dafs man sich mit schnellen Aufdämmungen zur Zeit der Noth
nur äufserst selten schützen könne; wiewohl endlich die localkundigen
Personen und die geschicktesten Wasserbaukundigen
die Deicherhöhungen für zweckmäfsig erachten und über die unzureichenden
Geldmittel, welche zum Wasserbauwesen angewiesen
sind, Klage führen: so geht man dennoch mit einer unglaublichen,
ja unverantwortlichen Sorglosigkeit zu Werke; läfst alles
beym Alten und die Deiche in einer allzuniedrigen Lage. Für
die Correction der Hauptflüsse geschieht auch wenig; ja man legt
eine Menge partieller Deichengen an den untern Flüssen; gestattet
den Hauptflüssen schädliche Mündungen ins Meer, 2. B. S. 2 02.
und sieht den Versandungen der Flüsse, so wie der FahrwSüser
ziemlich gleichgültig zu. Das geschieht alles natürlich gegen den
Willen der geschickten Wasserbaumeister. Eben so und noch
weit ärger wird an andern Flüssen und in .manchem andern Lande
verfahren, nur freylich mit dem Unterschiede, dafs die beym
Wasserbauwesen Employirte es nicht nur gut heifsen, sondern
wohl gar anordnen, oder doch wenigstens vertheidigen. In einem
sehr verwahrlofsten Zustande befinden sich die Deiche oder
Dämme am Po, der Brenta und der Etsch, so wie an mehreren
Flüssen Italiens, die ich i. J. i 8o3 hereifste. Dieselben werden
aber daher auch bey jeder hohen Anschwellung der Flüsse zerrissen;
und so überschwemmen diese die fruchtbarsten Gefilde
Italiens. Ja die Flufshetten erhöhen sich dergestalt, dafs einige
seit einem Jahrhundert weit über die nahen Flufsgegenden empor
gestiegen sind; und noch jährlich nehmen diese Versandungen
zu. Ueberhaupt sind die mehresten Flufsdeiche nur auf die höchsten
Fluthen, welche beym eisfreyen Strome erfolgt sind, nach
und nach erhöhet worden; folglich ist bey ihnen noch nicht für
das Austreten der Eisströme gesorgt.
§. 3o. Oefters lassen sich jedoch mit einer großen Gelder-
sparnifs die alten Deiche erhöhen, wenn man z. B. auf die breite
Krone einen kleinen Deich aufsetzt, wie das Profil IST' 2 und 6
Tab. 56. zeigt. Ein solcher Aufsatz oder eine solche Kade ist auch
auf dein nördlichen Leckdeich bey W y k by Duurstede angeordnet,
wo er zugleich den Fufspfad, der mit Sand bestreuet ist,
bildet. Derselbe hat schon einige Mahle die Provinz Holland gegen
Ueberschwemmungen gesichert, und bewiesen, dafs er hinlänglichen
Widerstand leistet, wiewohl dessen Krone nur 1 \ bis
2 Schuh beträgt. Diese Aufdeichung ist also auch ein Beweis
dessen, was ich unten von der Breite der Krone sagen werde.
Von der Stärke des Proßls der Flufsdeiche.
§. 3i. Obgleich die Festigkeit und Dauer der Deiche grös-
stentheils von ihrer Lage gegen den Strom und ihrer eignen Höhe
abhängt, so ist sie doch auch von der Stärke des Profils und
von der Materie, woraus der Deichkörper aufgeführt ist, wesentlich
abhängig; so wie auch von der Beschaffenheit des Grundes,
auf welchem der Deich liegt. Da wir nun bereits über die Bestimmung
der Deichlinie und über die Höhe der Deiche das Nö-
thigste erörtert haben , so bleibt noch das Profil und die beste
Erdart festzusetzen übrig.
§■ 32. Was das Queerprofil des Deiches, oder das Besteck
betrift, so ist et zweckmäfsig, wenn es — in Beziehung auf das
Material des Deiches — der längsten Dauer und gröfstmöglich-
sten Oeconomie entspricht. Diese Bedingong kann es aber nicht
erfüllen , wenn man ihm nicht solche Dimensionen giebt, bey denen
der Deich allen Angriffen des in Absicht seines höchsten
Standes bekannten Flusses und Eisstromes Widerstand leisten
kann und ferner des Deiches vorderer Theil nicht aus solcher
Masse aufführt, welche das Durchdringen des Wassers schlechterdings
verhindert; wenn endlich der Deich nicht auf einen festen
und sichern Deichstaal, und sollte derselbe auch erst von der
Kunst gebildet werden müssen, gelegt wird.
§. 33. Betrachtet man nun das Queerprofil ah cd eines
Deiches Fig. h Tab. 84., so ist es einleuchtend, dafs die Gröfse
des Widerstandes, womit der Deich dem Angriff und Drucke des
Wassers widersteht, keineswegs blos von der Gröfse der Krone b c
JV. Band. 7,