apparat umgewandelt und zwar das erstere zu der eigentlichen Säge, das letztere zur Sägescheide,
deren Ende manchmal kleine, borstenbesetzte Platten (Bürstenplatten) aufweist.1)
Beim ist das letzte Bauchsegment stark ausgebildet (Genitalklappe), schließt sich ± dicht
an das zugehörige Rückensegment an, das es mitunter überragt und verdeckt zum größten Teil die
Begattungsorgane, deren äußerer Zipfel jedoch meist frei ist. Diese Organe sind bei den Tenthre-
diniden im allgemeinen sehr gleichartig gebildet und deshalb bisher für die Systematik noch nicht
verwendet worden. Sie bestehen aus einer rundlichen, ± chitinisierten Kapsel (cardo), deren
geöffnete Grundfläche mit den inneren Genitalorganen in Verbindung steht und 2 zangenartigen
Gebilden, die den ebenfalls aus 2 symmetrischen Stücken bestehenden eigentlichen penis umschließen.
Diese Organe sind wie die sie tragende Genitalplatte aus dem 12. Bauchsegmente der Larve entstanden.
Das letzte Rückensegment der <$ trägt auch 2 cerci.
Die Fortpflanzung ist meist geschlechtlich, doch tritt daneben oder auch ausschließlich Par-
thenogenesis auf, selbst bei solchen Arten, bei denen $ und in gleicher Zahl auftreten (z. B. bei
Pontania capreae L. nach Beyerinck).
Die im ganzen noch wenig bekannten Eier werden vom ? entweder auf die Pflanzen gelegt, von
denen später die Larve leben soll, oder häufig in die Stengel oder Blätter derselben, wobei die Säge
die Oberhaut durchbricht und das darunter liegende Parenchym zerstört; das Ei wird dann in die
Sägespäne abgelegt. Ist dies geschehen und der Legeapparat zurückgezogen, so ist die Wunde kaum
zu bemerken. Die mit dem Ei austretenden Abscheidungen der weiblichen Geschlechtsorgane, die
Anwesenheit des Eies und der sich in ihm entwickelnden Larve bewirken in manchen Pflanzen einen
stärkeren Saftzufluß zu der angesägten Stelle und es entsteht dann um das Ei eine Wucherung;
verläßt die ausgekommene Larve diese Stelle und lebt später frei auf der Pflanze, so geht die Wucherung
entweder zurück oder entwickelt sich wenigstens nicht weiter, sie ist ein sogenanntes P r o c e c i d i u m
(nach Thomas).
Diese Procecidien haben im allgemeinen die Form von Bläschen oder Knötchen, sind nur wenige
Millimeter lang und weichen in der Farbe nur wenig oder gar nicht von dem Pflanzenteile ab, auf dem
sie sich befinden. Nicht selten liegen sie perlschnurartig hintereinander; ihre Entstehung ist darauf
zurückzuführen, daß die in ihnen liegenden Eier an Größe zunehmen, ob durch innere Veränderungen
allein oder auch durch Aufnahme von Flüssigkeit aus dem Gewebe der Pflanze, ist noch unentschieden.
In den meisten Fällen aber entwickelt sich die Gallenwucherung weiter, deren Gewebe dann
z. T. der ausgekommenen Larve zur Nahrung dienen und in der die Larve entweder bis zu ihrer Verpuppung
verbleibt, oder aus der sie nach Erlangung einer gewissen Reife auswandert, um sich anderwärts
zu verpuppen. Daß die Anwesenheit des Eies oder der in ihm sich entwickelnden Larve für
die Weiterentwickelung der Galle von Bedeutung ist, geht daraus hervor, daß die Galle da, wo, wie nicht
selten, kein Ei abgelegt wurde, klein bleibt (Küster: Die Gallen der Pflanzen, p. 313).2) Die eigentlichen
Gallen der Blattwespen sind im allgemeinen sehr einfacher Art und bei uns in der Hauptsache
auf die Arten der Pflanzengattung Salix (Weide) beschränkt. Sie bestehen bei den Pontania-Arten
in ihren einfachsten Formen aus losen Umrollungen des Blattrandes, verbunden mit ± Entfärbung,
aus Umklappungen des Blattrandes mit schärferer oder geringerer Krümmung des Blattes; komplizierter
sind die beutelförmigen Gallen auf den Blättern, welche einen Hohlraum mit einer Larve um-
J ) Eingehendere Angaben über den Bau des Hinterleibes vergl. bei E n s l i n (a. a. O. p. 11 ff.).
2) Vergl. jedoch M a g n u s , W.: Die Entstehung der Pflanzengallen verursacht durch Hymenopteren. Jena 1914
und E n s l i n , E .: Blattwespengallen. Internationale Entomol. Zeitschrift, Guben. 1916. Nr. 3.
schließen. Diese Gallen sind entweder durch das Blatt gewachsen, also auf beiden Blattseiten sichtbar,
oder sie sind nur an einer kleineren oder größeren Stelle mit dem Blatte verwachsen und dann nur auf
einer Seite desselben deutlich sichtbar. Die durch die Arten der Gattung Euura erzeugten Weidengallen
bestehen aus Anschwellungen der Sproßachse, des'Blattstieles, der Blattmittelrippe oder der Knospen.
Die Larven der Blattwespen sehen, wie bereits erwähnt, den Falterraupen ähnlich; ihr Körper
besteht aus 13 Segmenten, deren beide letzten nur undeutlich getrennt sind und von denen das erste
und das vierte bis elfte jederseits eine Atemöffnung (Stigma) haben. Am Kopfe steht jederseits nur
ein Auge und ein kurzer Fühler. Jeder der 3 Brustringe trägt 2 viergliedrige Beine, deren letztes Glied
eine gerade oder gebogene Klaue besitzt. Die 6—8 Paar Bauchfüße haben keinen Borstenkranz,
sondern nur einen kaum an der Spitze gebogenen Haken. Diese Larven sind viel zarter als die Falterraupen;
die freilebenden sind oft sehr lebhaft gefärbt, die in Gallen oder überhaupt versteckt lebenden
meist bleich. Eigentümlich ist den auf Blättern lebenden Larven eine auffällige, schneckenartige Krümmung
des Hinterleibsendes, das oft wie ein Fragezeichen emporgehoben wird und das bei vielen Arten
erscheinende Austreten von hellen Flüssigkeitstropfen (Blut) aus den Leibesringen bei Berührungen.
Zur Verpuppung gehen die Larven an oder in die Erde oder an geschützte Orte, spinnen sich
dort meist einen Kokon und verbleiben in demselben oft sehr lange als Larven. Erst kurze Zeit vor
dem Auskommen erfolgt die Verwandlung zu einer Puppe mit freiliegenden Gliedmaßen.
Die Zucht der gallenerzeugenden Blattwespen gelingt am besten, wenn man möglichst reife Gallen
benützt. Ens l in empfiehlt (a. a. 0 . p. 33) die Gallen in Blechkästen zu bringen, da sie sich darin am
längsten frisch halten. Die aus der Galle auswandernden Larven bringt man in ein etwa 10 cm hoch
mit einer Mischung von Erde und Sand gefülltes Glasgefäß, das man mit einem Glasdeckel bedeckt; die
Erde braucht dann nur alle paar Monate angefeuchtet zu werden. Im Winter müssen die Gläser mit
den Larven einige Tage in ein kaltes Zimmer gebracht und nachher wieder allmählich in wärmere
Temperatur zurückgebracht werden. Für Raupen, die sich in Pflanzenstengel einbohren (z. B. Euura
atra) bringt man in das Glas, abgeschnittene Brombeerstengel oder einfach ein Stück Torf.
Die Blattwespen sind meist ziemlich träge in ihren Bewegungen, nur die Männchen einiger Arten
schwirren lebhaft um Büsche und andere Pflanzen herum. Man findet beide Geschlechter vielfach auf
Blüten z. B. der Dolden-, Wolfsmilchgewächse u. a. m., wo sie'sich vom Blütensafte nähren. Die größeren
Arten sind aber daneben vielfach auch Fleischfresser und man trifft sie nicht selten beim Verspeisen
von kleineren Fliegen und Blattwespen, wobei ihnen die kräftigen Kiefer gute Dienste leisten.
IV. Bestimmungstabelle der Genera.
(1,12) Vorderflügel mit ungeteiltem Radialfelde.
(2,9) Humeralfeld gestielt.
(3.4) Der zweite Cubitalquernerv fehlt, daher nur 3 Cubitalzellen im Vorderflügel.
1. Euura New. B : Cryptocampus Hart.
(4,3) Vorderflügel mit 4 Cubitalzellen.
(5,6) Klauen an der Spitze gespalten; Rückensegment 8 des $ mit einem schmalen, stumpfen,
± pfriemlichen Fortsatze. 2. Pontania Costa.
(6.5) Klauen vor der Spitze mit einem Sübapikalzahne; Segment 8 des $ mit kurzem Stiel am Ende.
(7,8) Kopfschild abgestutzt; Cubitalnerv 1 entweder fehlend oder undeutlich. 3. Pristiphora Latr.