v. S i e b o l d (1850) traf fast regelmäßig zwischen den Haarauswüchsen der Erineen ein
„milbenartiges Geschöpf“ und wurde dadurch zur Annahme veranlaßt, daß die Milbe zu diesen Haarbildungen
in einer gewissen Beziehung stehe. Er nannte sie Eriophyes, war aber der Amsicht, daß
sie „ihrer Gestalt und Organisation nach keine vollständig entwickelte Milbe sein könne“. Er beschreibt
sie folgendermaßen: „Sie besitzt etwa die Länge von V6 Lin., eine blaßgelbe Farbe und
einen langgestreckten zylindrischen, äußerst fein geringelten Leib. Nach vorn ragen zwei lange,
vollkommen entwickelte Fußpaare hervor. Die Körperoberfläche ist mit einigen wenigen, aber langen
Borsten besetzt. Die Mundteile sind undeutlich und schwer zu entziffern. Die Abbildungen, welche
bis jetzt von dieser Milbe geliefert worden sind, geben kein klares Bild von derselben, indem die auffallende
Leibesringelung dabei stets übersehen wurde“, v. S i e b o 1 d bespricht hierauf die Abbildungen
von Fé e , T u r p i n und D u g è s.
Die Diagnose, welche v. S i e b o l d von Eriophyes gibt, wurde hier möglichst vollständig
in der Absicht mitgeteilt, um einmal zu zeigen, daß die Gattung Eriophyes genügend charakterisiert
ist, dann, um darzutun, daß Eriophyes und Phytoptus synonyme Bezeichnungen einer
Gallmilbengattung sind, die durch den Besitz eines langgestreckten, zylindrischen, schmal
geringelten Hinterleibes deutlich charakterisiert ist. In einem an T h o m a s gerichteten Schreiben
vom 8. Februar 1869 erklärt überdies v. S i e b o 1 d, daß Phytoptus Duj. mit Eriophyes identisch
sei (cf. Thomas, 1869).
D u j a r d i n (1851), welcher v. S i e b o l d s Beobachtungen nicht kannte, ist der Schöpfer
des Genusnamens Phytoptus. Ihm gebührt das Verdienst, die Behauptung D u g è s ’, die Gallmilben
seien Larven einer achtbeinigen Milbe, widerlegt und gezeigt zu haben, daß dieselben Geschlechtstiere
sind. Er beobachtete die Häutung und sah aus derselben nicht achtbeinige, wie D u g è s glaubte,
sondern wieder nur Milben mit vier Beinen hervorgehen. Im Hinterleib fand er 5—6 Eier; dies war
ihm ein unwiderleglicher Beweis, daß man es hier nicht mit Larven, sondern mit „des Acariens adultes
et en état de se reproduire“ zu tun habe. D u j a r d i n stellte für dieselben die neue Gattung P%-
toplus auf (über die etymologische Erklärung von „Phytoptus“ vgl. T h o m a s, 1869) und charakterisierte
dieselbe in ausführlicher Weise. Seine Beschreibungen und Maßangaben beziehen sich vermutlich
auf die Gailmilbe des Haselstrauches, die er in großer Zahl in den angeschwollenen Knospen
antraf. Er gibt die Länge und Breite der von ihm untersuchten Tiere, sowie die Breite eines Ringes
an. Nach ihm ist der Körper seiner ganzen Länge nach geringelt; den Kopfbrustschild sah er nicht.
Als Bewegungsorgan werden vier fünfgliedrige Beine, die 3—4 Borsten tragen, und zum erstenmal
der Schwanzlappen (une ventouse bilobée terminant Pextrémité postérieure) beschrieben. Auch
Kralle und Fiederborste (un petit appendice en forme de plume) sind dem sorgfältigen Beobachter
nicht entgangen; er schildert und zeichnet sie ziemlich genau. Dagegen sind seine Angaben über
den Bau des Capitulums sehr unklar; er beschreibt dasselbe als eine kegelförmige, gekrümmte, vorn
abgestutzte Schnauze, welche den Rüssel enthalten müsse und von der Unterlippe gestützt wird, mit
welcher seitlich die Palpen verschmolzen sind; die Mandibeln oder Cheliceren konnte er nicht finden.
Er schließt seine Beschreibung mit Angaben über die im Hinterleib beobachteten Eier; der äußeren
Geschlechtsorgane geschieht keine Erwähnung.
J a m e s H a r d y (1853), welcher eine Anzahl Milbengallen untersuchte, beschreibt die in
denselben lebenden Gallmilben, hält sie jedoch für die Larven eines „true flattish, pale whitish, testa-
cëous acarus“.
S t e e n s t r u p (1856) hat sich, wie aus einem Bericht über einen von ihm gehaltenen Vortrag
hervorgeht, gleichfalls mit der Untersuchung von Phytoptocecidien beschäftigt; er hielt die vierbeinigen
Milben, die er in diesen fand, für Larven. S t e e n s t r u p hat über seine Untersuchungen
nichts veröffentlicht (vgl. v. F r a u e n f e l d , 1864).
S c h e u t e n (1857) untersuchte die Blattpocken des Birnbaums und das Erineum riibigo der
Linde; beide hielt er für Schimmelbildungen, in welche Milben ihre Eier ablegen. In den Blattpocken
der Birnbaumblätter fand er kleine, wurmförmige, weißliche Tierchen. Da sie von T r o s c h e l
für Milbenlarven gehalten wurden, untersuchte er die Außenseite der Blätter und fand daselbst achtbeinige
Milben, „die sich wohl aus jenen Tierchen entwickelt haben konnten“. Er glaubte dies nicht
bloß aus dem gemeinsamen Fundort, sondern auch aus der Ähnlichkeit ihrer Mundteile und besonders
aus zwei starken Borsten am Hinterleib der beiden Tiere schließen zu können. Später untersuchte er
das Erineum rubvjo der Lindé und fand in demselben „ganz ähnliche Larven und auf den Blättern
Milben“. Er weist nun darauf hin, daß schon D u g é s vermutet habe, diese Larven seien die Larven
einer achtbeinigen Milbe, des Tetranychus D u f o u r. Wenn D u j a r d i n sie dagegen für ausgebildete
vierbeinige Milben halte, weil er in ihrem Hinterleib Eier gesehen zu haben glaube, so sei
dies nicht zutreffend. Auch er habe wohl diese „unregelmäßigen Rundungen“ gesehen, „die man
nach Belieben deuten kann, die aber ohne Zweifel Ernährungsorgane sind“. Er scheint, den mit Eiern
strotzend gefüllten Ovidukt für einen Darm mit unregelmäßigen Aussackungen gehalten zu haben.
Aus der Beschreibung, welche S c h e u t e n von den Larven gibt, ist hervorzuheben, daß er die
Punkthöcker auf den Abdominalringen, die ihm bei starker Vergrößerung als „sehr derbe, höckerige
Rippen“ erschienen, zum erstenmale sah. Er leugnet das Vorhandensein eines zweilappigen Saugnapfes
(ventouse Duj.), sah aber bei der Linden-Gallmilbe schon die Nebenborsten, sowie die Schildborsten.
Am Endglied der Beine, die fünfgliedrig sind, beobachtete er einen „langen Nagel oder
Klaue“ und darunter „eine kurze, steife Borste“; die Fiederklaue beschreibt und zeichnet er nicht.
Seine Angaben über die Freßwerkzeuge sind noch dürftiger und ungenauer als bei D u j a r d i n ;
wie D u g é s will er eine „Lamelle“, die gerade sein soll, gefunden haben.
Scheut en nennt die Milbe, welche er auf den Blättern des Birnbaums sah und deren „Larven“
in den Blattpocken leben sollen, „weil sie sich trotz ihrer Blindheit ganz besonders durch ihr unermüdliches
Rennen auszeichnet“, Typhlodromus Pyri, die Milbe von den Lindenblättern, „weil sie ihre
Palpen ganz eigentümlich zusammenschlägt“, Flexipalpus Tiliae; beide Gattungen reiht er in die
Familie der Gamasei D ug é s . Die von ihm beschriebene Entwicklungsform „zwischen Larve und
Milbe“ („halbentwickelter Typhlodromus“) ist zweifellos die Larve eines Tarsonemus. S c h e u t e n
beschreibt noch eine zweite auf Birnbaumblättern lebende „Larve“, die sich durch Größe und Gestalt
des Körpers, durch die Stellung der Borsten u. a. m. von der anderen wohl unterscheidet; die zugehörige
Milbe konnte er nicht finden. Beschreibung und Abbildung lassen mit großer Wahrscheinlichkeit
annehmen, daß er den Epitrimerus piri (Nal.) vor sich hatte.
P a g e n s t e c h e r (1857) widerlegt die Ansicht S c h e u t e n s , daß die Gallmilben Larven
achtbeiniger Acariden seien, indem er auf den Größenunterschied der Eier und Larven von Phytoptus
und Flexipalpus, sowie auf die Verschiedenheit der Embryonen beider Arten in bezug auf ihre Lage
im Ei und auf die Anzahl ihrer Beine hinweist. „Die vierbeinigen Milben dieser Gattung (Phytoptus)
wachsen nicht zu achtbeinigen heran, sie sind in sich abgeschlossen.“ Er erklärt somit die Gallmilben
für vollkommen entwickelte Milben und die Aufstellung einer selbständigen Gattung Phytoptus Duj .
für berechtigt. P a g e n s t e c h e r s Arbeit enthält überdies Bemerkungen über die Entwicklung,
Häutung, Geschlechtsreife, Artunterschiede und Lebensweise der Gallmilben; ohne Beschreibung