kurze, fädliche Schwanzborsten. Am Grunde jeder Schwanzborste trifft man sehr häufig je eine kurze,
steife Borste, die in der Regel den Schwanzlappen nicht überragt. Es sind die N e b e n b o r s t e n
(s. accessoriae, s. a .; N a 1 e p a, 1887; setole codali accessorie, s. c. a. C a n e s t r i n i, 1890). Ausnahmsweise
erreichen sie bei Eriophyes quadrisetus T h o m a s eine beträchtliche Länge.
Die Regelmäßigkeit in der Zahl und Stellung der pro- und opisthösomalen Borstenpaare legt
die Vermutung nahe, daß diese ursprünglich segmental angeordnet waren. Unter dieser Voraussetzung
würde das Prosoma mit Einrechnung eines extremitätenlosen, vor den Cheliceren gelegenen
Segmentes aus fünf, das Opisthosoma aus mindestens fünf Ursegmenten hervorgegangen sein.
B. Gliedmaßen.
Die Eriophyiden besitzen abweichend von den übrigen Acariden nur vier prosomale Gliedmaßenpaare,
von denen die beiden ersten zu Mundteilem umgestaltet, während das dritte und vierte
Paar als Gangbeine entwickelt sind.
a) M u n d g l i e d m a ß e n .
Die Coxae des zweiten Extremitätenpaares verwachsen untereinander und seitlich mit dem
Carapax zum G n a t h o s o m a (Capitulum, Rostrum; röstro, C a n e s t r i n i ) , welches vom Rumpf
scharf abgesetzt und wenig beweglich ist. Sie bedingen durch ihre bald gedrungene, bald gestreckte
Gestalt die Form desselben. Die gallenbewohnenden Eriophyiden besitzen gewöhnlich ein schwaches,
kurzes, schräg nach vorn gerichtetes Rostrum, das nur an der Basis vom Vorderrand des Schildes
bedeckt wird; die freilebenden Phyllocoptes-Arten, die mit ihren Cheliceren die Blattoberhaut durchstechen
müssen, führen dagegen nicht selten ein erstaunlich langes und mächtig entwickeltes Rostrum,
das senkrecht nach abwärts gerichtet und von dem epistomartig entwickelten Sehildvorderrand
überdacht wird.
Die eigentlichen M a x i 11 e n sind die zwischen den Tastern (Telopoditen) gelegenen Coxal-
fortsätze (Kauladen, Coxopodite); sie bilden eine schwach gekrümmte, schnabelartige Rinne, deren
ventrale Ränder in der Mediane zusammenschließen, während die oberen (vorderen) sich hinter der
Spitze nähern, nach hinten dagegen auseinanderweichen. Diese Rinne, in welcher die Cheliceren
liegen, wird ventralwärts von einer unpaaren Platte („Unterlippe“, D u j a r d i n , L a n d o i s )
gestützt, die als der mittlere Ventralabschnitt der beiderseits verschmolzenen Coxen aufzufassen ist
(Börne r ) . Eine Oberlippe (labrum) ist äußerlich nicht sichtbar.
Zu beiden Seiten der Maxillarrinne liegen die M a x i l l a r p a l p e n , welche kaum länger als
die Maxillen sind und bisher als dreigliederig ( P a g e n s t e c h e r , 1857) galten. Der Tasterträger ist
eine Differenzierung des Stammes und wurde fälschlich als erstes Tasterglied angenommen; er trägt
eine kurze Borste. Das erste Palpenglied (Trochanterofemur?) ist das längste und trägt auf der Dorsalseite
(Vorderseite) eine Borste (Rüsselborste), die oft erstaunlich lang sein kann (Epitrimerus rhyncho-
ihrix N a 1.). Das sehr bewegliche Endglied ist scheibenförmig. Es gleicht einem schmalen Ring,
über welchen eine dünne, elastische Membran gespannt ist, die nach einwärts gewölbt werden kann,
und wirkt als Haftorgan. Mit diesem hält sich das Tier beim Saugen an der Unterlage fest. An der
Unterseite des Endgliedes gewahrt man zuweilen einen sehr kurzen, glänzenden Zapfen (Tasterstift?).
Im Grundglied liegt ein dorsaler Retractor des Palpus; die Bewegung des Endgliedes geschieht durch
Heber und Senker (Börner) .
B ö r n e r erkannte zuerst die Zweigliedrigkeit der Maxillartaster an Phyllocoptes triceras
B ö r n e r ; er sprach die Vermutung aus, daß wahrscheinlich alle Eriophyiden zweigliedrige Maxillartaster
besitzen und daß als „zweites Palpusglied“ irrtümlich die zwischen dem Grund- und Endglied
befindliche weiche Gelenkshaut gedeutet wird. Die darauf gerichteten Untersuchungen haben
die Richtigkeit dieser Vermutung bestätigt.
Die Mundgliedmaßen des ersten Paares, die C h e l i c e r e n , sind nadelförmig, an der Basis
schwach gebogen und etwas verbreitert. Sie liegen vor und über der Mundöffnung in der von den
Maxillen gebildeten Rinne und bilden zusammen einen kräftigen Bohrer, der weit vorgestoßen werden
kann. Die Bewegung geschieht durch einen kräftigen, bis an den Hinterrand des Schildes reichenden,
dorsalen und einen einfaserigen lateralen Retractor, sowie durch einen kurzen, mit dem Vorderrand
des Capitulums verbundenen Protractor (Börner) .
b) G a n g b e i n e .
Die Gliedmaßen des 3. und 4. Paares haben ihren ursprünglichen Charakter als Gangbeine
bewahrt. — Die beiden hinteren Beinpaare (das 5. und 6. Gliedmaßenpaar), welche bei den Acariden
allgemein vorhanden sind, fehlen den Eriophyiden; sie sind durch die mächtige Entwicklung und
wurmförmige Streckung des Hinterleibes als Träger des Rumpfes bedeutungslos geworden und verloren
gegangen. Sie fehlen sowohl den Larven als auch den Geschlechtstieren. Die Gallmilben sind
gezwungen, ihre hinfälligen Gallen zu verlassen; sie müssen neue Knospen und Wirtspflanzen besiedeln,
um den Fortbestand ihrer Art zu sichern. Daraus erklärt sich die auffallende Erscheinung,
daß die Gliedmaßen des 3. und 4. Paares unter dem Einfluß des Parasitismus nicht auch verloren gingen,
ja sich als Laufbeine erhalten mußten. Unterstützt wird überdies das Vordringen in engen Spalten
und Räumen durch einen sekundär erworbenen Haftapparat, den Schwanzlappen.
Die Beine beider Paare sind gleichgestaltet und nach vorn gerichtet; die des ersten Paares
sind kaum länger und stärker als die des zweiten. Nach Fr. L ö w (1874) sind die Beine „durchwegs
fünfgliederig, bestehend aus Coxa, Femur, einer sehr kurzen Tibia und einem zweigliederigen Tarsus,
der an seinem Ende eine lange, an der Spitze etwas verdickte, stumpfe Klaue (Kralle, T h o m a s ) und
ein gefiedertes Haftorgan (Tarsus, L a n d o i s ) trägt“. L ö w s Terminologie fand in der Artbeschreibung
ihrer Kürze wegen trotz mangelnder Begründung Eingang. Erst in letzter Zeit (1906) unterzog
C. B ö r n e r die Beingliederung der Eriophyiden einem vergleichenden Studium, dessen Ergebnis
zur Grundlage nachstehender Schilderung gemacht wurde.
Nach B ö r n e r bestehen die Beine der Gallmilben aus sechs Gliedern, nämlich Trochanter,
Femur, Patella, Tibia, Tarsus und Praetarsus (Krallenglied). Die Grundglieder der Beine, die Hüf t en
(coxae), haben ihren Charakter als Beinglieder eingebüßt; sie sind plattenartig, in die Körperwand eingesenkt
und mit dieser verschmolzen. Nur noch an den sie begrenzenden Chitinleisten (Epimeren aut.)
sind ihre Grenzen kenntlich. Die Hüften des ersten Beinpaares tragen je zwei (s. cox. I. u. II. = s. th.
I. u. II.), die des zweiten Beinpaares je ein Paar Borsten (s. cox. III.).
Durch das Hüftschenkelring-Gelenk sind die Coxen mit den Trochanteren verbunden. Der
T r o c h a n t e r (Coxa, Fr. L ö w) gleicht einem niedrigen, schief abgestutzten Kegel und ist borstenlos.
Das Coxo-Trochanteral-Gelenk Hegt in einer fast vertikalen Ebene und erlaubt wie das Gelenk
zwischen Trochanter und Femur eine annähernd vertikale Bewegung.
Der F em u r ist das am stärksten entwickelte Beinglied; er trägt regelmäßig an seiner Unterseite
eine schwache Borste,