wegungslose Zustand, in den sie vor der Häutung verfallen, darf nicht mit der Puppenruhe der
Holametabolen verglichen werden, wenn er auch durch die gleichen physiologischen Ursachen bedingt
ist. Aus diesen Gründen kann die postembryonale Entwicklungsweise der Eriophyiden nicht
als eine Verwandlung, Metamorphose, aufgefaßt werden; sie gleicht vielmehr dem als U m w a n d l
u n g oder E p i m o r p h o s e (Ha a s e ) bezeichneten Entwicklungsgang gewisser Chilopoden.
Da die Jugendformen der Gallmilben wie die Elterntiere vierbeinig sind und sich wie diese
ernähren, ist ein Vergleich derselben mit den Jugend Stadien der anderen Acariden schwer möglich.
Es läßt sich nicht entscheiden, ob die erste Jugendform eine Larve oder Nymphe ist; ebenso wenig
läßt sich sagen, ob die zweite Jugendform der ersten, zweiten oder dritten Nymphe der anderen Acariden
entspricht. Solange diese Fragen nicht gelöst sind, werden wir die erste Jugendform als Larve
und die zweite als N y m p h e betrachten und diese mit der ersten Nymphe anderer Acariden vergleichen.
Diese bisher allgemein gebräuchliche Deutung hat übrigens große Wahrscheinlichkeit für sich.
Im allgemeinen unterscheiden sich die Larven und Nymphen von den Geschlechtstieren, abgesehen
von ihrer geringeren Größe, durch den Mangel äußerer Geschlechtsorgane und eine im Verhältnis
zum Prosoma schwächere Entwicklung des Opisthosoma, dessen Wachstum mit der Entwicklung
der Gonaden gleichen Schritt hält. Auch die Beine, die viel kürzer sind als die des Prosopons,
weisen auffallende Verschiedenheiten in der Länge der einzelnen Glieder auf; ganz besonders ist es
das zweite Glied (Femur), dann auch das vierte (Tibia), welche im Larvenstadium stark verkürzt sind
und daher die Beine kurz, plump und fast gleichgliedrig erscheinen lassen. Durch die ansehnliche
Streckung, welche die beiden Beinglieder im Nymphenstadium erfahren, werden die Beine ihrer
definitiven Gestalt näher gebracht. Das Capitulum der Larve ist sehr kurz und gedrungen. Sämtliche
Borsten, vor allem die Ventralborsten, sind sehr kurz und zart. Von der Schildzeichnung ist
häufig nichts zu sehen; Ringelung und Punktierung sind schwach und die Zahl der Ringe ist geringer
als bei der Nymphe.
Nach der ersten Häutung erfolgt eine beträchtliche Streckung des Abdomens, die Zahl der
Ringe nimmt zu, ist aber immer noch geringer als bei den Geschlechtstieren. Die Schildzeichnung
wird in ihren Grundzügen sichtbar. Ringelung und Punktierung treten schärfer hervor. Die Borsten
haben an Länge und Stärke zugenommen, bleiben aber doch immer hinter der Länge der Borsten der
Geschlechtstiere bedeutend zurück. Zu den bereits im Larvenstadium vorhandenen Borsten tritt
im Nymphenstadium ein weiteres Paar, die Genitalborsten; sie sind gewöhnlich sehr zart und sitzen
auf einer von Punkthöckern freien Area einander genähert und in bezug auf die Seitenborsten in der
gleichen Höhe wie die definitiven Genitalborsten. Die Nymphe besitzt nun genau so viele Borstenpaare
wie das Prosopon; sie hat vor der Häutung die doppelte Länge der ausgewachsenen Larve erreicht.
Während des Nymphenstadiums schreitet die Entwicklung der inneren Geschlechtsorgane bis
zu ihrer vollkommenen Ausbildung fort; während der zweiten und letzten Häutung entwickeln
sich die äußeren Geschlechtsorgane aus hypodermalen Zellhaufen. Eine (dritte) Häutung des Proso-
pöns wurde niemals beobachtet.
Der sicherste Anhaltspunkt zur Feststellung der während der posternbryonalen Entwicklung
stattfindenden H ä u t u n g e n bildet der Entwicklungszustand der Gonaden. Da zeigt es sich, daß
bei den in der Häutung sich befindlichen Tieren i m m e r n u r z w e i E n t w i c k l u n g s s
t a d i e n zur Beobachtung kommen. Daraus muß der Schluß gezogen werden, daß die Gallmilben
im Laufe ihrer postembryonalen Entwicklung nicht mehr als zwei Häutungen durchmachen, demnach
auch nicht mehr als zwei Jugendformen besitzen. A p o d e r m a t a sind niemals beobachtet worden.
i C f ' « r v « h d e r 1’ ii v ;! o e o p. i. i u o n. Eine bedeutende Verschiedenheit in der Entwicklung
des IntegumenteS findet sieh nur beidten Larven und Nymphen der Phyllocoptinen. Sie
Weisen noch keine durchgreifende Differenzierung zwischen Dorsal- und Ventralseite auf und sind
ähnlich den Jugendformen der Briopliyinon gleichartig geringelt. Auffallend ist die Punktierung;
sie ist- in den meisten Fällen keine regelmäßige, die Höcker sind auffallend groß und von verschiedener
Größe. Im Nymphenstadium werden die Rückenhalbringe breiter, die Höcker zahlreicher und größer
und rücken nicht selten an den Hinterrand der■ Ringe, so daß diese ein unregelmäßig gezacktes Aus-
sehen annehmen.
M H
7 . Zui Oekolog’ie der G a l imUDen.
Die Lebensweise und difSiebeBsgewohnheiten der Gallmilben sind noch wenig erforscht; dies
erklärt sich; aus der Kleinheit der Tiere, welche die Beobachtung derselben im Leben wie die Vornahme
von Experimenten sehr erschwert.
Die Gallmilben sind P f l a n z e n p a r a s i t e n ; Sie leben mit Wenigen Ausnahmen auf phanero-
gamen Pflanzen und erzeugen en .demselben mannigfache Veränderungen und Bildungsabweichungen,
w ich e allgemein „M i 1 b e n g a 11 e n “ §Jet! „P h y t o: p t o f ;e c i d i e n“ (T h o m a s, 1873) ge-
- nannt winden.
Gailbildungen entstehen durch aktives Zusammenwirken von Gallentier und Gallenträger; ihre
Entwicklung hängt daher innig mit dom Wachstum des angegriffenen Pflanzenteils zusammen. Sie
Werden durch den formativen Reiz enzymartiger Stoffe veranlaßt, welche von den Speicheldrüsen der
Gallmilben ausgesehieden und durohi'fän Stich in den Pflanzenkörper übertragen werden; inwieweit
noch andere Faktoren bei der Gallbildung eine Rolle spielen, läßt sich heute nicht sagen. Die Wirkung
des. vom Parasiten aüsgesdiiedenen Virus; äußert sich in außergewöhnlichem Wachstum oder in Vermehrung
der Zellen und Bildung abnormaler Gewebsfpxtten:: h i s t i ö i d e G a l l e n (Erineum,
Cephaloneon u. a.), bisweilen sogar in tiefgreifenden Störungen und Abweichungen vom ursprünglichen
Bauplan des angegriffenen Pflanzenorgans, in Um- und Neubildung von Organen: o r g a n o i d e
Ga 11fen (Qädomanie, Phyllciinanie, Vergrünung, Wirrzöpfe u.ai): K ü s t e r, 19111 (Bi|§'Centralbl.
v. 20, p. 116). Sie setzt einerseits Reizgpfänglichkeit, andererseits Reaktionsfähigkeit des infi-
ziorten Gewebes gegen das Gallengift voraus. Letzteres kommt nur jungen, in Entwicklung begriffenen
Organen zu; Milbeugalien können während der ganzen Vegetationsperiode entstehen, solange überhaupt
neue Pflanzenteiie zur Entwicklung gelangen.
Die Weiterentwicklung der Gälien hängt, mit dem Wachstum des infizierten Pflanzenteiles
mmg zusammen: Blattgallen H vorausgesetzt, daß sie besiedelt sind — wachsen mit dem Blatte, auf
dem sie Sieh befinden, und erreichen nur auf vollkommen entwickelten Blättern ihre normale Gestalt
und Größe; auf verkümmerten Blättern bleiben auch/die Gallen klein.
Die. Reizempfänglichkeit für das Gallengift kömmt augenscheinlich nicht allen Geweben einer
Wirtspflanze im gleichen .Maße zu. Bekannt ist. ja die 'Tatsache, daß eine Milbenart nur gewisse Ge-
websformen und diese Widder nur auf einer Pflanze öder einigen wenigen nahen verwandten Pflanzen
zur Gallbildung veranlaßt. Doch ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß eine Milbenart
nur ein bestimmtes Gewebe zur Gallbildung auswählt. In beiden Fällen wird man die histologische
Verschiedenheit der Gallen auf demselben Substrat auf Unterschiede der Erzeuger, sei es in biologischer
oder in morphologischer Qualität, zurückführen dürfen.