daß bestimmte Cecidozoen oder Gruppen von solchen in klimatisch sehr verschiedenen Distrikten
auftreten, wenn nur die ihnen zusagende Wirtspflanze oder Wirtspflanzengruppe anzutreffen ist:
der die Lorbeerblätter verunstaltende Blattfloh (Trioza alacris) tritt überall auf, wo Lorbeerbäume
gepflegt werden, und die an Eichen und Rosen angepaßten Cynipiden scheinen in Europa, Nordafrika,
Asien und Nordamerika dieselbe Verbreitung zu haben wie ihre Wirtspflanzen.
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Zur wissenschaftlichen Erforschung der Gallentiere bedarf es in vielen Fällen ihrer künstlichen
Aufzucht. Es mögen über diese und über die Methode der Konservierung einige
Mitteilungen folgen.
Die Aufzucht der Gallentiere erfordert verschiedene Behandlung je nach der Stufe der Entwicklung,
welche die Cecidozoen in der Galle zu erreichen pflegen. In allen Fällen wird man selbstverständlich
möglichst vorgeschrittene, „reife“ Gallen einernten und zur weiteren Beobachtung
im Laboratorium wählen.
Bei denjenigen Gallentieren, welche ihre ganze Metamorphose in den Gallen durchmachen,
versteht es sich von selbst, daß man Gallenexemplare zu wählen hat, in welchen der Parasit bereits
als Puppe liegt. Die abgepflückten Gallen bringt man in irgend einem verschließbaren Glas oder
Kästchen unter • und beobachtet an ihnen das Ausschlüpfen der Imagines.
Mit Gallen, deren Bewohner als Larven in die Erde gehen, verfährt Rübs a amen in der Weise,
daß er die gallentragenden Zweige der Wirtspflanze wie einen Blumenstrauß in Wasser einfrischt
und unter den Gallen einen Papiertrichter derart befestigt, daß die auskriechenden und herabfallenden
Larven von ihm aufgefangen und zwischen dem wassergefüllten Glasgefäß und dem unteren Rand
des Papiertrichters in ein untergestelltes Gefäß fallen. Von hier werden sie in ein mit sterilisiertem
Sand gefülltes Kästchen übertragen, in dem sie Gelegenheit haben sich einzugraben und zu verpuppen.
Die ausschlüpfenden Imagines betäubt man z. B. durch Tabakrauch und unterwirft sie dann den
erforderlichen Präparierungs- und Konservierungsmethoden.
Werden aus einer Galle oder einer Gallenart mehrere verschiedene Insekten gewonnen, so hat
sich der Sammler daran zu erinnern, daß die Gallen vieler Insekten von fremden Parasiten und Einmietern
aufgesucht werden, und hat zu ermitteln, welches der gefundenen Tiere der eigentliche
Gallenerzeuger ist. ;
Wir folgen mit der Schilderung der wichtigsten Konservierungsmethoden den von E ü b-
s a a ni e n utid N a l e p a gegebenen Ratschlägen.
Kleine Insekten in der vielfach üblichen Walje irgendwie auf Papier aufzukleben ist sohondÄ'
halb nicht ratsam, weil die Tiere durch ein solches Verfahren einer späteren eindringenden Untersuchung
entzogen werden. Man spieße vielmehr die Tierchen an ein kurzes Stück Nickelplätindraht,
das durch schiefes Zuschneiden beiderseits eine scharfe Spitze bekommen hat, in der Weise an, daß
man das Drahtstück auf der ventralen Seite in den Thorax eindrückt oder das Tier seitlich ansticht.
Die Tiere sollen nicht durchbohrt, nur angespießt werden. Die Flügel der Schmetterlinge, Psylliden
und Wanzen werden auf dem Spannbrett in die richtige Lage gebracht, bei Käfern, Wespen und
Fliegen kann von dem Spannen Abstand genommen werden.
Das freie Ende des Drahtstückes, mit dem das Insekt angespießt worden ist, wird in ein Stückchen
Helianthusmark gebohrt und dieses mit einer der üblichen Insektennadeln durchstochen und
in die Sammlung eingetragen.
Für UeCidomyiden, Aphldenzund Oocddon eignet sich wegen ihrer Kleinheit und Weichheit
die angeführte Präparationsmethode nicht; man bringt die Tierchen in schlanke Glasröhrchen und
konserviert sie in Alkohol, Formalin, Glyzerin oder anderen geeigneten Flüssigkeiten. Gallmücken-
larven und Aphiden kann man auch trocknen: man bringt die Tiere auf einen Karton und tötet
sie, indem man dieses über einer Spiritusflamme erwärmt. In der Hitze werden nicht nur die
Tiere hart, sondern auch ihre Stellungen werden dabei fixiert. Braune, rote und schwarze
Aphiden behalten beim Rösten ungefähr ihr natürliches Kolorit, die gelben und grünen werden
meist rot oder braun. Künstliches Färben der Tiere wird wohl nur beim Präparieren für
Schausammlungen angebracht sein.
Cocciden können samt der Wirtspflanze, auf der sie sitzen, getrocknet und ins Herbarium
gelegt werden.
Von Cecidomyiden empfiehlt R ü b s a a m e n Dauerpräparate in Glyzerin anzufertigen,
in dem man die Tiere in die gewünschte Lage bringt. Die fertigen Präparate werden mit
Goldsize umrandet. Kanadabalsampräparate, deren Anfertigung eine vollständige Entwässerung
der Objekte voraussetzt, sind schwieriger herzustellen; auch nehmen die erforderlichen Prozeduren
den Tieren ihre natürliche Farbe.
Skelettpräparate von Aphiden, Cocciden und Cecidomyiden werden ebenfalls am besten mit
Glycerin hergestellt. Blatt- und Schildläuse, sowie die Larven der Cecidomyiden kocht man kurze
Zeit in Kahlauge; dann entfernt man die im Innern der Tiere gebildete Seife durch Alkoholbehandlung,
etwaige Harztropfen mit Terpentinöl oder Chloroform. Hiernach bringt man das Präparat in Alkohol
und Glycerin. Für Skelettpräparate der Cecidomyidenpuppen nimmt man die von der Imago verlassenen
Puppenhäute.
Eriophyiden gewinnt man in der Weise, daß man die zerstückelten Milbengallen in geeigneten
Gefäßen welken läßt. Die Milben verlassen dann die Gallen und besetzen die Wandungen des Gefäßes;
man fixiert sie durch Eingießen von verdünntem Alkohol, der mit Salzsäure schwach angesäuert
ist; wenn der Alkohol warm angewandt wird, strecken die sterbenden Milben ihre Beine
von sich, was die Untersuchung ihrer spezifischen Charaktere erleichtert. Nach 1 bis 2 Tagen bringt
man die Milben, die sich nach dem Schütteln am Grund der Gefäße abgesetzt haben, in 80% Alkohol.
Bei den derben Tarsonemusarten genügt es, die Tiere mit verdünntem, heißem Alkohol aus den Gallen
herauszuschwemmen, in Alkohol zu härten und für Glyzerinpräparate oder Kanadabalsameinschluß
vorzubereiten.
IV. Die gallentragenden Pflanzen.
Von allen Hauptgruppen des Pflanzenreichs — abgesehen von den niedersten — sind Gallenbildungen
bekannt, d. h. Vertreter aller Hauptgruppen sind befähigt, auf die von bestimmten Parasiten
ausgehenden Reize mit Wachstumsvorgängen zu reagieren, die zur Gallenbildung führen.
Ein Blick auf die verschiedenen bisher bekannten Gallenformen lehrt aber weiterhin, daß die
Verteilung der Gallen auf die verschiedenen Hauptklassen und Familien des Pflanzenreiches außerordentlich
ungleichmäßig ist; bestimmte Familien der Dikotyledonen erscheinen z. B. von den
gallenerzeugenden Parasiten auffällig bevorzugt, andere deutlich gemieden.