den Geweben des Wirtsorganismus eingeteilt in solche, bei welchen der Parasit auf der Epidermis
des infizierten Pflanzenteils, in seiner Kinde, im sekundären Holz- oder Bastteil oder schließlich im
Mark liegt, — und eine ähnliche Einteilung auch für die Akrocecidien des Stengels in Vorschlag
gebracht. Bei letzteren unterscheidet der Autor solche, welche von einem äußerlich lebenden
Parasiten erzeugt werden und deren Intemodien nur geringe Verkürzung aufweisen,^sjfolche, bei
welchen der Parasit ebenfalls außen lebt, die -Intemodien aber stark verkürzt werden, wie bei
den terminalen Blattschöpfen von Euphorbia cyparissias u. a., und endlich, solche, bei welchen
der Parasit im Innern des besiedelten Päanzenorgans lebt. —
G e g e n die Einteilung in Akro- und Pleurocecidien scheint mir der Umstand zu sprechen,
daß in jeder der beiden Gruppen Gallen heterogenster Natur sich vereinigt finden, wie bereits aus den
von T h o m a s selbst angeführten Beispielen hervogeht.
2. Beyerincks Unterscheidung zwischen Gallen mit unbegrenztem und begrenztem Wachstum.
Die Einteilung, welche Be - y e r i n o k 1877 in Vorschlag gebracht hat, ist die erste,
welche auf zahlreiche entwicMungsgeschicht!iche,; morphologische und insektenbislogisehe Charaktere
Rücksicht nimmt. B e y e r i n c k unterscheidet zwei große Klassen: G a l l e n mi t u n b
e g r e n z t e m Wa c h s t u m : „mehrere Generationen der Bewohner bilden während einiger
Zeit die Form der Gallen um; der Galle erste Anlage g eh f jedoch von einem erwachsenen
Individuum aus. Fortpflanzung und Ernährung finden im Innern der Galle statt“, — und
G a l l e n m i t b e g r e n z t e m Wa c h s t u m : „Der einzige oder mehrere Bewohner verbleiben
nur während der Nährzeit ihres Larvenzustandes in den Gallen. Diese reifen schnell und sind
sehr viel eher als die Larven erwachsen. Der Gallen erste Anlage ist immer eine Zellgruppe“.
Die weitere Einteilung der beiden Hauptklassen, bei deren Behandlung B e y e r i n c k eme;
Reihe wichtiger Gesichtspunkte zur Sprache bringt, ist folgende:
I. Gallen mit unbegrenztem Wachstum.
a) Ä u ß e r l i c h e G a l l e n sind solche, bei welchen der Parasit dauernd an der äußeren
Seite der gallenbildenden Organe verbleibt; Luft kann ins Innere der Galle-stets
ungehindert zutreten. Hierher gehören Hemipteren- und Milbengallen.
Bei den H e m i p t e r e n g a l l e n handelt- es sich
um Gallen mit zentrifugalem Wachstum („die Richtung, in welche die Hauptaxe der Galle
sich verlängert, ist vom Bewohner abgewendet, aber diffus bei den Anschwellungen
von Chermes“), bei welchen. zwischen einfachen Gallen (Blattverkrüppelungen,
Achsentorsionen, lokalen Anschwellungen, Blasengallen, angeschwollenen Blütenkronen)
und zusammengesetzten Gallen (Knospengallen z. B. mit Rosettenbildung, Blattmißbildungen
mit teratologischen Änderungen der tragenden Achsen, wie Vergrünung,
abnormalem Achsenlängenwachstum usw.) zu unterscheiden is t;)» - und
um Gallen mit zentripetaler Entwicklung („die Wachstumsachse verlängert sich in die
Richtung dem Bewohner zugekehrt“)* für die B e y e r i n c k nur die Galle von
Pachypappa: vesicalis (auf Populus nigra) als Beispiel anführt.
Bei den M i l b e n g a l l e n unterscheidet B e y e r i n c k wieder zwischen einfachen und
zusammengesetzten. Zu den ersteren, bei welchen jede Galle „den morphologischen
Wert einer oder mehrerer Trichome oder einer Emergenz“ hat, werden die Filzgallen,
die von Milben erzeugten Beutelgallen etc. gerechnet, zu den ändern wiederum
Knospengallen und Vergrünungen,
b) I n n e r l i c h e Ga l l e n . „Bohrten bei den zu der vorigen Gruppe gehörigen Gallen
die Parasiten nur mit den Mundteilen die Epidermis an, so durchdringen sie bei Bildung
innerlicher Gallen4 die Oberhaut mit ihrem ganzen Körper.“ Hierher gehören Milbengallen
(linsenähnliche Blattverdickungen u. dergl.) und die Aelchengallen.
II. Gallen mit begrenztem Wachstum.
Hier unterscheidet B e y e r i n c k Larvengallen und Imagogallen.
a) Bei den L a r v e n g a l l e n sondern nach B e y e r i n c k die Larven während
kurzer Zeit in ihrer Jugend die gallenerzeugende wirksame Substanz ab. Als Untergruppen
sind zu unterscheiden:
Ma n t e l g a l l e n , bei welchen die Parasiten dauernd an der Oberfläche des
infizierten Organs bleiben. Entweder es liegen einfache Gallen vor (Definition wie oben:
die Galle hat den morphologischen Wert einer Emergenz) wie z. B. bei verschiedenen
Blattverkrüppelungen, bei zahlreichen kegel- oder kugelförmigen Blattgallen,^ ^— oder
zusammengesetzte Gallen (Knospengallen, Blattrosetten u. dergl.).
G e s c h l o s s e n e Ga l l e n , bei welchen der Parasit durch die Epidermis in
die inneren Gewebslagen vordringt. Hier unterscheidet unser Autor Minengallen („es
iifleb en die Larven in Minengängen der Blätter und Achsen. Das parenchymatische Gewebe,
welches diese Gänge einschließt, gerät in gallenartige Wucherungen, oft . . . . durch
Sklerenchymzellen sich erhärtend“) und die „eigentlichen geschlossenen Larvengallen“ :
Sklerenchymbildung rings um die anfänglich immer kugelförmige Larvenhöhle findet
niemals statt; die Gallen sind immer breit angeheftet, doch niemals ganz in normal
gebliebenes Gewebe eingeschlossen; zu dieser zweiten Gruppe rechnet B e y e r i n c k
die Cecidomyiagalle von Selaginella pentagona, die der Mayetiola poae usw.
b) Bei den I m a g o g a l l e n handelt es sich um Produkte der Hymenopteren; eine
Imago bohrt mit dem Legestachel einen Pflanzenteil an und liefert die gallenerzeugende
Flüssigkeit. Die Galle ist bereits völlig (oder nahezu) erwachsen, ehe noch die Larve die
Eihaut verläßt. Hierher gehören die Gallen der Blattwespen und der Gallwespen; die
Gallen der letzteren teilt B e y e r i n c k in zwei Untergruppen ein: entweder nehmen
an der Entwicklung der Galle Dermatogen, Periblem und in geringerem Grade das Plerom
teil, so daß die Haut der Galle sich entwicklungsgeschichtlich vom Dermatogen des
infizierten Pflanzenorganes sich ableitet, — oder das Ei wird in das Cambiform der Blattleitbündel
oder in das Cambium der Äste geschoben und die heranwachsende Galle zerreißt
das über ihr liegende Periblem und Dermatogen.
Kritisch hat sich über B e y e r i n c k s gedankenreiche Vorschläge zur Einteilung der Gallen
bereits T h o m a s geäußert.
3. Kerners Einteilung in Krebse» einfache und zusammengesetzte Gallen.
In seinem Pflanzenleben (in Bd. II: „Veränderung der Gestalt durch schmarotzende Sporenpflanzen“
und „Veränderung der Gestalt durch gallenerzeugende Tiere“) spricht K e r n e r eingehend
von den Gallen und äußert eine Keihe von Vorschlägen über ihre Einteilung.