
 
		Die  Bestimmung  der  folgenden Beinglieder  ist  unsicher  und  wird  einigermaßen  dadurch  
 erschwert,  daß  sie ausnahmslos  durch Gelenke mit dorsal liegenden Condyli verbunden sind,  welche  
 nur  eine  Beugung  zulassen. 
 Das  3.  Glied  (Tibia,  Fr. L ö w)  ist  sehr  wahrscheinlich  eine  P a t e l l a ;   möglicherweise  ist  
 sie  ein  Femur  II.  Bei  Phyllocoptes  laniger Nal .   verschmilzt  sie  mit  dem  Femur.  Sie  ist  kaum  
 schwächer,  doch bedeutend  kürzer  als  der  Femur  und  trägt  auf  der  Ober-(Vorder-)seite  eine  starke,  
 am  zweiten  Beinpaar  eine  schwächere  Borste. 
 Die beiden folgenden  Glieder,  die T i b i a   und der T a r s u s   (Tarsus  I und II, Fr.  L ö w)  sind  
 immer  schwächer  als  die  beiden  vorhergehenden  Glieder. 
 Die T i b i a   zeichnet sich gewöhnlich durch größere Länge aus und  trägt ein zartes Härchen.  
 Schnell  laufende  Phyllocoptinen  besitzen  schlanke,  dünne  Schienen  im  Gegensatz  zu  den  gallicolen  
 Eriophyinen,  deren  Tibia  sehr  kurz,  oft  kaum  länger  als  der  Tarsus  ist. 
 Das 5.  Glied, der T a r s u s, ist in der Regel das kürzeste Glied.  An seiner Oberseite trägt er die  
 K r a l l e   und  hinter  derselben zwei  starke Borsten,  die  stärkere und  längere nach außen gerichtete  
 A u ß e n b o r s t e   und  die  schwächere,  kürzere  I n n e n b o r s t e   (Na l e p a ,   1887);  die großen  
 Höcker  derselben  treten  seitlich  stark  hervor  und  lassen  den  Tarsus  eingesattelt  erscheinen. 
 Die Kral le (Fr. T h oma s )   (ongle, D u j a r d i n ;  unghia, C a n  e s t  r i n i; Klaue, Fr. Löw)  
 sitzt unbeweglich  vor  dem  distalen,  nach  unten  abgerundeten  Ende  und  überragt dasselbe.  Sie  ist  
 schwach  gebogen,  stumpf,  seltener  geknöpft. 
 Unterhalb der Kralle ist die F i e d e r b o r s t e   oder F i e d e r k l a u e  (Tarsus, L a n d o i s ;  
 gegliedertes Haftorgan,  Fr. Löw;  penetta, C a n e s t r i n i )  eingelenkt; sie hat die Gestalt einer Feder  
 und  besteht  aus  dem  Schaft  und  einer  Anzahl  (1—7)  Strahlenpaare.  Der  Schaft  reicht  über  das  
 letzte  Strahlenpaar  nicht hinaus;  an  seinem unteren,  kolbig  verdickten  Ende  greift  die  Sehne  eines  
 Muskels, des Flexor praetarsi,  an,  der vom Oberrande der Tibia abgeht.  Ein Extensor praetarsi konnte  
 bisher  nicht  gefunden  werden.  Nach  B ö r n e r   ist  die  Fiederklaue  als  P r a e t a r s u s   (Klauenglied) 
   aufzufassen.  Sie  ist  häufig  von  außerordentlicher  Feinheit  und  wechselt  in  Gestalt  und  
 Größe  bei  den  einzelnen  Arten;  sie  ermöglicht  den  Tieren,  sich  an  glatten  Flächen  festzuhalten  
 und  auf  der  Unterseite  der  Blätter  zu  laufen.  Die Muskulatur  der  Beine  ist noch  ungenügend  
 bekannt. 
 L o c o m o t i o n .   Die  Gallmilben  laufen,  indem  sie  abwechselnd  das  rechte  und  das  linke  
 Vorderbein gleichzeitig mit dem Hinterbein der  entgegengesetzten Körperseite vorsetzen;  dabei wird  
 die Fiederklaue auf die Trittfläche gedrückt, während die Kralle diese mit ihrer Spitze berührt.  Innen-  
 und Außenborste dienen dem fast senkrecht gestellten Fußglied als kräftige Seitenstützen.  Während  
 des  Laufens  berührt  der  Rumpf  den Boden  nicht;  er  wird  abwechselnd  von  je  einem  Vorder-  und  
 einem Hinterbein und,-wie es scheint, auch von den nach hinten gerichteten Hüft-, Bauch- und Schwanzborsten  
 gestützt.  Das Hinterleibsende gleitet, da während des Laufens der Schwanzlappen eingezogen  
 ist,  auf  dem  Bauchrand  des  letzten Ringes,  manchmal  auch  auf  zwei  kegelförmigen  Zapfen,  welche  
 ventralwärts  zu  beiden  Seiten  des Afters  hervortreten.  Die  Schwanzborsten  sind  an  die  Trittfläche  
 gedrückt  und  ziehen  ihre  fädlichen  Enden  wie  Schleppseile  nach  sich. 
 Die  Tiere  laufen  auf  glatten  Blattflächen  erstaunlich  rasch.  Die  Glockenblumen-Gallmilbe  
 (Eriophyes Schmardai Nal . )   durchmißt  auf  einem  horizontal  liegenden  Papierblatt  in  einer Minute  
 eine Strecke von durchschnittlich 12 mm, d. i. ungefähr das Fünfzigfache ihrer Körperlänge; sie bewegt  
 sich  demnach  im  Verhältnis  zu  ihrer  Körperlänge  mit  der  Geschwindigkeit  eines  marschierenden 
 Soldaten, der 1 km in 12 Minuten zurücklegt.  Ganz ähnliche Resultate ergaben die Versuche,  welche  
 mit  den Milben  aus  dem  Erineum  purpurascens  von  Acer  angestellt  wurden. 
 Auf  sehr glatten,  feuchten  oder  überhängenden  Flächen  sind  die  Beine  allein meist  nicht  im  
 Stande,  den  schweren  Hinterleib  fortzuschaffen;  hier  wird  ihre  Tätigkeit  durch  abwechselndes  Zusammenziehen  
 und Strecken des Hinterleibes an seinem Ende unterstützt.  Diese Bewegung  erinnert  
 an die der  Spannerraupen,  jedoch  mit dem Unterschied,  daß  das Hinterende  allein  abgehoben  und  
 nach vorn gesetzt wird, während die Beine andauernd in schreitender Bewegung begriffen  sind.  Die  
 Kontraktionen  äußern  sich  in  wellenförmig  verlaufenden  Verschiebungen  der  Hinterleibsringe,  die  
 sich  bald  einander  nähern,  bald  voneinander  entfernen.  Zahlreiche,  zur  Körperachse  etwas  schräg  
 gestellte Muskelbündel,  welche  sich  an der  Innenseite des  Exoskelettes  befestigten  und  eine größere  
 Anzahl  von Ringen quer überspannen,  besorgen die Bewegung.  Beim Fixieren des Hinterleibsendes  
 krümmt das Tier dasselbe  etwas nach abwärts;  gleichzeitig wird die weiche,  dehnsame Haut ventralwärts  
 zu beiden  Seiten  des  Afters  vorgewölbt oder vielmehr vorgestoßen und gegen die  Grundfläche  
 gepreßt;  dadurch  erscheint  eine  bald  kreisförmige  zweilappige,  bald  nierenförmige  Haftscheibe,  die  
 das Körperende mit großer Kraft festhält.  Mit  dem Körperende verankert,  sind die Tiere  imstande,  
 sich  durch  längere  Zeit  kopfüber  nach  abwärts  hängend  oder  aufrecht  stehend  zu  erhalten.  Dabei  
 macht das Vorderende des Rumpfes pendelartige Bewegungen,  während die Beine in einem lebhaften  
 Spiel  begriffen  sind.  Die  Bedeutung  der  Beinborsten  als  weitreichende  Tastwerkzeuge  ist  dabei  
 deutlich  erkennbar.  Bringt man mit Hilfe  einer Nadel  ein Haar der gegenüberliegenden Gallenwand  
 in den Bereich des Tieres,  dann sucht  es  sich an demselben mit den Beinen anzuhaken;  gelingt  dies,  
 dann  löst  es  das Hinterleibsende  ab  und  schwingt  sich  durch  kräftiges  Beugen  der  Beine  und  Einwärtskrümmen  
 des  Hinterleibes  mit  jähem  Ruck  auf  die  gegenüberliegende  Seite  der  Gallen wand.  
 Dabei kann es Vorkommen,  daß  in diesem ÄJoment  die Beine  ihren Halt verlieren und das Tier  eine  
 beträchtliche  Strecke,  welche  die  Körperlänge  nicht  selten  um  mehrfaches  übertrifft,  gleichsam  im  
 Sprunge durchmißt.  Auf diese Weise dürfte auch die Beobachtung Wa r b u r t o n s ,   welcher Erio-  
 phyes ribis springende Bewegungen ausführen sah,  zu deuten sein.  Zuweilen kann man auch Milben  
 beobachten,  die  sich mit  den Beinen  an Haaren  festhalten  und mit  dem  frei  abstehenden Hinterleib  
 tastende  Bewegungen  ausführen,  wobei  die  Bedeutung  der  Schwanzborsten  als  Tastwerkzeuge  
 ersichtlich  wird. 
 2.  Integument. 
 Die Hautdecke der Gallmilben wird von einer dünnen, farblosen Chitinschichte gebildet, der eine  
 gewisse Dehnbarkeit eigen ist;  sie ist bei den freilebenden Phyllocoptinen stärker entwickelt als bei den  
 gallicolen  Formen.  Eine  größere  Festigkeit  und  Stärke  besitzt  die  Chitindecke  des  Cephalothorax,  
 auf dessen Ventralseite überdies  ein System von stark verdickten Leisten,  das  coxale Stützgerüst der  
 Extremitäten,  zu  erkennen ist.  Diese Stützleisten wurden nach dem Vorgang  M e g n i n s  bei den  
 Sarcoptiden fälschlich als E p i m e r e n   bezeichnet.  Sie sind Einfaltungen der Chitinhaut nach innen,  
 welche den Muskeln der Beine feste Stützpunkte bieten (vgl.  S. 180 [14]).  Von den älteren Beobachtern  
 wurden  sie  übersehen. 
 Die  Chitinhaut  des  langgestreckten  Hinterleibes  der  Eriophyinen  ist  durch  oberflächliche  
 Ringfurchen  und  ringförmige  Verdickungen  in  zahlreiche  schmale  Ringe  zerlegt,  die  durch  dünne,  
 weiche  Zwischenhäute  zu  einem  allseits  biegsamen  Rohr  vereinigt  sind.  Die  Ringe  sind  vielfach