
Agropyrum junceum R. u. S.
4. Isthmosoma hordei (Harris 1830).
Cecidium und Erzeuger siehe Nr. 1.
W. u. J. D o c t e r s v a n L e e u w e n - R e i j n v a a n fanden die Galle an dieser Wirtspflanze
in Holland, hielten jedoch den Erzeuger für verschieden von dem der Schlechtendalschen
agropyri- Galle. Nach ihren Beobachtungen erscheinen die Wespen Ende Juni bis Juli und die Eier
werden im Juli abgelegt.
5. Isthmosoma hyalipenne (Walker 1833).
(Taf. IL, Fig. 34).
Cecidium und Erzeuger siehe Nr. 2.
An dieser Wirtspflanze ist die Sproßspitzengalle ziemlich häufig und über die ganze Nordseeküste
verbreitet. W. u. J. D o c t e r s v a n L e e u w e n - R e i j n v a a n stellten eingehende Untersuchungen
über Entwicklung und Anatomie der Galle und die Lebensweise ihrer Erzeuger an.1) Sie
fanden an einer Lokalität, wo Agropyrum junceum und repens durcheinander wuchs, nur Gallen an
repens, an einer anderen nur an junceum. Bei Zuchtversuchen gingen aus A. repens gezogene Wespen
nur an repens zur Eiablage, aus A. junceum gezogene nur an diese. Daraus ziehen die Autoren den
Schluß, daß die beiden Wespen biologisch zwei Arten darstellen, die morphologisch identisch sind. Auch
in der Lebensweise zeigen sich Abweichungen; so schlüpfen die junceum-Tiere einige Wochen später
als die repens-Tiere. Über die Lebensweise teilen die Verfasser mit, daß die Larven überwintern
und sich einige Wochen vor dem Ausschlüpfen verpuppen, was Ende Juni bis weit in den Juli, bei
junceum-Tieren bis in den August stattfindet. Es finden sich immer mehr Weibchen als Männchen;
daher kommt auch Parthenogenesis vor. Bei der Eiablage klettern die Tiere bis einige Millimeter
über den höchsten Knoten, biegen den Hinterleib um und sägen mit dem Legebohrer, der dabei von
den Scheidenklappen gestützt wird, ein Loch durch sämtliche Blattscheiden bis in den Vegetationskegel;
dann wird der Hinterleib wieder gestreckt und der Bohrer tief in den Halm hineingeschoben.
Durch Hin- und Herbewegen des Bohrers wird dann ein Ei abgelegt. Mitunter ist die erste Bohr-
stelle nicht gleich die geeignete; es wird dann eine andere Stelle angebohrt, bis die richtige etwas
unterhalb des Vegetationspunktes gefunden ist. Es werden stets nur sterile Halme angebohrt.
Das Ei ist bimförmig, gestielt und am Gegenpol des Stiels, der immer nach dem Bohrkanal zu gerichtet
ist, mit einem kleinen Aufsatz versehen, dessen Funktion unbekannt ist. Die junceum-Larve ist im
allgemeinen etwas größer und mehr gelblich gefärbt als die repms-Larve.
Auch die Entwicklung der Galle wurde von W. u. J. D o c t e r s v a n L e e u w e n -
R e i j n v a a n eingehend untersucht. Das erste Merkmal der Infektion eines Halmes ist, daß das
jüngste Blatt zwischen der Scheide des nächstälteren zurückbleibt. Der mittlere Teil der Scheide
schwillt an und es erscheinen mehrere junge Blätter in fast gleicher Höhe aus der Scheide. Wenn
die Galle fast voll entwickelt ist, biegt sie sich aus der Scheide heraus. Bei den Gallen an Agropyrum
junceum wird der Vegetationskegel zerstört, bei repens- Gallen bleibt er intakt, kann aber nicht mehr
auswachsen, da der Vegetationspunkt durch den Einfluß der Larve tiefer gelegt ist. Tritt zufällig
ein Absterben der Larve vor der vollständigen Entwicklung der Galle ein, so kann mitunter ein weiteres
Wachsen stattfinden. Selten wächst die oberste und älteste Achselknospe noch weiter, wodurch dann
*) Über die Anatomie und Entwicklung einiger Isosomagallen an Triticum repens und junceum, und über die Biologie
der Gailformer. — Marcellia 6, Avellino 1908, p. 68—101, 23 Fig., 1 Tab.
ein neuer Halmschaft gebildet wird. Auch bei Agropyrum repens kommen Auswachsungen vor
(vergl. Taf. XLVII, Fig. 5), wenn das Wachstum der Galle beendet ist, die Pflanze aber noch genügend
Nährstoffe heranführen kann, was jedoch nur bei sehr frühzeitig erzeugten Gallen eintritt. Eine
Bildung von Achselknospen kommt nur als Anomalie vor, es kann dann auch ein Auswachsen solcher
Knospen stattfinden. Als weitere Abnormität kommt sekundäre Ausbildung eines Blütenstandes
in einem infizierten Halm vor, wie sie von den Autoren gefunden wurde. Daß der infizierte Halm
ursprünglich vegetativ war, geht daraus hervor, daß zur Zeit der Infektion die fertilen Halme schon
entwickelte Blüten tragen und daher nur sterile Halme infiziert werden können, da sonst keine
Gailbildung stattfinden kann.1)
Agropyrum repens (L.) P. B.
6. Isthmosoma hordei (Harris 1830).
(Taf. XLVII, Fig. 1—3, 6—7.)
Cecidium und Erzeuger siehe Nr. 1.
An dieser Wirtspflanze ist die Galle am häufigsten und über ganz Mitteleuropa verbreitet.
In Südrußland wurde die Art von P o r t s c h i n s k y und L i n d e m a n n beobachtet, wenngleich
sie hier in der Regel an Triticum vulgare Vorkommen und schädlich werden soll.
7. Isthmosoma hyalipenne Walker 1833.
(Taf. XLVII, Fig. 4—5.)
Cecidium und Erzeuger siehe Nr. 2.
Die Lebensweise der Wespe und Entwicklung der Galle wurde bei Nr. 5 ausführlich behandelt.
Auch diese Art tritt an A. repens am häufigsten auf und ist über ganz Nord- und Mitteleuropa verbreitet,
auch in Italien von M a s s a l o n g o aufgefunden.
{Agropyrum tauri Boiss. et Bai.)
8. Isthmosoma persicum Hedicke 1921.
(Taf. XLVII, Fig. 16, 17.)
Ein von den übrigen bekannten Agropyrum- Gallen gänzlich abweichendes Cecidium wurde
von H a u ß k n e c h t an Agropyrum tauricum am Nehawend in Südpersien in 2000 m Höhe
gefunden und sei hier ebenfalls aufgeführt, da eine weitere Verbreitung, ähnlich wie bei dem ursprünglich
wahrscheinlich amerikanischen Isthmosoma hordei Harr., nicht ausgeschlossen erscheint.
C e c i d i um . Unregelmäßig kugelige, wulstige, harte Anschwellung des Halmes, bis 15 mm-
dick, mehrere Larvenkammern.
Der Er z euge r wurde vom Verfasser nach einem aus der Galle geschnittenen Männchen
beschrieben (Arch. f. Naturg. 86 A. 11, Berlin 1920 [1921], p. 99). Die Beschreibung sei wegen
der untergeordneten Bedeutung der Spezies fortgelassen.
Agrostis canina L.
9. Isthmosoma? sp. ?
C e c i d i u m . Spindelförmige Halmschwellung, mit einer Larvenkammer und Öffnung im
unteren Teile.
x) Die in der Literatur häufig zu findende Angabe des Vorkommens dieses Cecidiums an Calamagrostis (= .Ammophila
Host. .4 Psamma Beauv.) arenaria (L.) beruht auf einer Verwechslung des Substrats mit Agropyrum junceum R. u. S.