
keine Giftdrüse verbunden ist. Doch dienen manche Giftstachel auch zur Eiablage und mit manchen
Legeröhren ist eine Giftdrüse verbunden, so daß ein scharfer Unterschied zwischen Wehrstachel
und Legeröhre nicht gemacht werden kann.
Die Fortpflanzung geschieht in der Regel auf geschlechtlichem Wege, jedoch gibt es eine nicht
unbedeutende Zahl von Hymenopteren, bei denen daneben oder ausschließlich Parthenogenesis auf-
tritt und bei einer Reihe von Arten wechseln geschlechtliche Fortpflanzung und Parthenogenesis
regelmäßig ab (z. B. Cynipiden).
Die Larven leben entweder parasitisch in den Larven anderer Insekten, in Gallen oder in Zellen,
welche die Weibchen mit Futter versorgen und dann nach der Eiablage verschließen, oder endlich
bei den gesellig lebenden Hautflüglern in Zellen, wo sie von den Arbeitern gefüttert werden. Alle
diese Larven sind fuß- und meist farblos; ihr Magen endigt blind und steht mit dem Enddarm nicht
in Verbindung. Im Gegensätze dazu haben die Larven der eigentlichen Blattwespen, welche, wie
schon erwähnt, den Falterraupen ähnlich sehen, 3 Paare Brust- und 6—8 Paar Bauchbeine, sind z. T.
sehr lebhaft gefärbt und haben einen durchgehenden Darm. (Die Larven der zu den Tenthredinoiden
gehörigen Lydidae und Siricidae entbehren der Bauchbeine.)
Die Verpuppung geht in der Regel in einem von der Larve gesponnenen Kokon oder wenigstens
an einem geschützten Orte vor sich; ganz ohne Schutz freihegende oder aufgehängte Puppen kommen
bei den Hymenopteren nicht vor.
Die Nahrung der Imagines besteht der Hauptsache nach aus Pflanzensäften, z. T. auch aus
saft- und zuckerreichen Früchten oder aus der Milch der Blattläuse; vergleichsweise wenige nehmen
tierische Nahrung zu sich. Sie fliegen großenteils im Sonnenschein, doch gibt es auch schattenhebende
und ausgesprochene Dunkeltiere. Die geistigen Fähigkeiten stehen bei einer großen Zahl höher als
bei anderen Insekten.
*) Der Unterschied zwischen Adern und Nerven ist natürlich kein spezifischer, sondern nur der Bequemlichkeit wegen
angenommen.