§. z 3 . Aus diesen Beobachtungen geht demnach hervor.
a.) Dafs je kleiner der Winkel unter welchem das Schaufelwerk
liegt, ist, desto mehr Wasser von einer Schaufel fortgeschoben
wird ; selbst bey einer geringem Geschwindigkeit der Schaufeln.
Z>.) dafs daher bey einer kleinen Anzahl Umdrehungen in einer
Minute ein gröfserer ökonomischer Effekt entsteht.
Es sind sonach die bis jetzt bestehenden Theorien für die Praxis
nicht brauchbar. W e r übrigens die Wirkungsart eines .Schaufelwerkes
beobachtet und es sieht, dafs das Wasser über jede
Schaufel rückwärts abstürzt und die Schaufeln mit Wasser bedeckt
sind, der wird sogleich die im 18. §. bey den bisherigen Theorien
gewählte Vorstellungsart mit der Wirkung in Praxis nicht übereinstimmend
finden , und die Resultate der vorstehenden Tabelle
sich leicht aus dem Angeführten erklären.
§. 24. Da die Art und Weise, nach welcher Perronet sich
der Schaufelwerke bedient hat, für die Praxis wichtig ist, so will
ich dieselbe aus dessen Werken ausziehen. Bey der Brücke von
Orléans wurden dieselben entweder von Pferden (Fig. 3. Tab. 87.)
oder von dem Flusse selbst (Fig. 1 und 2) in Bewegung gesetzt.
Nachdem bereits vorne der Mechanismus solcher Schaufelwerke
beschrieben ist, so erklären die eitirten Figuren das weitere und
ich will nur noch folgende Erläuterungen anführen. Damit
das Wasserrad, je nach dem Steigen und Fallen des Stromes hoch
und niedrig gestellt werden konnte, so wurde das Rad auf zwey
Lager gelegt, welche Schraubenmuttern erhielten. Durch diese
wurden die Schrauben d und e Fig. 1., umgedreht, mithin das
Wellager, folglich auch das Rad, gehoben. Diese einfache Vorrichtung
vertritt die Stelle der Ziehpanster und Winden. Sie
kann bey ähnlichen Absichten mit Nutzen gebraucht werden
und ich habe sie auch bey der Wasserschraube unter dem Träger
mit Erfolg angewendet.
Wenn der Flufs 11 Schuh über sein niedrigstes Wasser
stand, so machte das Schaufel- oder Wasserrad, an dessen einem
Kranze ein Stirnrad c, Fig. 2. gemacht war , i 65 Umgänge in
der Stunde, welches zwey Schuh Geschwindigkeit in der Sekunde
giebt. Der Flufs legte sechs Schuh zurück, nämlich in der güiv*
stigsten Zeit: denn das Wasserrad machte ungleiche Umläufe,
weil eine Aufstauung in dem in zwo Arme getheilten Flusse, vor
dem Rade, entstand, die so lange dauerte, bis sie stark genug
war, sifch zu ergiessen, wo alsdann die Geschwindigkeit des W asserrades
zunahm. Ein Umstand, der bey den Wasserstaüungen
mittelst welchen auf die Maschinen nicht eine solche Wassermenge,
welche den Beharrungsstand unterhalten kann, geführt
wird, allemahl statt finden mufs.
2.) W a r der Wasserstand des Flusses zwey Schuh über dem
niedrigsten, so machte das Wasserrad in der Stunde 180 Umgänge
, welches drey Schuh für die Geschwindigkeit des Rades
und neun Schuh für'die des Flusses giebt (*). 3.) Wenn der
Wasserstand 25 Fufs w a r , so machte das Rad 216 Umgänge.
4.) Wenn der Wasserstand 3 Fufs betrug, so machte das Rad
240 Umgänge.
Bey dem ersten Fall waren die Schaufeln 3o Zoll eingetaucht,
bey dem zweyten Falle tiefer; bey den letztem Wasserständen
durften sie nicht tiefer, denn i 5 Zoll eingetaucht werden
, wenn das Rad nicht brechen sollte. Als der Strom aber
bis zur Hälfte des Halbmessers vom Wasserende hinauf stieg,
brach das Rad zweymal, und deswegen wurde die eben beschriebene
Schrauben-Vorrichtung gemacht. Der zweyte Fall kann
übrigens als ein Mittel angenommen werden, weil der Wasserstand
, welcher diese Geschwindigkeit hervorbrachte, am längsten
dauerte. 5.) An dem Kranz des Wasserrades waren 124
Zähne eingesetzt. 6.) Der Drehling n, welcher durch diese unmittelbar
in Bewegung gesetzt wurde, hatte i 5 Stäbe, der zwey-
(*) Dies tritt mit meinen Erfahrungen überein, dafs nämlich die Wasserräder
der Schiffmühlen A von der Geschwindigkeit des sie treibenden
Stromes haben. Solche in einen Flufs eingehangene Wasserräder kann
man aber füglich mit den Wasserrädern der Schiffmühlen vergleichen.
IV. Band. ■2 2 .