Die Galle ist der von Eu. venusta sehr ähnlich, bis 1 cm lang und 5 mm dick. Sie ist eine unten
mehr als oben vortretende Anschwellung der Mittelrippe oder des oberen Teiles des Blattstieles.
Die kleineren Gaben enthalten nur eine Larve, in den größeren finden sich öfters 2, in getrennten
Kammern seitlich voneinander; nicht selten trifft man auch kleine Gallen, in denen sich das Ei nicht
entwickelt hat. Die allgemeine Entwickelung der Larven ist wie bei den anderen Arten der Gattung.
Die reifen Larven bohren sich aus der Galle heraus und verpuppen sich an der Erde oder sie spinnen
sich in der Galle selbst einen losen, graulichen Kokon (Ni e l s en) .
Die Galle beruht auf hypertrophischer Entwickelung des Markgewebes zwischen den Gefäßbündeln,
die beim normalen Blattstiele und der Mittelrippe auf dem Querschnitte in einer länglichen
Ellipse angeordnet sind. Das Mark ist in zahlreiche, kleine, dünnwandige, parenchymatische Zellen
umgewandelt, welche viel ö l, Chlorophyll- und Stärkekörnchen enthalten. Dieses grüne Gewebe,
in dem sich die Larve eine längliche, etwas unregelmäßig gestaltete Kammer ausfrißt, dient als Nähr-
gewebe ( H i e r o n y m u s a. a. 0 . p. 204). Taf. XLII, Eig. 34—36.
Auf Salix alba L., amygdalina L., daplmoides L., fragilis L., glabra Scop., lanceolata, purpurea L.,
viridis Fr.
Geogr. Verbr.: Österreich, Deutschland, Dänemark, Rußland.
4. E u u r a s a l i c e t i Fall.
Fallén Svensk. Vet. Akad. Handl. 1808, V. 31, p. 111.
Taf. XX X V III, Fig. 1.
Syn. Cryptocampus mucronatas Hart.
Cr. gemmarum Zadd.
Cr. pictus Zadd.
Kopf hinter den Augen verengert; Stirnfeld flach, deutlich begrenzt durch nicht sehr
scharfe Kiele. Thoraxrücken fein, aber nicht sehr dicht punktiert. Sägescheide am Grunde
ziemlich dick, dann allmählich in eine Spitze übergehend, die aber nicht scharf abgesetzt ist.
Schwarz; Mandibelbasis, Oberlippe, Clypeus ganz oder am Vorderrande, Wangenanhang
gelb. Fühler am Grunde schwarz, Spitze ± braun. Thorax schwarz, Tegulae gelb. Flügel klar,
Geäder braun, Basis des Stigmas weiß. Beine weißlich, Basis der Hüften, z. T. die Trochantern
und die Basis der Schenkel ± geschwärzt; Tarsen manchmal ganz schwarz.
$. Die äußeren Orbiten manchmal und die Basis der Sägescheide gelb. Neuntes Rückensegment
manchmal braun.
<$. Die 3eckige Platte unterhalb der Fühlerbasis, die Orbiten, meist die Ecken des Pronotums
und die Genitalplatte gelb.
Larve 6—7 mm lang, 20füßig. Haut glatt, unbehaart. Körper grünlich, ohne Zeichnung,
Bauch etwas lichter. Kopf rund, bräunlich; um die Augen findet sich ein dunkler Fleck, von dem aus
ein dunkler Schatten nach dem Scheitel zieht. Dieser und der oberste Teil des Gesichtes ist mit
zahlreichen dunklen Pünktchen bedeckt. Mitten auf der Stirn liegt ein umgekehrt herzförmiger,
dunkler Fleck. Mundschild gleichfalls dunkler; Kiefer an der Spitze dunkelbraun, 3zähnig. Junge
Larve weißlich, die überwinternde schieferfarbig, Bauch lichter. Kopf wie oben gezeichnet oder
etwas verwischt. Die Larve frißt in 3 Wochen die Galle aus, macht 4 Häutungen durch, wie die
abgestreiften, mit dem Kote in der Galle liegenden Häute beweisen, bohrt sich ein seitliches Loch,
fällt zur Erde, steigt aber wieder empor und bohrt sich in das Mark abgeschnittener oder abgebrochener
Weidenzweige einen etwa 2 cm langen, 2—3 mm breiten Gang und spinnt sich an dessen Grunde einen
feinen, weißlichen, durchsichtigen, an die Wand festgesponnenen Kokon. Mit derselben Kittsubstanz,
aus der der Kokon besteht, wird ein bräunlicher, etwa 1 mm dicker Pfropf gemacht, der den Gang
verschließt. Verpuppung im Frühjahr II; die im Juni oder Juli erscheinende Wespe legt ein Ei in
jede Knospe; die Galle entwickelt sich in etwa IV2 Monaten.
Die Galle besteht in einer Verbildung der Knospe und kann in 3 Formen auf treten, welche
nach N i e l s e n 1) im allgemeinen an verschiedene Weidenarten gebunden sind.
Erste Form auf Salix purpurea, daplmoides und anderen nahestehenden Arten mit spitzen
Knospen. Der unterste Teil der Knospe, der den Stengelteil umschließt, wird stark vergrößert und
zu einem kleinzelligen, nahrungsreichen Parenchymgewebe umgebildet. Der Blätterteil der Knospe
bleibt unverändert. Die Galle findet sich auf der ganzen Pflanze in der Achsel normaler Blätter.
Taf. XL, Fig. 17, 18.
Zweite Form auf Salix viminalis, besonders am Ende der Zweige. Die Knospe ist stark vergrößert
und kann 7—8 mm lang werden (normale Länge 3 mm); auch hier ist der Stengelteil der Knospe
umgebildet, der Blattstiel in der Regel wenig verdickt.2)
Dritte Form: Auf Salix amygdalina X purpurea greift die Verbildung über die Knospe hinaus.
Unter derselben entsteht im Holze eine Wucherung von Gallengewebe in einer Länge von 6—7 mm
und 2—3 mm Breite, welche nach außen einen starken Buckel am Zweige macht. Die Wucherung
ergreift auch den Stengelteil der Knospe und läßt nur den Blattteil unberührt. Mit den Knospen
messen die Gallen 10—12 mm Länge. Das Blatt, welches die Knospe trägt, fällt gewöhnlich ab.
Den Grund für diese Verschiedenheit der Gallenformen sieht N i e l s e n in der Verschiedenheit
der Knospen, die im ersten Falle groß genug, im zweiten zu klein für die Ernährung der Raupen
sind; für’die dritte Form kommen wohl physiologische oder anatomische z. Z. noch unbekannte
Eigenschaften der Pflanze in Betracht.
Außer an den genannten Weidenarten auch an Salix aurita L. und S. cinerea L.
Geogr. Verbr.: Mittel- und Nordeuropa, Sibirien.
5. E u u r a v e n u s t a Zadd.
Z a d d a c h : Schriften Naturf. Ges. Danzig. N. F. , p. 206.
Cryptocampus brevicornis Zadd. a. a. 0 . p. 210.
Stirnfeld tief eingedrückt, seitlich von scharfen Kielen begrenzt; unterer Stirnwulst durch die
nach oben ziehende Supraantennalgrube ganz durchbrochen. Kopf (bei 16facher Lupenvergrößerung)
fein runzlig punktiert, wenig glänzend. Fühler $ so lang wie Kopf .und Thorax zusammen, die
des $ kaum länger als der Hinterleib.' Sägescheide $ an der Basis ziemlich dick, dann in eine
ziemlich lange Spitze verschmälert, die aber viel weniger stark abgesetzt ist als bei testaceipes.
Schwarz; Clypeus, Oberlippe, Mandibelbasis und Beine gelb. Fühlerspitze rotbraun, Orbiten
selten braun, Tegulae braun oder gelb. Basis der Hüften und feine Linien an der Ober- und
Unterseite der Schenkel schwarz, Spitze der Hintertibien und ihre Tarsen gebräunt. Flügel klar,
Geäder braun, Basis des Stigmas weiß. Basis der Sägescheide, Genitalplatte des $ gelb. Mitte
des neunten Rückensegmentes ? meist bleich. Länge 4,5 mm.
J) J . C. N i e l s e n : De danske Cryptocampus-Arters Biologi. Tidskrift for Skovvaesen. V. XVIII, p. 256—276, und
Zeitschr. f. wissensch. Insektenbiologie. I 1905, p. 383/84.
2) Zu dieser Form gehört wohl auch die auf Taf. XL Fig. 19 abgebildete Galle.
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